Zahnarzt, Deppe, Spende, Flüchtlinge
Zahnarzt Dr. Jochen Deppe mit seinen Mitarbeitern

Grandiose Idee

Zahnarzt macht aus Altgold Geld für Flüchtlinge. Dann kommen die Nazis…

Ein Gütersloher Zahnarzt sammelt das Altgold seiner Patienten und spendet einem örtlicher Bürgerstiftung 10.000 Euro für die Flüchtlingshilfe. Diese grandiose Idee gefällt nicht jedem. Plötzlich werden die Internet-Seiten der Zahnarztpraxis mit Hasskommentaren übersät.

Mittwoch, 04.11.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.11.2015, 20:57 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Mit einer ungewöhnlichen Idee hat der Gütersloher Zahnarzt für Aufsehen gesorgt und einen Shitstorm im Netz ausgelöst. Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation haben er und seine Mitarbeiter sich Gedanken gemacht, wie sie sich engagieren können. Sie entschlossen sich, Geld für die Flüchtlinge zu sammeln. Mit Zustimmung der Patienten haben sie das gesammelte Altgold in Geld umgetauscht und einen stattlichen Betrag von 10.000 Euro an die Bürgerstiftung Gütersloh gespendet, die lokale Flüchtlingshilfe anbietet.

Ihre Freude über die gelungene Aktion teilten sie auf Facebook. Sie erhielten viel Zuspruch und Anerkennung. Doch die Aktion gefiel nicht jedem. Rechtsradikale wurden darauf aufmerksam und hinterließen eine Flut an Hasskommentaren auf den Facebook-Seiten der Praxis sowie auf dem Zahnarzt-Blog.

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Wir danken allen Patienten, die unserer Praxis ihr Altgold überlassen haben, um es für eine gute Sache zu spenden!! So…

Posted by Zahnarztpraxis Dr. Jochen Deppe on Donnerstag, 29. Oktober 2015

„Mir war klar, dass die Aktion nicht nur auf Wohlwollen stoßen würde“, erklärt Zahnarzt Jochen Deppe. Überrascht sei er aber dann doch gewesen, wer sich „alles rechtsradikal zu Wort“ gemeldet habe. „Erbärmlich ist dabei nicht nur die Orthografie, sondern auch die komplette Ferne zu unseren Werten und Mitmenschlichkeit“, so der Arzt.

Und weil auf Facebook jeder unkontrolliert alles schreiben kann, mussten Deppe und seine Mitarbeiter selbst dafür sorgen, dass die Hassbotschaften gelöscht werden. Eine Selbstverständlichkeit, die längst nicht überall angekommen ist. Aktuell führt die Bundesregierung Gespräche mit Verantwortlichen von Facebook, damit strafrechtlich relevante Inhalte gelöscht werden. Bisher zeigt sich das wohl weltweit größte soziale Netzwerk eher zögerlich. Dabei zieht das Gesetz klare Grenzen. Was im täglichen Leben verboten ist, ist auch im Internet nicht erlaubt.

Die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg hat erst kürzlich entschieden, dass kommerzielle Internetseiten beleidigende Leserkommentare, anonyme Drohungen oder Hasstiraden immer im Blick haben und diese zügig löschen müssen. Das verstößt nach Ansicht der Richter nicht gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung. Der Portalbetreiber biete die technische Plattform, also müsse er auch die Aufsicht üben. Das müsste auch für Facebook gelten.

Für Zahnarzt Deppe ist die Aufsicht über solche Kommentare selbstverständlich. Im Ergebnis mache es keinen Unterschied, ob jemand im Bus angepöbelt werde oder im Internet. Seit der Erfahrung mit den Hasskommentaren, gelten auf den Facebook-Seiten der Praxis und auf dem Blog Diskussionsregeln. Wer sich nicht an diese Netiquette hält, darf nicht mitdiskutieren. Hass und Beleidigungen haben dort keinen Platz. „Meiner Überzeugung als Arzt entspricht es, diesen Menschen, die zu uns fliehen, zu helfen. So, wie wir uns Hilfe wünschen würden, wenn wir in einer ähnlichen Situation wären.“ (es) Gesellschaft Leitartikel

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