Einwanderung 2012

Es kamen so viele, wie seit 1995 nicht mehr

Im Jahr 2012 sind über eine Million Menschen nach Deutschland zugewandert. Der Wanderungsüberschuss beläuft sich auf rund 370.000. Das ist der höchste Wert seit 1995. Bundesarbeitsministerin von der Leyen ist erfreut.

Im Jahr 2012 sind nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes rund 1,08 Millionen Personen nach Deutschland eingewandert. Das waren 123.000 Zuzüge mehr als im Jahr 2011 (+ 13 Prozent). Zuletzt hatte es eine solch hohe Einwanderungszahl im Jahr 1995 gegeben.

Allerdings sind im Jahr 2012 auch 712.000 Personen, 33 000 mehr als im Jahr 2011 (+ 5 Prozent) aus Deutschland ausgewandert. Damit ergibt sich ein Wanderungsüberschuss von 369.000 Personen – dies ist ebenfalls der höchste Wert seit 1995.

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Die meisten kamen aus Polen
Die Einwanderung nahm hauptsächlich aus dem EU-Raum zu (+ 96.000 beziehungsweise + 18 Prozent). Dabei erhöhte sich die Einwanderung aus EU-Ländern, die von der Finanz- und Schuldenkrise betroffen sind, besonders deutlich: Aus Spanien kamen 45 Prozent mehr Einwanderer als im Jahr 2011 (+ 9.000 Personen). Die Zahl der Einwanderungen aus Griechenland (+ 10.000) und Portugal (+ 4.000) stiegen im Vergleichszeitraum jeweils um 43 Prozent. Aus Italien wanderten im Berichtsjahr 40 Prozent mehr ausländische Personen zu (+ 12.000 gegenüber 2011).

Eine stärkere Einwanderung im Vergleich zu 2011 gab es auch aus verschiedenen Ländern, die 2004 beziehungsweise 2007 der EU beigetreten sind. Insbesondere nahm die Einwanderung aus Slowenien (+ 2.000 Personen oder + 62 Prozent), Ungarn (+ 13.000 Personen beziehungsweise + 31 Prozent), Rumänien (+ 21.000 Personen oder + 23 Prozent) zu. Gemessen in absoluten Zahlen stammten die meisten Einwanderer aus Polen (184.000), Rumänien (117.000) sowie Bulgarien (59.000) und Ungarn (55.000).

Weniger Schweizer und Türken
Aus den sonstigen europäischen Staaten, die nicht der EU angehören, erhöhte sich die Einwanderung um 16.000 ausländische Personen (+ 14 Prozent). Ebenfalls um 14 Prozent stieg die Einwanderung aus Afrika, aus Asien wanderten 10 Prozent mehr Personen zu. Die Zuzüge aus Amerika blieben im Vergleichszeitraum nahezu unverändert. Einen negativen Wanderungssaldo in Bezug auf einzelne Herkunftsländer wiesen nur die Schweiz (- 9.000 Personen) und die Türkei auf (- 4.000 Personen).

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich im Hinblick auf den Fachkräftemangel und der insgesamt deutlich positiven Wanderungsbilanz erfreut: „Jeder gewinnt, die jungen Leute, weil sie im Beruf durchstarten können, unsere Wirtschaft, weil Fachkräfte auf die vielen offenen Stellen nachströmen.“ Dabei gehe es nicht nur um die hohe Zahl der Einwanderer, sondern um die „neue Qualität der Zuwanderung“. Das sei ein „Glücksfall“, sagte die Arbeitsministerin. „Das hilft unserem Land, macht es jünger, kreativer und internationaler. Das gibt frische Impulse und mehr Wettbewerbsfähigkeit.“

Viele gut qualifiziert
Leyen verweist auf die Daten der Bundesagentur für Arbeit aus 2011. Diese zeigen, dass aus den osteuropäischen Beitrittsstaaten von 2004 rund 100.000 Einwanderer kamen. Gleichzeitig ist die Beschäftigung von Arbeitnehmern aus diesen Ländern um 52.000 gestiegen. Rein rechnerisch war dies jeder Zweite. Für die Zuwanderer aus Griechenland, Italien, Portugal und Spanien im selben Zeitraum waren drei von vier Zugewanderte in Jobs.

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) von 2012 belegt zudem, dass ein gutes Viertel der Einwanderer im erwerbsfähigen Alter einen Hochschulabschluss mitbringt. Davon zwölf Prozent in den Engpassbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sowie in Medizin. Zwischen 1999 und 2009 sind 185.000 MINT-Akademiker und 42.000 Mediziner nach Deutschland eingewandert und geblieben. Davon hatten mindestens 88.000 beziehungsweise 22.000 zuletzt einen qualifikationsadäquaten Job. (bk)