Wintereinbruch

Flüchtlinge müssen ausharren bei Minusgraden

Die UN evakuiert schutzbedürftige Flüchtlinge von den griechischen Inseln auf das Festland. Grund ist der Wintereinbruch. Allerings kommt die Umverteilung nicht richtig in Gang. EU-Länder müssten ihre Verpflichtungen erfüllen.

Wegen des eisigen Winterwetters evakuieren die Vereinten Nationen besonders schutzbedürftige Flüchtlinge und Migranten von den griechischen Inseln auf das Festland. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR bringe Schwangere und kleine Kinder aus den kaum beheizten Lagern in Übergangswohnungen und Hotels, sagte Sprecher Roland Schönbauer dem Evangelischen Pressedienst am Dienstag in Athen.

„Die Lager auf Inseln wie Lesbos, Samos und Chios sind dreifach überbelegt, rund 10.000 Menschen harren in den Camps aus“, erklärte Schönbauer. Es fehle an Toiletten, Duschen und Betten. Viele Flüchtlinge müssten auf dem eiskalten Boden schlafen. Temperaturen um den Gefrierpunkt, Schnee und scharfe Winde machten den Geflohenen schwer zu schaffen.

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Der UNHCR-Sprecher sagte, die Menschen lebten in einem Schwebezustand. Sie warteten auf eine Registrierung, den weiteren Verlauf ihrer Asylverfahren oder die Weiterreise in andere europäische Länder. EU-Staaten hätten 2015 Griechenland die Aufnahme von mehr als 66.000 Asylsuchenden zugesagt. Bislang seien aber erst 7.800 Männer, Frauen und Kinder in andere EU-Staaten gebracht worden. Die meisten Betroffenen stammten aus den Konfliktländern Syrien, Afghanistan und Irak. Insgesamt befinden sich nach den UNHCR-Angaben etwa 50.000 Flüchtlinge auf den griechischen Inseln und auf dem Festland.

UN: EU-Länder müssen Verpflichtungen erfüllen

„Die Umverteilung kommt nicht richtig in Gang“, kritisierte Schönbauer. Die anderen EU-Länder müssten ihre selbstgesteckten Verpflichtungen erfüllen und den Griechen helfen. Rund 600 Mitarbeiter des Hilfswerks seien mit der Versorgung der Flüchtlinge beschäftigt. In den vergangenen Monaten hätten die Helfer rund 360.000 Gegenstände für den Winter wie Schals und Mützen an die Flüchtlinge verteilt.

Auch in Serbien sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen 7.500 Flüchtlinge und Migranten gestrandet. In Belgrad schliefen 2.000 junge Menschen bei Tiefsttemperaturen bis minus 20 Grad in verlassenen Gebäuden in der Innenstadt. Die serbischen Behörden hätten die humanitäre Hilfe dort stark eingeschränkt. (epd/mig)