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Facebook Kommentare von Madlen Vartian

"Dieses Pack"

CDU Politikerin hetzt gegen Türken, Araber und Kurden

In einem Facebook-Kommentar läuft die CDU-Politikerin und Sprecherin des Christlich-Alevitischen Freundeskreises der CDU, Madlen Vardian, verbal Amok gegen Türken, Kurden und Araber. Sunniten seien "Pack". Ein Ausrutscher ist es nicht. Sie verteidigt ihre Position mehrmals. Und die CDU? Sie schweigt. Viel zu laut.

Von Annett Abdel-Rahman Dienstag, 29.09.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01.10.2015, 1:53 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Es ist zu spät. Definitiv. Der Schaden ist schon angerichtet. Facebook ist eben doch die Welt und kein kuscheliges Zuhause, wo man auch mal unbeobachtet seine Jogginghosen-Laune raus lassen kann. Da nützt es nichts, Stunden später den Account nur noch für „Freunde“ sichtbar zu machen. Bis dahin haben alle den Status gelesen, geteilt, kopiert, einen Screenshot gemacht und weitergegeben.

Normalerweise schreibe ich keine Artikel über Facebook-Kommentare, das ist weder mein Beruf, noch mein Metier. Doch gab es heute auf Facebook einen Kommentar von Madlen Vartian zu lesen, der viele Mitleser bestürzt und fassungslos gemacht hat, auch mich. Deswegen dieser Artikel.

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Madlen Vartian bezieht Stellung zu einem Artikel, der davon berichtet, dass in Betlehem einen Tag vorher die Mar Charbal-Kirche abgebrannt ist, der Priester der Kirche geht laut diesem Artikel von palästinensischen Extremisten aus. Zu Recht ist Frau Vartian empört.

Ein Gebetshaus anzuzünden ist ein aggressiver, menschenverachtender Akt. Ich empfinde das jedes Mal so, egal, ob es sich um eine Synagoge, Kirche oder eine Moschee handelt.

Ihre Empörung äußert sie in einem Kommentar, der jedoch böser und hasserfüllter kaum sein kann. Er ist nicht gegen die tatsächlichen Täter gerichtet, sondern gegen sunnitische Muslime allgemein, die generell mit den Tätern in einen Topf geworfen werden:

„Ich glaube nicht an die Aufteilung zwischen „Moderaten“ und „Extremisten“ denn im Ergebnis trägt die überwiegende Mehrheit der Sunniten, ob Araber, Türken oder Kurden – den Christenhass und die Zerstörung von Kultur und Zivilisation in sich. Im wahrsten Sinne des Wortes wächst kein Gras, wo dieses Pack lebt. Die Welt mag sie untertreibend „Islamisten“ nennen, ich nenne es – aus der 1400jährigen Erfahrungsgeschichte meines Volkes – sunnitischer Islam. Ein anderes Gesicht kennen wir nicht! Die gekauften Hunde in Europa mögen für dieses Pack bellen wie sie wollen!“

Harter Tobak. Nun kann man das, sehr gutmütig betrachtet, für einen Ausrutscher halten, für schwache 5 Minuten. Doch über 6 Stunden war ihr Kommentar zu lesen, die darauf folgenden Reaktionen auch. Auf fehlende Differenzierung und Sachlichkeit von vielen Lesern rüde, entsetzt oder freundlich hingewiesen, als Hetze und rassistischer Kommentar eingeordnet, bekräftigte Frau Vartian ihre Meinung:

„Ach, noch was: Ob ich sie (die Sunniten Anm. d. R.) „Pack“, „Dreck“, „Rassisten“, „Faschisten“ oder was auch immer nenne, ist allein meine Sache!“

Randnotiz: Unter „Freunde & Förderer“ zählt die CAF unter anderem die Türkische Gemeinde in Nordrhein-Westfalen (TGNRW) auf. „Die TGNRW begrüßt den Ansatz des CAF und setzt auf einen konstruktiven Dialog“, heißt es dort.

Wer Frau Vartian nicht kennt, mag sich die Frage stellen, warum ihre Meinung solches Entsetzen auslöst, warum ist es wichtig, was sie schreibt? Madlen Vartian ist Juristin, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland, Sprecherin des Christlich-Alevitischen Freundeskreises der CDU (CAF). Sie ist eine öffentliche Person, die sich als Mitglied der Regierungspartei meines Landes äußert, die als Sprecherin ein CDU-Netzwerk vertritt, welches sich selbst folgendermaßen beschreibt:

„Der CAF will sich konstruktiv in die Integrationspolitik der CDU einbringen. … Hierbei spielen … die Ablehnung von Antisemitismus, Homophobie und anderen Feindbildern innerhalb der Migrantengemeinschaften eine wichtige Rolle. Es ist die Grundüberzeugung des CAF, dass ein gedeihliches Miteinander zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Migranten, sowie der verschiedenen Migrantengemeinschaften untereinander, notwendig ist, um den sozialen Frieden in unserem Land langfristig zu wahren.“

Das CDU Mitglied Madlen Vartian teilt diese Grundüberzeugungen mitnichten. Sie hat ihre Haltung sehr deutlich gemacht: sie setzt Muslime mit Faschisten und Dreck gleich und diejenigen, die sich für interreligiösen Dialog engagieren, mit bellenden Hunden. Den sozialen Frieden in meinem Land mit solchen Hasskommentaren und solcher Hetze zu gefährden, ist ein aggressiver, menschenverachtender Akt.

