Deutsche Post

Migranten sollen zu besserem Kundenservice verhelfen

Wer sich auf einer Postfiliale mit einem ausländischen Pass ausweisen will, hat mitunter Schwierigkeiten. Abhelfen sollen die bei dem ehemaligen Staatskonzern beschäftigten Migranten.

In letzter Zeit häufen sich Beschwerden darüber, dass die Post ausländische Pässe nicht anerkennt, weil diese angeblich nicht lesbar seien. Betroffen sind nicht nur Russen oder Bulgaren, die das kyrillische Alphabet verwenden. So wurde dem Antidiskriminierungsnetzwerk (ADNB) des Türkischen Bunds Berlin-Brandenburg (TBB) kürzlich der Fall eines Griechen bekannt, dessen Ausweis ein Postmitarbeiter im so genannten PostIdent-Verfahren nicht akzeptieren wollte. Dem EU-Bürger blieb dadurch die Eröffnung eines dringend benötigten Girokontos verwehrt.

Auf die Beschwerde des ADNB antwortet die Post, das sei natürlich keine Diskriminierung. So etwas gebe es in dem internationalen Konzern, in dem Mitarbeiter aus über 170 Nationen beschäftigt seien, selbstverständlich nicht. Vielmehr halte man sich strikt an das Gesetz. Jenes gegen Geldwäsche schreibt nämlich vor, dass bei bestimmten Geschäftsvorgängen wie etwa der Eröffnung eines Kontos, die Identität des Kunden zweifelsfrei festgestellt werden muss. Deshalb das strenge Verfahren.

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Warum man die Identität einer Griechin oder eines Russen anhand seines Reisepasses nicht feststellen kann, sagt die Post in dem Schreiben, das MiGAZIN vorliegt, aber nicht. Die Grenzpolizei kann das auch, die Pässe sind nach einem internationalen Standard hergestellt, die Eintragungen auch auf Englisch vorhanden, Namen, Geburtsort etc. sind auch in lateinischer Schrift vorhanden. Das interessiert die Post aber nicht.

Sie empfiehlt nun vielmehr, sich an eine Filiale zu wenden, in der ein Mitarbeiter den passenden Migrationshintergrund besitzt und der den Pass dann lesen kann. Davon gebe es gerade in Berlin sehr viele und man werde die Betroffenen gern beraten. Warum bei der Post nur Griechen griechische Pässe lesen können und nur Russen russische, ist angesichts der weltweit einheitlichen Norm für diese Dokumente ein absolutes Rätsel. Und wie man erfährt, in welcher Postfiliale gerade welches interkulturelle Know-how vorhanden ist, um „Place of Birth“ richtig als Geburtsort zu erkennen, wissen wir immer noch nicht. Vielleicht stellt die Post ja bald Informationen darüber im Internet zur Verfügung und macht Schilder an ihrer Filialen: „Hier wird Griechisch gesprochen!“ Wir freuen uns darauf.

Die Nichtakzeptanz der Pässe ausländischer Mitbürger im Geschäftsverkehr bei der Post ist auch für die Bundesregierung kein Problem. So schreibt etwa der Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Beauftragter für Aussiedler und Nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner, in seiner Antwort auf abgeordnetenwatch.de, die Betroffenen könnten ihre Reisepässe ja amtlich übersetzen lassen und ihre Identität damit nachweisen. Nun scheint dem promovierten Staatssekretär der Unterschied zwischen einer Übersetzung in eine andere Sprache und der Übertragung in eine andere Schrift nicht bewusst zu sein. Die im Pass enthaltenen Angaben sind Eigennamen und Datumsangaben, die man überhaupt nicht übersetzen, sondern nur übertragen kann. Auch dafür gibt es internationale Standards. Und nach genau diesen Standards befinden sich in den Pässen von Russen bereits Übertragungen aller notwendigen Angaben, also Namen, Geburtsdatum und Ort, in dem Dokument selbst. Außerdem ein maschinenlesbares Feld. Weshalb man diese amtliche Übertragung nochmals übertragen soll, ist unklar.

Gewiss, Deutschland braucht seine Migranten und ihre interkulturellen Fähigkeiten in einer globalisierten Wirtschaft dringend für viele wichtige Aufgaben. Aber auf der Post genormte Pässe lesen, mit Verlaub liebe Mitbürger, das könnten wir eigentlich auch selbst, wenn die Postchefs es denn wollten.