Arbeitsmarkt

Jeder dritte Ausländer muss für Niedriglohn arbeiten

Rund jeder Fünfte arbeitete im Jahr 2010 für einen Niedriglohn. Unter Nicht-EU-Ausländern arbeitet sogar jeder Dritte im Niedriglohnsektor. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes hervor.

Im Jahr 2010 arbeiteten 20,6 % aller Beschäftigten in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten für einen Niedriglohn. Im Jahr 2006 lag der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn noch bei 18,7 %. „Mit dieser Steigerung setzte sich ein längerfristiger Trend fort“, sagte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, am Montag in Berlin.

Nicht-EU-Ausländer im Niedriglohnsektor
Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich und mit Migrationshintergrund wurden nicht erfasst. Wie das Statistische Bundesamt auf Nachfrage des MiGAZIN jedoch mitteilt, sind vor allem ausländische Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Staaten im Niedriglohnsektor beschäftigt. Das sind vor allem die sogenannten atypischen Beschäftigungsformen wie Teilzeitbeschäftigung mit bis zu 20 Wochenarbeitsstunden, befristete Beschäftigung, Zeitarbeit und Mini-Job.

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Info: Unterscheidung zwischen EU- und Nicht-EU-Ausländern entsprechend der jeweils aktuellen politischen Grenzen der EU: ab Mai 2004 zzgl. Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern, ab Januar 2007 zzgl. Bulgarien und Rumänien.

Und die Ergebnisse der Auswertung könnten nicht dramatischer sein: 36,5 Prozent der Nicht-EU-Ausländer befanden sich laut Mikrozensus 2010 in einem solchen Beschäftigungsverhältnis. Bei Deutschen beträgt diese Quote vergleichsweise niedrige 21,5 Prozent, bei EU15-Ausländern 22,1, bei EU25 Ausländern 24,8 und bei den EU27 Ausländern noch 25,2 Prozent. Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Normalarbeitnehmern: während Deutsche zu 67,1 Prozent eine Fest- bzw. Vollanstellung haben, sind es bei Nicht-EU-Ausländern lediglich 52,2 Prozent.

Atypische Beschäftigung - Stand Mikrozensus 2010 © MiG

Branche entscheidet
Ob jemand im Niedriglohnsektor tätig ist, hängt laut Auswertung unter anderem mit der Branche und der Tarifbindung zusammen. Bei nicht tarifgebundenen Arbeitgebern erhielt fast ein Drittel der Beschäftigten einen Niedriglohn (31,0 %). Bei tarifgebundenen Arbeitgebern waren es mit 11,9 % deutlich weniger. Besonders hoch war 2010 der Anteil von Beschäftigten mit Niedriglohn bei Taxifahrern (87,0 %), Friseuren (85,6 %) und im Reinigungsgewerbe (81,5 %). Aber auch in Restaurants, Cafés und Gaststätten (77,3 %), in Wäschereien und chemischen Reinigungen (73,6 %) sowie in Kinos (73,5 %) gab es besonders viele Beschäftigte mit Niedriglohn.

Die Betroffenen im Niedriglohnsektor laufen damit Gefahr, im Alter nicht abgesichert zu sein. Das belegt auch die jetzt erstmals durchgeführte Untersuchung, ob auch Niedriglohnbezieher Teile ihres Bruttoverdienstes per Entgeltumwandlung in eine Betriebsrente investieren. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur 6,2 % der untersuchten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Niedriglohn betrieben 2010 Entgeltumwandlung. Das war deutlich seltener als bei Beschäftigten mit mittlerem Verdienst (22,4 %) oder mit hohem Verdienst (36,4 %). (hs)