Critical und Incorrect

Ayaans Ruf nach Mord blieb nicht ganz ungehört

Ayaan Hirsi Ali erhielt einen Springer-Ehrenpreis. Im Dankesvortrag machte sich die Argumentation des norwegischen Massenmörders Breivik zu eigen. "Ein Skandal", schreibt Sabine Schiffer. Wenn Meinungs- und Pressefreiheit nur noch Lüge bedeuten.

Von Dienstag, 29.05.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 01.06.2012, 3:24 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bisher scheint Stefan Buchen der einzige Journalist zu sein, der nach der Vergabe des Axel-Springer-Preises auf den Skandal hinwies, dass die Preisträgerin die Untat des Massenmörders Breivik in ihrer Dankesrede rechtfertigte. Dies beschreibt er nachlesenswert in einem Kommentar für Cicero-online am 18. Mai 2012 unter der Überschrift „Wie Ayaan Hirsi Ali Breiviks Massenmord erklärt“. Er erwähnt die Reaktion seines Kollegen Daniel Gerlach, Chefredakteur von Zenith-online, dem das Ungebührende sofort auffiel und fragte: „Träume ich das jetzt oder geschieht das gerade wirklich?“ Ja, es passierte und dafür gab es Standing Ovations 1 von Friede Springer, Mathias Döpfner, Henryk Broder und vielen mehr.

Für die in Somalia geborene, aber in Kenia aufgewachsene Afrikanerin wurde dieser Preis extra erfunden, weil sie offensichtlich nicht in die Reihe der Jungjournalisten passt, die ansonsten mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet werden. Buchen schreibt: „Die Ehrenpreisträgerin beruft sich direkt auf Breiviks politisches Manifest. Darin schreibe er, dass die Anwälte des Schweigens ihn zum Morden inspiriert haben. ,Er (Breivik, Anm. der Redaktion) sagt, weil alle Möglichkeiten, seine Ansichten öffentlich kundzutun, zensiert worden seien, habe er keine andere Wahl gehabt als zur Gewalt zu greifen‘, trägt Hirsi Ali vor.“

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Gerlach hat es richtig erkannt: „So reden rechtsradikale Verschwörungstheoretiker.“ Dass Frau Hirsi Magaan, die sich Hirsi Ali nennt, ein passendes Mittel zum Zweck für Kuratoriumsmitglieder wie Arnulf Baring oder den Vorstandsvorsitzenden der Axel-Springer AG Mathias Döpfner ist, wird diejenigen wenig überraschen, die die rassistischen Ausfälle des einen und die islamischen Weltverschwörungsphantasien des anderen erinnern. Mathias Döpfners Kommentar zur von ihm imaginierten „Freiheitsfalle“ in der Welt vom 23.11.2010 kann als Meilenstein der „islamis(tis)chen Weltverschwörungstheorie“ in deutschen Medien gelten. Eine Verschwörungstheorie, die am Abend der Preisverleihung aus dem Munde der Preisträgerin ebenso zu hören war, wie aus der ihres Lautators Leon de Winter.

Erstaunlich jedoch, dass der niederländische Botschafter anwesend war, denn in unserem Nachbarland ist die Dame inzwischen nicht mehr so recht gelitten, nachdem das niederländische Fernsehen ihre Lügengeschichten aufgedeckt und die Frage nach ihren wirklichen Absichten und einem möglichen Auftrag gestellt hat. Die Dokumentation, in der Frau Hirsi Magaan mit ihren Lügen über Herkunft, Zwangsheirat und angeblicher Flucht konfrontiert wurde, heißt „Ayaan Hirsi Ali Lies Exposed“ und ist in vier Teilen auf der Website dailymotion.com einsehbar. Darin kommen ihre Familie, ihr Ehemann in Canada und niederländische Flüchtlingshelfer zu Wort und zeichnen ein ganz anderes Bild der Frau, die als glaubwürdige „Islamkritikern“ in Deutschland nach wie vor gehandelt wird. Konfrontiert mit den Recherchen der Journalisten gibt sie ihre Lügen sogar zu.

Was muss geschehen, dass Lügner dieses Kalibers nicht mehr bei Medienevents und peinlichen Preisverleihungen für Mord und Todschlag eintreten können? Ein Aushängeschild für das, wofür sie geehrt wurde, ist sie jedenfalls nicht! Sie kann weder glaubhaft für Mut und Tabubruch sowie für Meinungs- und Pressefreiheit oder gar kritischen Journalismus stehen – es sei denn der Journalismus ist nicht der Wahrheit verpflichtet.

