Pro NRW & Salafisten in Bonn

Den Rechten in die Hände gespielt

Pro NRW hatte vor die Bonner König-Fahad-Akademie geladen. Die kleine Gruppe Rechtsextremer kam, um zu provozieren und genau das tat sie. Leider mit großem Erfolg.

Bonn. Würden sich Hass und Intoleranz von Regen aufhalten lassen, wäre Bonn dieses unwürdige Spektakel am vergangen Samstag wohl erspart geblieben. Was eine friedliche Demonstration gegen die Kundgebung von Pro NRW werden sollte, endete in Gewalt und musste nach zwei Stunden vorzeitig beendet werden.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Zwei schwer verletzte Polizeibeamte, mehrere stark beschädigte private PKW sowie Einsatzwagen der Polizei und eine rechtspopulistische Splitterpartei, die erreicht hatte, wofür sie gekommen war.

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Rechte Provokateure
Und dabei fing alles so ruhig an. Um 14 Uhr sollte die Kundgebung von Pro NRW sowie die Gegendemonstration, zu welcher der Rat der Muslime in Bonn eingeladen hatte, offiziell beginnen. Der von der Polizei weiträumig abgesperrte Abschnitt vor der saudischen König-Fahad-Akademie, die eine Schule und eine Moschee beherbergt, war schon lange zuvor gut gefüllt. 600 Demonstranten, größtenteils Muslime, waren gekommen um sich den Tiraden der Rechten entgegenzustellen. Um ein Zusammenprallen der beiden Lager zu verhindern, hatte die Polizei die Rechtsextremem 30 Meter entfernt platziert.

Eingezäunt in Absperrungen und Mannschaftswagen, bewacht von mehreren dutzend Polizisten. Gerade einmal mit 20 Anhängern waren die rechten Provokateure erschienen. Ihr Publikum bestand aus den Beamten und einigen Journalisten. Darüber hinaus wollte den Hasstiraden an diesem Tag niemand beiwohnen. Die Selbsteinschätzung von Pro NRW, „die ganze Bundesrepublik“ schaue heute auf sie, sorgte bei den wenigen Anwesenden für unfreiwilliges Lachen.

Islam als „Ausgeburt der Hölle“
Was danach passierte war weniger lustig. Auf der einen Seite der Absperrung nannte Pro NRW den Islam laut die „Ausgeburt der Hölle“ und Mohammed einen „Mörder“, auf der anderen Seite wurden die „Allahu Akbar“-Rufe immer aggressiver und die Stimmung deutlich gereizter. Dennoch war bis zu diesem Moment alles friedlich. Dann aber enthüllte die Kleinstpartei eine Mohammed-Karikatur des dänischen Zeichners Kurt Westergaard und hielt sie so hoch, dass auch die Gegendemonstranten hinter der Absperrung die Provokation sehen konnten. Kurz darauf flogen die ersten Steine. Die Fotografen, die sich zwischen den beiden Blöcken aufhielten, liefen weg oder versuchten sich hinter den Bussen der Polizei zu schützen. Mehrere Autos wurden stark beschädigt, auch Scheiben gingen unter den teilweise kiloschweren Steinen zu Bruch. Die mit Schildern geschützten Polizeibeamten versuchten die Situation aufzulösen und die Menge auseinanderzutreiben. Insgesamt 29 Polizisten wurden dabei „nicht unerheblich“ verletzt, wie Polizeisprecher Harry Kolbe sagte. Zwei Beamte wurden sogar durch Messerstiche schwer verwundet. Sie werden stationär im Krankenhaus behandelt.

Nach Polizeiangaben handelte es sich bei den Aggressoren um eine Gruppe von Salafisten. Konkrete Hinweise darauf, dass die Männer Anhänger der Salafiyya waren gibt es jedoch nicht. Auf Nachfrage bestätigte Kolbe, dass es sich dabei lediglich um eine „Annahme“ handelt. Auch woher die Steine kamen ist bislang noch nicht geklärt. Da die Demonstranten vor der Kundgebung kontrolliert wurden, schließt Kobe nicht aus, dass bereits am Tag zuvor Depots mit Steinen in dem Bereich der Gegendemonstration angelegt wurden. Dies würde bedeuten, dass der Gewaltausbruch bereits im Vorfeld geplant wurde, und die Situation nicht spontan eskalierte.

„Ihr verhaltet Euch nicht wie Moslems…“
Während die 20 Rechtsextremen aus reichlich Sicherheitsabstand indes zufrieden „Abschieben, Abschieben!“ skandierten, forderte der Redner der Gegendemonstration seine „Brüder“ mehrfach auf friedlich zu sein und ging sie mit deutlichen Worten an: „Ihr verhaltet Euch nicht wie Moslems, das ist nicht mein Islam, den Ihr verkörpert!“. Andere Demonstranten versuchten die kleine Gruppe davon abzuhalten weiter Steine und andere Gegenstände zu werfen, was zu einer Schlägerei zwischen muslimischen Demonstranten führte. Bis zum Abend kam es zu über 100 Verhaftungen. Die Polizei hat zur Klärung der Ereignisse eine Mordkommission eingerichtet.

Pro NRW packte währenddessen zufrieden ein. Man hatte erreicht, wofür man gekommen war. Die Rechtsextremisten hatten ganz bewusst so lange provoziert, bis es zur Eskalation kam. Als es zu dieser kam, brüllte ihr Sprecher „diese Bilder gehen durch Deutschland“. Leider hatte er damit Recht.

Eine Handvoll gewaltbereiter Muslime hat dafür gesorgt, dass eine rechte Splitterpartei mediale Aufmerksamkeit genießt, die ihr nicht zusteht. Hunderte friedlich demonstrierende Muslime werden darüber vergessen werden. Der Regen auf den Straßen von Bonn ist mittlerweile wieder getrocknet, die Bilder dieses Tages werden nicht so schnell verschwinden.