Özoğuz

Gesundheitssystem soll stärker auf Migranten eingehen

Migranten haben nicht angemessenen Teil am Gesundheitssystem. Das soll sich ändern, fordert Staatsministerin Özoğuz zum Auftakt des Schwerpunktjahres „Gesundheit und Pflege in der Einwanderungsgesellschaft“.

Aus Sicht der Integrationsbeauftragten Aydan Özoğuz (SPD) muss das Gesundheitswesen stärker an Bedürfnissen von Zuwanderern ausgerichtet werden. Zum Auftakt des Schwerpunktjahres „Gesundheit und Pflege in der Einwanderungsgesellschaft“ sagte die Staatsministerin im Bundeskanzleramt am Dienstag in Berlin, Migranten hätten nicht angemessen teil am Gesundheitssystem. Beispielsweise nähmen sie nicht in gleichem Maße Vorsorgeangebote oder Reha-Kuren in Anspruch wie alle anderen. Unterschiede gebe es auch bei den gesundheitlichen Belastungen. So würden bei Zuwanderern mehr Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle registriert.

Özoğuz zufolge arbeitet die Politik in Hinblick auf die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Migranten noch immer „auf einer dünnen Datenbasis“. Unterstützt wird das Schwerpunktjahr durch das Bundesgesundheitsministerium.

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Eines der wichtigsten Themen sei und bleibe die Verständigung, sagte Özoğuz. Es fehle an Sprachmittlern. Das Problem bestehe in beide Richtungen: „Patienten verstehen ihren Arzt nicht. Mancher Arzt aus dem Ausland versteht aber auch seine Patienten nicht“, sagte sie. Özoğuz will untersuchen lassen, wo und wie das Angebot an Dolmetschern verbessert werden kann. Gesundheitsstaatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) sicherte Unterstützung zu. Zugleich machte sie deutlich, dass mehr Sprachmittlung nicht zu Lasten der Krankenkassen gehen dürfe.

Im Falle einer Pflegebedürftigkeit nehmen Migranten Özoğuz zufolge seltener professionelle Hilfe in Anspruch als der Durchschnitt. Es soll untersucht werden, was sich ändern muss, damit mehr Migranten zu Pflegestützpunkten gehen, sich informieren und bei der Beantragung einer Pflegestufe helfen lassen. Widmann-Mauz erklärte, es sei gesetzlich vorgeschrieben, dass die Beratung kostenlos und in einer für die Betroffenen verständlichen Sprache erfolgen muss: „Wir werden verstärkt darauf achten, dass dies auch geschieht.“

Aktuell sei die medizinische Versorgung von Flüchtlingen eines der zentralen Probleme, sagte Özoğuz. Sie plädierte dafür, „vernünftige Strukturen“ zu schaffen und verwies auf die Stadtstaaten Bremen und Hamburg, die eine Gesundheitskarte für Asylbewerber eingeführt haben. Sie können direkt zum Arzt gehen. Die Krankenkassen bekommen die Kosten erstattet. In anderen Bundesländern müssen Flüchtlinge einen Arztbesuch zunächst beim Sozialamt beantragen. Bund und Länder beraten gegenwärtig, ob und wie die Gesundheitskarte für Asylsuchende auch anderswo eingeführt werden kann. (epd/mig)