OECD-Bildungsbericht

Wie viele Studien sollen noch gemacht werden bevor die Politik reagiert?

Laut OECD Bildungsbericht ist der soziale Aufstieg durch Bildung in Deutschland sehr schwer. Der Landesintegrationsrat NRW weiß, dass das vor allem Migranten benachteiligt. Ratsvorsitzender Tayfun Keltek fordert einen Paradigmenwechsel.

Ein sozialer Aufstieg durch bessere Bildung ist in Deutschland schwer. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten OECD-Bildungsbericht 2012 hervor. Danach erreichen 22 Prozent der jungen Menschen in der Bundesrepublik nicht das Bildungsniveau ihrer Eltern. Nur 20 Prozent der Jüngeren schaffen einen höheren Bildungsabschluss, als ihn Vater oder Mutter besitzen. Im Schnitt der anderen wichtigen Industrienationen sind dies dagegen 37 Prozent. Und nur 13 Prozent fallen unter das Bildungsniveau ihrer Eltern zurück.

Laut Bericht verzeichnen Großbritannien, Frankreich, aber auch Italien und Polen im weltweiten Vergleich hohe „Bildungs-Aufsteigerraten“. Auch die Zukunftsprognose fällt für Deutschland düster aus.

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Migranten besonders betroffen
Das ist für Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, ein unerträglicher Zustand. „Die sozio-ökonomische Situation entscheidet in Deutschlands Schulen über den Schulerfolg eines Kindes. Arbeiterkinder haben selten Chancen aufzusteigen. Sie bleiben oft hinter dem Bildungsniveau ihrer Eltern zurück. Das betrifft überdurchschnittlich häufiger die Jugendlichen mit Migrationshintergrund“, so Keltek.

In der Studie heißt es: „Erfolgreiche Ansätze für Schüler mit Migrationshintergrund müssen sich auf deren spezielle Bedürfnisse konzentrieren und gleichzeitig den spezifischen Faktoren gerecht werden, die ihre schulischen Leistungen beeinflussen können.“

Paradigmenwechsel
„Wie viele Studien sollen noch gemacht werden bevor die Politik reagiert“, möchte Keltek wissen. Auch nach 11 Jahren PISA-Studie habe sich wenig verändert. Die Bildungsbenachteiligung der sozial Schwachen sei immer noch vorhanden. „Das macht uns große Sorgen für die Zukunft. Dieser Zustand in unserem Bildungssystem spaltet die Gesellschaft weiter und gefährdet unsere Zukunft“, so Keltek.

Der Landesintegrationsrat fordert einen Paradigmenwechsel. Die Defizitbetrachtung bei Migranten müsse ein Ende haben. Vielmehr müssten deren besonderen Fähigkeiten berücksichtigt werden. Dies gelte insbesondere für die natürliche Mehrsprachigkeit der jungen Migranten. Die Mehrsprachigkeit müsse an den Regelunterricht angebunden und gefördert werden. Zudem müsse Interkulturalität ein integraler Bestandteil bei der Lehrerausbildung werden. (sb)