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MiGAZIN Kolumnist Tobias Busch - schreibt über Auswirkungen von Migrationsbewegungen © privat, bearb. MiG

Immigrierte Chefs

Die USA möchten keine Flüchtlinge aus Syrien

Der Kongress der Vereinigten Staaten möchte syrische Flüchtlinge nur noch in Ausnahmefällen aufnehmen, weil den Abgeordneten das zu gefährlich ist. Wir erinnern uns: Ohne den amerikanischen Krieg im Irak gäbe es keinen "IS".

Von Dienstag, 24.11.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.11.2015, 16:31 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Absolute No Go Area für politisch Korrekte in Deutschland ist zur Zeit die Vermischung von Flüchtlingsdrama und Terror. Markus Söder, sonst auf schlichte Weise konsequent populistisch, hat das nicht rechtzeitig erkannt und sich viel Ärger eingehandelt. Der Kongress der Vereinigten Staaten, namentlich sein republikanischer Teil, kümmert sich allerdings nicht um die deutschen Befindlichkeiten. Er möchte syrische Flüchtlinge nur noch in Ausnahmefällen aufnehmen, weil den Abgeordneten das zu gefährlich ist und so haben sie das mit zwei Drittel Mehrheit als Gesetzesvorlage beschlossen.

Wir erinnern uns. Die Amerikaner sind vor rund zehn Jahren unter ihrem Präsidenten George W. Busch – einer Lichtgestalt der jüngeren Geschichte- gegen den gesunden Menschenverstand und jeden guten Rat in den Irak einmarschiert. Angetrieben von den Herren Cheney und Rumsfeld, nicht gestoppt von klügeren und -wie viele glaubten- auch anständigeren Leuten wie Colin Powell. Alles stramme Republikaner. Der Krieg entpuppte sich als Katastrophe, die an die Destabilisierung der arabischen Welt geradezu einen weiteren Turbo angesetzt hat. Ein Verbrechen gegen die Menschheit waren dieser Krieg und vor allem seine über das Militärische hinaus vollkommene Konzeptionslosigkeit. In den USA wird der Krieg inzwischen selbst vom Mainstream langsam als Fehler erkannt – aber das Land scheint weit davon entfernt, sich seiner Mitschuld und –verantwortung an den heutigen Verhältnissen bewusst zu werden.

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Mit Sicherheit gäbe es keinen „IS“ ohne den amerikanischen Krieg im Irak. Es gäbe auch nicht ein völlig zerbombtes Land und einen zerfallenen Staat Syrien, wenn die Amerikaner zu Beginn des Bürgerkrieges eine Einigung mit den Russen gesucht und gefunden hätten statt kompromisslos die Beseitigung ihres ehemaligen Verbündeten Assad zu betreiben. Wenn die Herren Obama und Putin gemeinsam Herrn Assad gesagt hätten, was zu tun ist, wäre das ganze Drama ausgefallen! So einfach ist das!

Und nun das. Man fragt sich, was in den Köpfen und auch den Herzen dieser Politiker vor sich geht. Natürlich – die Täter des islamistisch motivierten Terrors sind in der Regel junge Muslime. Viele haben einen Migrationshintergrund (9/11, Boston, London, Paris, Madrid). Oder sie haben eher nationalistische Motive wie in Mumbai, Bangkok und möglicherweise Mali. Ein Flüchtling aber ist wohl bisher noch nie unter den Tätern gewesen. Typischerweise rekrutieren die Drahtzieher ihr mordendes Personal unter den aktiven oder abgebrochenen Auslandstudenten oder unter den Kindern von Immigranten, die hier auf absurde Weise nach Sinn und Bestimmung suchen. Oder es sind eben – wie in Mumbai- einfach junge Leute, die sich für den Kampf gegen ungläubige und verhasste Nachbarn instrumentalisieren lassen. Bei dieser Faktenlage ist eine solche Gesetzesvorlage im mächtigsten Land der Welt schon ziemlich deprimierend – welche innenpolitischen Hintergründe auch immer sie haben mag.

Es ist zu hoffen, dass die Diskussion hierzulande etwas ehrlicher geführt werden wird, falls demnächst der Realitätssinn wieder in der politischen Diskussion die Überhand gewinnen sollte. Natürlich werden Hunderttausende junger Männer eine Vielfalt von Problemen verursachen, wenn ihre Energie, ihre Kraft und ihre Einsatzfreude nicht gebraucht werden. Und es ist völlig unklar, wie wir es „schaffen“ werden, diese Menschen in ihrer Mehrzahl sinnvoll einzusetzen und ihnen zu einem halbwegs gelungenen Leben zu verhelfen. Unsere Kanzlerin, die schon von der Wirkung ihrer eigenen Bilder und Aussagen überrascht ist, wird das Rezept nicht liefern. Aber selbst wenn tatsächlich ein paar der heutigen Flüchtlinge eines Tages zu Terroristen oder Unterstützern würden, weil sie auch verrückt geworden sind und glauben, ihre Religion sei die einzig wahre unter den vielen auf dieser Welt: Das würde dann ein relativ kleines Problem unter sehr viel größeren sein. Ob die Terrororganisatoren sie oder andere Idioten rekrutieren, spielt doch im Grunde keine Rolle. Unser Wohl hängt davon ab, dass wir den Hundertausenden eine Perspektive bieten und das wird ein großer Kraftakt werden! Aktuell Ausland

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