Hannover

Feuer zerstört Flüchtlingsheim

Brände in Flüchtlingsunterkünften reißen auch im neuen Jahr nicht ab. Auch an diesem Wochenende wurde ein Flüchtlingsheim bei einem Brand zerstört. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, wird die Täter jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht fassen, wie Recherchen zeigen.

In Barsinghausen bei Hannover hat am Samstag ein Brand in einem im Bau befindlichen Flüchtlingsheim einen Schaden von rund 100.000 Euro angerichtet. Polizei und Stadtverwaltung gehen von Brandstiftung aus. Nach bisherigen Erkenntnissen entzündeten der oder die Täter Dämmmaterial einer Fußbodenheizung in mehreren Stockwerken. Menschen wurden nicht verletzt. Die ersten Flüchtlinge sollten Ende März einziehen.

Bei den Löscharbeiten fanden die Feuerwehrleute mehrere geöffnete Gasflaschen im Gebäude. Dadurch hätten die Täter die rund 50 beteiligten Rettungskräfte in akute Lebensgefahr gebracht, hieß es.

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erklärte in Hannover, er schäme sich dafür, „dass so etwas auch bei uns in Niedersachsen immer wieder passiert“. Auch Taten, bei denen kein Mensch zu Schaden komme, verunsicherten die Männer, Frauen und Kinder, die aus großer Not nach Deutschland flöhen.

Brände überall im Bundesgebiet

Immer wieder kommt es im gesamten Bundesgebiet zu Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte. Erst wenige Tage hatten zwei Brände in Nordrhein-Westfalen Angst verbreitet. In Oberhausen haten unbekannte Täter versucht, einen 5.000-Liter-Gastank neben einer geplanten Flüchtlingsunterkunft anzuzünden.

Im Kreis Borken hatten ebenfalls Unbekannte in einer Asylbewerberunterkunft eine Feuerwerksbatterie gezündet. Wie die Staatsanwaltschaft und die Polizei mitteilten, drangen die Täter in der Nacht durch eine unverschlossene Tür an der Rückseite des Gebäudes in die Küche der Unterkunft ein. Dort zündeten sie die Batterie und flohen über den Hinterhof.

Täter werden kaum gefasst

Die Aufklärungsquote bei Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte ist inoffiziellen Recherchen zufolge sehr niedrig. Ein Team von „Die Zeit“ war 222 Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte nachgegangen. Das Ergebnis der Auswertung war ernüchternd: Es wurde lediglich in acht Fällen Anklage erhoben und vier Urteile gesprochen.

Weitere Urteile werden in Rostock und Hannover erwartet. Zwei Männer werden sich ab dem 4. Februar vor dem Landgericht Rostock verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 25-jährigen und 26-jährigen Angeklagten versuchten Mord und schwere Brandstiftung vor. Sie sollen am 12. Oktober 2014 zwei mit Benzin gefüllte Bierflaschen gegen eine Asylbewerberunterkunft in Groß Lüsewitz geworfen haben. Den Angeklagten soll bewusst gewesen sein, dass das Haus von Asylbewerbern bewohnt war. Verletzt wurde damals niemand. Die Angeklagten sitzen seit August 2015 in Untersuchungshaft.

Zwei weitere Männer und eine Frau werden sich ab dem 10. Februar vor dem Landgericht Hannover verantworten. Sie sollen im August 2015 ein bewohntes Flüchtlingsheim in Salzhemmendorf bei Hameln mit einem selbstgebauten Molotow-Cocktail in Brand gesteckt haben. Bei dem Anschlag waren eine Frau aus Simbabwe und ihre drei Kinder nur knapp dem Feuer entkommen. Die Tatverdächtigen räumten die Tat bereits ein. Der jüngere der beiden Männer war Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr und soll auch in der rechten Szene aktiv gewesen sein. (epd/mig)