Berliner LAGeSo

Starb Flüchtling nach wochenlanger Nichtbehandlung?

Möglicherweise hat das Chaos am Berliner Lageso einem Menschen das Leben gekostet. Nach Darstellung einer Initiative ist ein junger Syrer gestorben, nachdem er wochenlang vertröstet wurde. Eine Bestätigung für diesen Vorfall gibt es allerdings nicht.

Der Tod eines Flüchtlings am Berliner Lageso hat am Mittwoch hohe Wellen geschlagen. Die Berichte von Helfern, wonach die unhaltbaren Zustände am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) einem Menschen das Leben gekostet haben, wurden jedoch von den Behörden zunächst nicht bestätigt. Man bemühe sich um Klärung, hieß es. Nach Darstellung der Flüchtlingsinitiative „Moabit hilft“ starb ein 24-Jähriger in der Nacht zum Mittwoch, nachdem er lange Zeit erkrankt und ohne Essen vor dem Lageso gewartet hatte.

Am Nachmittag liefen die Prüfungen zu dem angeblichen Todesfall auf Hochtouren, unter anderem bei der Berliner Feuerwehr, den Krankhäusern und der Polizei, hieß es. Von einem toten syrischen Flüchtling sei nichts bekannt, hieß es aus Senatskreisen.

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Die Flüchtlingsinitiative „Moabit hilft“ hatte den Tod des Mannes als direkte Folge der unhaltbaren Zustände an der Berliner Behörde dargestellt. In einer Mitteilung im sozialen Netzwerk Facebook hieß am Mittwochmorgen wörtlich: „Du hast soviel überlebt. Du hast das Lageso nicht überlebt. Du bekamst Fieber, Schüttelfrost, Herzstillstand. Du bist letzte Nacht verstorben. Wir weinen.“

Das für die Flüchtlingsregistrierung und -versorgung zuständige Lageso war in den vergangenen Monaten bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Kritisiert wurden die chaotischen Zustände in der Behörde. Offenbar wegen unzureichender Personalausstattung am Lageso müssen Flüchtlinge mitunter mehrere Wochen warten, bis sie sich erstmals registrieren lassen können. Zudem soll es zu massiven Leistungsverzögerungen gekommen sein. Erst am Dienstag hatten mehrere Medien darüber berichtet, dass Flüchtlinge in Berlin hungern müssen, weil ihnen vom Lageso kein Geld für die Selbstversorgung ausgezahlt worden sei.

Wie mehrere Medien am Mittwochmorgen unter Berufung auf die Helfer berichtet hatten, soll der verstorbene Syrer seit Wochen immer wieder vorstellig geworden sein, um Krankenscheine und andere Leistungen abzuholen. „Er war vom Warten in der Kälte ausgelaugt, hatte erst eine Erkältung, die dann zu einem grippalen Infekt wurde, der nicht behandelt wurde. Am Ende hat er sich auch mit Fieber am Lageso anstellen müssen“, sagte Diana Henniges von der Initiative „Moabit hilft“ SpiegelOnline. Der Flüchtling habe zudem nichts zu essen gehabt, weil er kein Geld erhalten habe.

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst betonte eine Sprecherin der Initiative, dass der Syrer am Dienstagabend in einem Rettungswagen einen Herzstillstand erlitten habe. Im Krankenhaus sei er dann an den Folgen gestorben. Demnach soll ein Helfer der Flüchtlingsinitiative den Syrer am Dienstag zunächst wegen seiner Erkrankung aus der Warteschlage am Lageso gezogen und zu sich nach Hause gebracht haben. Nachdem der Flüchtling wegen hohen Fiebers nicht mehr ansprechbar gewesen sein soll, habe der Helfer den Rettungswagen gerufen. Facebook-Posts des Helfers, aus denen der Tod des 24-jährigen Syrers hervorgehen soll, wurden mittlerweile gelöscht.

Updadte, 28.01.2016, Uhr 9.30: Wie inzwischen bekannt wurde, ist die Geschichte des verstorbenen Syrers frei erfunden. Offenbar wollten die Flüchtlingshelfer damit auf die desolate Situation in der Berilner LAGeSo aufmerksam machen. (epd/mig)