Ich arbeite als Religionslehrerin an der Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück. Unsere Schüler sind Juden, katholische und evangelische Christen und Muslime, unsere Lehrer auch. Trotz großer Unterschiede und auch schwieriger Diskussionen haben Hass und Hetze keinen Platz bei uns, das verstehen schon die Erstklässler.

Der Kommentar ist mittlerweile nicht mehr lesbar, aber hundertfach geteilt.

Die CDU-Spitze schweigt bis jetzt. Viel zu laut. Aktuell Politik

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  1. Tuncay Deniz sagt:

    @ Genja Marchuk: Sie schreiben: „Der Völkermord an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts.“
    Liebe Frau Marchuk, nach dem 2. Weltkrieg (1945-1949) gab es die Nürnberger Prozesse, wo die Hauptkriegsverbrecher angeklagt und verurteilt wurden. Das Ganze hat auch eine Vorgeschichte, nämlich die Malta-Prozesse. Nach dem 1. Weltkrieg, 1919, brachten die Briten über 100 Türken nach Malta, um sie wegen Kriegsverbrechen, einschließlich dem „Völkermord an den Armeniern“, anzuklagen. Das britische Gericht befand die Türken jedoch für unschuldig, die Anklage wurde abgewiesen und alle Türken wurden freigelassen.
    Wie viele Menschen (Armenier/ Nicht-Armenier) damals gestorben sind, weiß ich nicht. Und wenn es nur einer gewesen ist, dann ist es bestimmt einer zu viel.
    Allein die armenische Behauptung, es sei damals ein Völkermord gewesen, reicht nicht! Wieso akzeptieren die Armenier, das Urteil der Briten nicht? Und wenn es berechtigte Zweifel an dem britischen Urteil gibt, warum weigern sich die Armenier, das Ganze vor einem anderen Gericht neu zu verhandeln?

  2. gedanke sagt:

    Die Frau kann mir den Buckel runterrutschen.Das sie im Namen der CDU spricht und diese Partei,dazu schweigt ,sagt mehr als tausend Worte…
    Willkommen in der Welt der überheblichkeit.

  3. surviver sagt:

    Es ist wirklich an der Zeit Hetze im Internet straftrechtlich zu ahnden, egal in welcher Form und gegen wen auch immer.
    Wo soll denn das noch hinführen?

  4. Özer sagt:

    @Tuncay Deniz, also leugnen Sie den Völkermord an den Armeniern?

    @TaiFei „mit deutschen Wissen und Know how“ Und? Zeigt sich Polen ob der polnischen Helfershelfer in den dortigen KZs wie Ausschwitz verantwortlich für das Treiben der Nazis? Was wollen Sie? Relativieren, Abwiegeln, Abweisen? Den Deutschen auch dafür die Schuld in die Schuhe schieben? Nein, es waren die Türken selbst, die diese schreckliche Tat begangen haben. Reinwaschen und auf andere schieben ist nicht, mein Gutester.

  5. Tuncay Deniz sagt:

    @Tuncay Deniz, also leugnen Sie den Völkermord an den Armeniern?
    Lieber Herr Özer,
    was wir beide als Privatpersonen glauben oder nicht glauben ist hier unerheblich. Zu dem Thema gibt es bereits einen ordentlichen Gerichtsbeschluss der Briten, wonach es kein Völkermord war. Auch wenn dieses Urteil beinahe schon 100 Jahre alt ist, ist sie nach wie vor gültig. Gegenfrage: Sie leugnen demnach die Rechtmäßigkeit des britischen Gerichtsurteils? Wenn ja, was hindert Sie daran, ein neues Verfahren anzustreben?
    Zu den „Hasspredigen“ von Frau Vartian, kann ich nur wiederholen: wo bleibt der Verfassungsschutz, warum ist diese Frau immer noch nicht von der zuständigen Anwaltskammer ausgeschlossen?

  6. TaiFei sagt:

    Özer sagt: 3. Oktober 2015 um 22:08
    „Was wollen Sie? Relativieren, Abwiegeln, Abweisen? Den Deutschen auch dafür die Schuld in die Schuhe schieben?“
    Mein Gott, ist es sooo kompliziert mal einen Satz richtig zu lesen?
    TaiFei sagt: 1. Oktober 2015 um 07:21
    „Genja Marchuk sagt: 30. September 2015 um 09:51
    „… Der Völkermord an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts.“
    Richtig,…“
    Ich habe die türkische Schuld weder bestritten noch relativiert, sondern lediglich einige historische FAKTEN ergänzt. Also unterstellen Sie mir nichts.

  7. karakal sagt:

    Massen- oder Völkermord oder nicht „Völkermord“ an den Armeniern hin und her, wenn das ein „Religionskrieg“ gewesen sein soll, muß man auf jeden Fall die Frage stellen, wieviel islamisches Bewußtsein und tiefer gehende Kenntnis von ihrer Religion die osmanischen Türken in der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs noch hatten. Die meisten Menschen – offensichtlich auch Frau Vartian – wissen nicht zwischen Religion als solcher und dem Fehlverhalten ihrer Angehörigen zu unterscheiden. Und so projiziert sie das Fehlverhalten der Mehrzahl der damaligen osmanischen Türken auf der Grundlage von pseudowissenschaftlichen und demagogischen Schriften – wie der Bücher des ihr anscheinend gleichgesinnten Abdel-Samad – und den Beiträgen der islamfeindlichen Hetzmedien auf alle Muslime insgesamt.