  1. Die Passage findet sich am Ende der Dankesrede, ca. 32. Minute der Aufzeichnung.
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  1. schon gesehen sagt:

    http://de.qantara.de/Von-Kronzeugen-und-Halbwahrheiten/3483c3577i1p402/
    die Unterstellungen gegen die Autorin sind erst recht unsachlich und entbehren jeglicher Recherche!

  2. guckst du sagt:

    das schlimme an dem film ist doch, das sie ihre verfolgungsgeschichte frei erfunden hat

  3. Eleftheria sagt:

    Ich bin mit Leseübung völlig einverstanden.
    Natürlich soll eine Demokratie auch solche Rede ertragen, und kein Mensch soll bedroht werden, weil er oder sie ein „Islamkritiker“ ist.

    Aber dieses Schweigen, das ist doch lächerlich. Ich habe eher das Gefühl, es wird immer und überall über den Islam geredet, und nicht immer auf „politisch-korrekte“ Weise. Büchereien sind voll „islamkritischer“ Bücher, was auch in Ordnung ist, aber wenn das „Schweigen“ heisst…
    Trotzdem sieht sich jeder, der ein Wort gegen den Islam spricht, als Tabu-brecher, von Hirsi Ali zu Sarrazin, von Broder zu Giordano.
    Wieviele Tabubrecher soll es geben, damit ein Tabu nicht mehr als Tabu betrachtet wird?

  4. saggse sagt:

    “Fourthly and finally, that one man who killed 77 people in Norway, because he fears that Europe will be overrun by Islam, may have cited the work of those who speak and write against political Islam in Europe and America – myself among them – but he does not say in his 1500 page manifesto that it was these people who inspired him to kill. He says very clearly that it was the advocates of silence. Because all outlets to express his views were censored, he says, he had no other choice but to use violence.”

    Daraus die Schlagzeile „Ayaans Ruf nach Mord blieb nicht ganz ungehört“ – wohlgemerkt “Ruf nach Mord” zu stricken, dazu gehört schon reichlich Phantasie, wie sie wohl nur am Schifferinstitut Erlangen erlernbar ist.

  5. empört euch sagt:

    zweiJournalisten haben den Ruf gehört und verstanden und die Schiffer noch, aber wo sind die anderen, die sich über die Rechtfertigung der Breivik-Morde empören? wo ist die übliche Medienkampagne?

  6. Cengiz K sagt:

    …wo ist die übliche Medienkampagne?…

    Du meinst, dass in Deutschland sich jemand trauen würde, und Hab und Gut riskieren, einem Verlag großflächig die Stirn zu bieten, der Honoratioren und Amtsanwärter in Würden schreibt, und ebenso schnell Bundespräsidenten wieder runter schreibt? Nichts Neues im Westen…

  7. einer sagt:

    Das interessante am Cicero Artikel ist, das er den Islamkritikern ja Recht gibt. Am Ende zitiert er Literatur in denen die islamische Bedrohung des Westens analysiert wird. Er wirft den Islamkritikern nur ihr „Eifertum“ vor.
    Ist das nicht schizophren ? Man gesteht auf der einen Seite, die Möglichkeit einer islamischen Bedrohung ein und wirft auf der anderen Seite den Warnern vor dieser Bedrohung „Hetze“ vor ?

  8. Jake sagt:

    Das zurechtbasteln passender, als auch profitabler ‚Lebenslauefe hat unter sogenannten Islamkritikern durchaus Methode.
    Diesbezueglich ein paar Profis, deren zusammengelogenen Geschichtlein nahezu an ihrem gesunden Geisteszustand zweifeln lassen, welche auch umfangreich aufgedeckt wurden. (nicht dass sie weiterhin darauf herumreiten wuerden)
    http://www.loonwatch.com/2009/04/the-three-stooges-coming-to-a-campus-near-you/

    Schaebigst!

  9. MoBo sagt:

    Ich habe „Ayaan Hirsi Ali“ mal bei einer Lesung gesehen, die von Thea Dorn moderiert wurde. Nach den Ausführungen von „Hirsi Ali“, bei dem sie unter anderem dem Islam jegliche kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften abgesprochen hatte wurde auch gefragt, ob denn Muslime anwesend seien. Zwei, drei BesucherInnen meldeten sich. Im Raum herrschte unter den Bildungsbürgern, es waren viele Lehrer im Publikum, geradezu Pogromstimmung. Die Securities hätte man glatt für die paar Muslime gebraucht. Es kam zwar zu keinen körperlichen Attacken, aber diese einstimmige Verachtung gegenüber einer anderen Kultur, entfacht durch „Hirsi Ali“, das war echt gruselig.

    Es ist schade, dass der Frau überhaupt noch jemand zuhört. Die freut sich doch über jeden Islamisten, weil der ihre Verkaufszahlen fördert.