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Politische Casting Show: „Die Politiker da oben…“

250 junge Erwachsene prangern in ihren Bewerbungstracks in der politischen Online-Casting-Show RAPutation Missstände an. Die Videos lesen sich im Wahljahr 2013 wie eine aufrüttelnde Jugendstudie: „Die Politiker da oben“ werden mehrheitlich als korrupt, weit weg und von Eigeninteressen geleitet wahrgenommen.

„Warum sollen wir wählen gehen, wenn am Ende doch die gleichen wieder oben stehen?“ rappt der junge Berliner Aibex in seinem Video und zeigt Politikern seinen Mittelfinger. Und auch der 23-jährige Marburger Mickey Johnston befindet in seinem Track „Theater der Welt“: „Während die Einen auf der Bühne große Reden schwingen, stellt das Publikum fest, dass wir nicht Teil von euren Plänen sind“.

Die Online-Casting-Show RAPutation der Jugend-Medien-Initiative Du hast die Macht wirft im Wahljahr 2013 ein dunkles Licht auf das politische Empfinden vieler junger Erwachsener: Auf hohem Niveau rappen Talente mit klugen, politischen Texten ihren Mut und Unmut in die Welt. Mal aus ganz subjektiver Perspektive, mal sehr sachlich, mal mit Humor setzen sich die Bewerber mit Politik und Gesellschaft auseinander. So unterschiedlich die angesprochenen Themen (Gentrifizierung, Alltagsrassismus, Bildungschancen, die Schere zwischen Arm und Reich, uvm.) sind, so unterschiedlich sind die jungen Erwachsenen selbst. Dennoch eint fast alle ein und derselbe Subtext: Die Jugend hat den Glauben an die Politik verloren. Und sie ist wütend:

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„Die Anzahl und die Qualität der Einsendungen sind überraschend hoch – und wirklich ernst zu nehmen“, sagt Solmaz Sohrabi, Ideengeberin von RAPutation. Die 26-jährige Deutsch-Iranerin ist in Berlin-Spandau mit dem Gefühl aufgewachsen, von der Gesellschaft nicht gesehen zu werden. Das möchte sie Heranwachsenden mit RAPutationTV ersparen: Über die Plattform www.raputation-casting.tv sollen sie sich künstlerisch und politisch ausdrücken können, Anerkennung bekommen – und auch in Politik und Medienwelt Gehör finden.

Burkhardt Dregger etwa, integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, bat die Jugendlichen in Integrationsfragen um etwas Geduld: „Lasst euch nicht entmutigen, ihr seid Willkommen in diesem Land!“, teilt er über den RAPutation-YouTube-Channel mit. Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) trifft sich im Februar mit dem jungen Rapper Matondo, der in seinem Track „42 Bars“ bezweifelt, dass ein Politiker je in seinen Kiez käme. Natürlich findet das Gespräch just dort statt: irgendwo im tiefsten Tempelhof. Und die erste Castingrunde ab 01. Februar 2013 stellt der jungen Top 10 die Aufgabe, ihre Message an Angela Merkel in die Kamera zu rappen; die Tracks werden der Bundeskanzlerin im Folgenden übergeben. Weitere Termine sind in den kommenden Wochen anberaumt mit u.a. Cem Özdemir, Daniel Cohn-Bendit, Hans Gerd Pöttering, Aydan Özuguz, Wolfgang Kubicki, Brigitte Zypries uvm.

RAPutation findet von Dezember 2012 bis März 2013 statt und wurde im Rahmen der gemeinnützigen Medien-Initiative Du hast die Macht ins Leben gerufen, um „politikferne“ Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren an politische Themen heranzuführen und ihre Stimme in die Gesellschaft zu tragen. Moderiert wird die Show von Visa Vie, Deutschlands bekanntester HipHop-Moderatorin; der Rapper FARD, Pro7-Gesicht Hadnet Tesfai und wechselnde Gastjuroren bewerten die teilnehmenden Kandidaten in den Kategorien Message, Flow und Performance. RAPutation wird vom Medienboard Berlin Brandenburg und Robert Bosch Stiftung gefördert und von der UFA Film und TV Produktion GmbH umgesetzt. (hs)