Bildungsstudie

Elten wünschen sich interkulturelle Öffnung der Schulen

Trotz enormen Aufwands und hoher Bildungsziele können Eltern mit Migrationshintergrund ihre Kinder vergleichsweise unzureichend fördern. Lösung könnte die interkulturelle Öffnung der Schulen sein. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.

In einem Punkt sind sich Eltern mit ausländischen Wurzeln einig: „Bildung ist der wichtigste Schlüssel für ein gelungenes Leben.“ Diesen Satz unterschreiben quer durch alle Milieus 96 Prozent der Väter und Mütter mit Migrationshintergrund. Einer Studie der Universität Düsseldorf zufolge, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, fühlen sich die Eltern aber nicht genügend unterstützt. Sie vermissen auf ihre Situation zugeschnittene Beratung und die Förderung ihrer Kinder sowie interkulturelle Kompetenz an den Schulen.

Die Untersuchung des Bildungsforschers Heiner Barz über Erfahrungen von Migranten mit dem deutschen Bildungswesen trägt den Titel „Große Vielfalt, weniger Chancen“. Barz sagte, viele Migranten klagten über verlorene Jahre durch Zurückstufungen oder Schulwechsel. Angebote zur Elternbildung stießen durchweg auf großes Interesse, auch in den unteren Schichten. Die Hälfte der Eltern verbringt bis zu einer Stunde pro Tag mit den schulischen Belangen der Kinder. Nur zwei Prozent geben an, überhaupt keine Zeit dafür zu haben.

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In den Einwandererfamilien spiegelt sich im übrigen, dass in Deutschland die Bildung der Kinder immer noch vom sozialen Milieu abhängt, aus dem sie kommen. Während Mittelschicht-Eltern über den Hausaufgaben sitzen, fehlt es Kindern wenig gebildeter oder sehr traditionsorientierter und religiöser Eltern vielfach an Unterstützung.

Die Schule sehen die Eltern mit ausländischen Wurzeln durchaus kritisch. 92 Prozent wünschen sich Lehrer für ihre Kinder, die sensibilisiert sind für Fragen der Integration – aber nur 60 Prozent haben sie. 88 Prozent der Eltern wünschen, dass kulturelle Vielfalt Wertschätzung erfährt, doch nur zwei Drittel glauben dies im Schulalltag ihrer Kinder erkennen zu können.

Zudem gibt es einen großen Bedarf an Information: 86 Prozent der Eltern wünschen sich Beratung zu speziellen Förder- und Stipendienprogrammen für junge Migranten, aber nur 20 Prozent geben an, dass es so etwas an der Schule ihrer Kinder gibt. Islamischen Religionsunterricht wünschen sich 28 Prozent der Eltern, neun Prozent finden ihn an den Schulen ihrer Kinder vor.

Barz sagte, die Studie zeige, dass die Eltern Bildung sehr hoch schätzten. Das müsse man nutzen, um die Chancen der Kinder zu verbessern. Er empfahl den Schulen, sich zu öffnen und Kontakte zu Migrantenverbänden oder Moscheevereinen herzustellen. Für die Studie waren an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität 1.700 Mütter und Väter auf Deutsch, Türkisch und Russisch befragt wurden. Das Forschungsprojekt wurde von der Mercator Stiftung und der Vodafone Stiftung Deutschland gefördert.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, erklärte, damit Migranten an den vielfältigen Bildungsanboten in Deutschland teilhaben können, bräuchten sie verstärkt Unterstützung. Eltern sollten in ihren Sprachen über Bildungsangebote informiert werden. Asylbewerber, Geduldete und EU-Bürger sollten Zugang zu Deutsch- und Integrationskursen erhalten, forderte Beck.

Die Linksfraktion erklärte, die Bildungspolitik habe versagt. Migranten müssten nicht davon überzeugt werden, sich zu bilden und Deutsch zu lernen, erklärte die migrationspolitische Sprecherin, Sevim Dagdelen. Es fehlten aber die Rahmenbedingungen, dass ihnen das auch gelingen könne. (epd/mig)