Gericht bestätigt Verbot

Kein Krippenspiel über Flüchtlinge auf dem Weihnachtsmarkt

Gericht entscheidet: Kirchenvertreter dürfen auf dem Weihnachtsmarkt nicht auf das Schicksal von Flüchtlingen hinweisen. Die Aktion verletze die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes. Die Kirche protestiert: Wann, wenn nicht an Weihnachten dürfe an Flucht erinnert werden?

Eigentlich soll Weihnachten an die Geburt Jesu und seine Familiengeschichte erinnern, die geprägt war von Obdachlosigkeit und Flucht aus Lebensgefahr. Insofern dürfte zu einem Weihnachtsmarkt nichts besser passen als ein Krippenspiel, das auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam macht. Aber nicht in Worms.

Die Stadtverwaltung entschied, das Krippenspiel störe die besinnliche Stimmung, die auf dem Weihnachtsmarkt herrsche. Außerdem passe diese Aktion nicht in das Konzept, denn sie sei nicht kindgemäß. Schließlich müsse es auch im öffentlichen Raum Bereiche geben, die von gesellschaftlichen Problemen freizuhalten sind. Die Aufführung des Krippenspiels wurde untersagt.

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In der Folge kam es zu einem Rechtsstreit. Am Dienstag bestätigte das Mainzer Verwaltungsgericht in einem Eilverfahren die Rechtmäßigkeit des Verbots. Die Aktion verletze die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes, teilte das Gericht dem Evangelischen Pressedienst mit. Bei der Entscheidung sei auch berücksichtigt worden, dass die Stadt alternative Standorte für die Aufführung angeboten habe: „Es geht nicht um ein Verbot als solches, sondern um ein Verbot an dieser Stelle.“

Der Wormser Gemeindepfarrer Fritz Delp kündigte an, das Krippenspiel werde auf jeden Fall stattfinden, notfalls werde er mit den anderen Beteiligten einige Meter vom ursprünglich geplanten Ort wegrücken. Bei der Aktion wollten mehrere Mitglieder einer örtlichen Anti-Rechts-Initiative die Bibelstellen aus dem Matthäus-Evangelium zur Flucht von Maria, Josef und dem Jesuskind nach Ägypten vorlesen. In einem erdichteten Dialog zwischen der biblischen Familie und einem ägyptischen Beamten wollten sie dabei eine Verbindung zur aktuellen Situation von Flüchtlingen herstellen. (epd/mig)