Damaskus, Berlin, Rio

Syrische Menschenretterin schwimmt bei Olympia im Flüchtlingsteam

In den Fluten des Mittelmeers schwamm sie um ihr Leben. Im Olympiabecken von Rio schwimmt sie gegen die internationale Konkurrenz. In Berlin bereitet sich die Syrerin Yusra Mardini auf Rio vor. Von Theresa Liebig

Auf ihrer Flucht aus Syrien retten die Schwimmerinnen Yusra und Sarah Mardini auf der riskanten Überfahrt die Leben von Mitfahrenden. 25 Tage lang dauert ihr gefährlicher Weg durch die Türkei und über das Mittelmeer nach Europa, um dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat zu entkommen. Jetzt leben sie in Berlin.

Die 18-jährige Yusra wird allerdings Deutschland bald verlassen – in Richtung Brasilien. Die professionelle Schwimmerin startet in Rio bei den Olympischen Spielen in einer besonderen Flüchtlingsmannschaft, dem internationalen „Team Refugee Olympic Athletes (ROA)“. Für Schwester Sarah ist die Sportkarriere allerdings vorbei.

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Die beiden jungen Frauen waren schon in ihrer Heimatstadt Damaskus Leistungssportlerinnen. Beide haben mit dem syrischen Nationalteam an arabischen Meisterschaften teilgenommen, teilweise trainiert von ihrem Vater. Yusra Mardini hat daher kurz nach ihrer Ankunft in Berlin begonnen, bei den „Wasserfreunden Spandau“ zu trainieren.

Bis dahin haben die Schwestern einen dramatischen Weg zurückgelegt, erzählt Sarah Mardini, die Schwester der Olympiateilnehmerin, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Flucht vor dem Krieg in Syrien begann am Flughafen von Damaskus. Von dort flogen sie nach Istanbul und wollten mit dem Boot über das Mittelmeer nach Griechenland fahren.

„Meine Schwester, ich und eine andere Frau mit 17 weiteren Männern und einem kleinen Kind waren an Bord, obwohl das Boot für sieben Personen ausgelegt war“, berichtet Sarah Mardini. Nachdem der Motor des Bootes versagte, seien die Schwestern und ein weiterer Mann ins Wasser gesprungen, um das Boot mehrere Stunden durch das Mittelmeer bis nach Griechenland zu ziehen. Alle Flüchtlinge in dem Boot hätten die Überfahrt überlebt, erzählt sie.

Inzwischen sind auch die Eltern der Schwimmerinnen mit der jüngsten Schwester nach Berlin gekommen. Sarah unterstützt ihre Schwester bei dem Vorhaben, in Rio für das Flüchtlingsteam zu starten. Sie selbst kann wegen einer Schulterverletzung nicht mehr professionell trainieren. „In Syrien hieß es, meine Verletzung könnte wieder geheilt werden, aber auf der Flucht hat sich die Verletzung verschlimmert, und ein deutscher Arzt hat mir gesagt, dass ich nicht mehr weiter schwimmen kann“, erzählt sie.

Manchmal fällt es Sarah Mardini noch schwer zu akzeptieren, dass sie nicht mehr dabei ist und mit ansehen muss, wie ihre Schwester Yusra ihre Karriere verfolgen kann. Aber sie sagt, dass sie viel Glück gehabt habe, dass sie dem syrischen Krieg entkommen sei. Und dafür sei sie dankbar. (epd/mig)