TV-Tipps des Tages

16.04.2013 – NSU Terror, Jerusalem, Neonazi Morde, Migranten, Türken

TV-Tipps des Tages sind: NSU – Terror von Rechts: Ihre Motivation: Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistisches Gedankengut. Ihr selbst gewählter Name: Nationalsozialistischer Untergrund (NSU); Die Nonne und Herr Jilg: Eine Reise nach Jerusalem; Die Nazi-Morde; Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin

THEMA: NSU – Terror von Rechts
Ein Wohnmobil in Flammen, zwei tote junge Männer, eine Hausexplosion, eine Frau auf der Flucht – erst wenige Tage nach diesen Ereignissen Anfang November 2011 stellt sich heraus: Eine dreiköpfige Bande hat fast 14 Jahre lang unentdeckt im Untergrund gelebt, Banküberfälle und Bombenanschläge begangen und vor allem zehn Menschen ermordet. Ihre Motivation: Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistisches Gedankengut. Ihr selbst gewählter Name: Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).

Seit dem Auffliegen des so genannten NSU ist ein Jahr vergangen.

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Ein Jahr, in dem auf vielen Ebenen versucht worden ist, Antworten auf vor allem diese Fragen zu finden: Wie konnte die Mörderzelle aus Zwickau so lange unentdeckt bleiben? Wo und wie haben Polizei- und Geheimdienstbehörden und die Politik versagt? Und wie kann ein solcher Fall in Zukunft verhindert werden? Für das PHOENIX-THEMA „Terror von Rechts – Ein Jahr nach Auffliegen des NSU“ blicken Jeanette Klag und Erhard Scherfer auf die bisherige Aufarbeitung der Verbrechensserie des Zwickauer Terrortrios zurück. In Beiträgen und Interviews geht es dabei um die Arbeit von Polizei- und Geheimdienstbehörden, Entscheidungen in der Politik und Reaktionen der Gesellschaft. Gesprächspartner sind Barbara John, Beauftragte der Bundesregierung für die Angehörigen der Opfer, Sebastian Edathy, Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestags, sowie Professor Hajo Funke, Politikwissenschaftler und Rechtsextremismus Forscher an der Freien Universität Berlin. 12:00-13:15 • PHOENIX

Die Nonne und Herr Jilg (3/3)
Reportage (Gesellschaft – Gesellschaft allgemein) – Eine Reise nach Jerusalem. Die Dominikanerin Schwester Jordana und ZDFkultur-Moderator Rainer Maria Jilg begeben sich auf eine Reise nach Jerusalem. 2000 Kilometer auf der Route des 1. Kreuzzuges durch die Türkei, den Libanon, die palästinensischen Autonomiegebiete und Israel. Mit dem Hund des Herrn am Rückspiegel und einem blasphemisch dazwischenfunkenden Kofferradio auf dem Schoß. Zahlreiche Begegnungen, schöne und traurige Erlebnisse sowie ein Erdbeertörtchen bieten Anlass, sich mit dem Glauben an Gott auseinanderzusetzen, mit der Bedeutung der Religion und der Frage, ob es nicht Zeit wäre für ein Allerneuestes Testament. 20:15-21:00 • ZDFkultur

Die Nazi-Morde
Kreuz und quer durch die Bundesrepublik Deutschland fuhren sie von Mord zu Mord, von Raub zu Raub. Niemand in der Bevölkerung verstand, wer da eine Blutspur hinterließ, zehn menschenverachtende Morde, Sprengstoffanschläge, Raube. Die Enthüllungen über die Taten der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) haben die Republik verändert. Die NDR Dokumentation ’45 Min – Die Nazi Morde‘ geht der Frage nach: Warum hat niemand erkannt, wer hinter der Mordserie stand?

Für die Angehörigen der Opfer geht es angesichts des bevorstehenden Prozesses auch darum, wie die Gesellschaft mit Rechtsextremismus umgeht. So fragen sich die Geschwister Simsek, deren Vater das erste der zehn Mordopfer war, bis heute, warum niemand ihre Vermutungen, ihr Vater sei Opfer von Rechtsextremisten geworden, hat hören wollen. ‚Man hat zu uns gesagt, nein, nein. Wenn es Neonazis gewesen wären aus der rechten Szene, hätten die ein Bekennerzeichen hinterlassen‘, erinnert sich Semiya Simsek an die Antwort der Ermittler. Sie meint, es waren doch neun Opfer mit Migrationshintergrund, das sei doch eine Botschaft.

Geheimdienste und Polizei versagten in einer Form, wie es bis dahin in Deutschland undenkbar war. Doch auch diejenigen, denen man für gewöhnlich zutraut, die Gefahr des Terrors von rechts im Blick zu haben, Rechtsextremismus Experten, kritische Medien und Linksaktivisten, haben versagt. Auch sie haben der Theorie der Ermittler, nach der die Mordserie im organisierten Verbrechen stattfand, nicht ernsthaft infrage gestellt. Dabei gab es Mahner. Doch ihre Stimmen gingen unter.

Opfer und Hinterbliebene kommen ebenso wie verantwortliche Politiker zu Wort. Journalisten schildern eindrucksvoll ihr Erschüttern über die eigene Staatsgläubigkeit. Der Film blickt auch auf die Zivilgesellschaft in Deutschland und fragt: Was hat der Nationalsozialistische Untergrund mit uns zu tun? Was lernen wir aus den Morden an unseren Mitbürgern? Aktuelle, neue Dokumente veranschaulichen die Radikalisierung der Zelle und ihren mörderischen Plan, exklusives Bildmaterial erlaubt bisher unbekannte Einblicke in das Leben ‚der Terroristen von nebenan‘. 21:00-21:45 • PHOENIX

Ehre
Dokumentarfilm – Was bedeutet überhaupt „Ehre“ heute im Deutschland des 21. Jahrhunderts? Dokumentarfilmerin Aysun Bademsoy hat sich auf die Suche gemacht und Berliner Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund dazu befragt und untersucht, wohin Versuche, die eigene Ehre zu behaupten, führen können. Der Begriff „Ehre“ entpuppt sich dabei als soziales Problem, als gefährliche Worthülse, die kaum hinterfragt zur Rechtfertigung werden kann für Diskriminierung, Aggression und Gewalt – bis hin zum sogenannten „Ehrenmord“.

Bei einem Anti-Gewalt-Training der Berliner Polizei spielen der 17-jährige Abdullah und der 16-jährige Christian eine Alltagssituation durch, die schnell eskaliert: Einer pöbelt, der andere lässt sich provozieren. Beide sind hier, weil sie gewalttätig geworden sind, um, wie sie sagen, ihre verletzte Ehre zu verteidigen. Beide müssen Sozialstunden leisten und sich Fragen stellen, die sie bislang ausgeblendet haben: Was ist Ehre überhaupt? Wie weit darf ich in einer Auseinandersetzung gehen? So wie die beiden rechtfertigen viele der Jugendlichen, die Regisseurin Aysun Bademsoy in Berlin befragt hat, Übergriffe und Gewalt: mit der Verteidigung der Ehre als höchstes Gut.

Schnell wird deutlich, dass das, was die Jugendlichen mit dem Insistieren auf die eigene Ehre kompensieren wollen, ihre eigene Unsicherheit ist. Oft sind sie in schwierigen sozialen und familiären Lebensverhältnissen aufgewachsen. Christian etwa wurde als Kind von seinem Vater geschlagen, Abdullah ist überfordert damit, den Ansprüchen seiner muslimisch geprägten Familie zu genügen. Dass die Verteidigung der Ehre als Legalisierung von Selbstjustiz in die Katastrophe führen kann, zeigt die Regisseurin durch Aufnahmen der Tatorte von sogenannten „Ehrenmorden“, mitten in der tristen Lebenswelt der Jugendlichen. Sozialarbeiter, Gerichtsgutachter, Polizisten – mit und ohne Migrationshintergrund – erläutern juristisch und kulturgeschichtlich, warum die Ehre oft zum letzten Halt der orientierungslosen jungen Männer wird, und wie ihnen Auswege aus der Gewalt aufgezeigt werden können. 22:45-00:15 • BR

Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin
Die Nachrichten über die Morde der rechtsterroristischen Terrorzelle schockieren die Menschen. Die Täter machen Schlagzeilen. Die Ermittlungsbehörden stehen am Pranger, dem Verfassungsschutz wird Versagen vorgeworfen. Die Bundeskanzlerin nennt die ausländerfeindlichen Taten eine „Schande für Deutschland“. Die Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, deckt nicht auf, was Behörden falsch gemacht haben. Sie fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie unter uns? Der Film gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Und erzählt von den Angehörigen. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange, ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie in diesen Tagen durchmachen.Fahndungsplakat der Kriminalpolizei Nürnberg mit Konterfei des Opfers.

Die Opfer der Rechtsterroristen
Nachrichten über die Morde der rechtsterroristischen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) schockierten vor einem Jahr die Menschen. Die Täter machten Schlagzeilen. Diese Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, sie fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie? Die Doku gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte.

Sie erzählt von den Angehörigen, beispielsweise denen von Enver Simşek. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie durchmachten, als vor einem Jahr bekannt wurde, dass er Opfer eines rechtsterroristischen Attentats wurde.

Enver Simşek war zur falschen Zeit am falschen Ort: am 9. September 2000, einem sonnigen Samstag, vertritt der Blumengroßhändler seinen Angestellten. Er baut einen mobilen Stand an einer geschäftigen Nürnberger Ausfallstraße auf. Mittags liegt er getroffen von acht Kugeln in seinem Transporter. Die Täter schossen aus nächster Nähe wie bei einer Hinrichtung. Simşek hatte keine Chance zu entkommen und stirbt wenig später auf der Intensivstation. Seine damals 14jährige Tochter Semiya kann nicht fassen, was passiert ist. Noch über zehn Jahre danach nicht: Die Polizei verdächtigte sogar ihre Mutter und den Onkel, etwas mit dem Mord zu tun zu haben.

Nürnberg war der Auftakt der unheimlichen Mord-Serie. 10 Tote und viele Verletzte in Nürnberg, München, Hamburg, Rostock, Dortmund, Kassel, Köln sind die Opfer der Rechtsterroristen. 23:30-00:15 • RBB Berlin