TV-Tipps des Tages

21.10.2011 – Ausländer, Türken, Integration, Terror, Kreuzberg, Einbürgerung

TV-Tipps des Tages sind: Kinder der Tundra; Der Schnurrbart; Carlos (3/3); „Comedy mission“ mit Murat Topal; Takiye – Spur des Terrors; Djangos Reise – Asül bei den Türken: Ein Zweiteiler von Elle Langer, Heike Raab und Ceylan Yildrim; Cosmo TV

Kinder der Tundra
Dokumentarfilm – Die Nenzen zählen zu den letzten Nomadenvölkern des nördlichen Sibiriens. Anna N. galt als Symbolfigur ihres Volkes. Doch der Tod ihrer Tochter hat sie verändert und zur christlichen Eiferin gemacht. Der Dokumentarfilm entwirft ihr Porträt.

Die Halbinsel Jamal liegt nördlich des Polarkreises und gehört zu Russland. Hier leben die Nenzen, eines der letzten Nomadenvölker des sibirischen hohen Nordens. Mehr schlecht als recht können sie sich wie ihre Urväter durch die Rentierzucht in dieser ungastlichen Region ernähren, die allerdings strategisch große Bedeutung erlangt hat, seitdem Russland dort bedeutende Gas- und andere Rohstoffvorkommen entdeckt hat.

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Auch Anna N. gehört dem Volk der Nenzen an. Als gebildete Frau und bekannte Lyrikerin war sie bereits zur Symbolfigur geworden, als sich ihr Leben 1993 mit dem Tod ihrer kleinen Tochter völlig veränderte. Anna N. konvertierte zur russisch-orthodoxen Religion und wandte sich damit teilweise von der nenzischen Tradition ab, obwohl sie sich bis zu diesem Zeitpunkt energisch für die Werte und die Kultur ihres Volkes eingesetzt hatte. Viele Menschen in der Region sehen sie als eine Art Guru und schreiben ihr die heilenden Kräfte eines Schamanen zu. Anna N. ist sowohl Verfechterin der nenzischen Kultur als auch religiöse Eiferin. Mit eiserner Hand lenkt sie das Schicksal ihrer eigenen wie ihrer zahlreichen Adoptivkinder. Erst kürzlich hat sie ihr bisher größtes Lebensprojekt in die Wege geleitet, die Gründung eines Klosters am Fuße des Nordurals. Für die Realisierung sucht sie sowohl die moralische als auch die finanzielle Unterstützung ihrer Landsleute.

Der Dokumentarfilm beleuchtet die Persönlichkeit und die Absichten von Anna N., folgt aber auch dem Weg einiger der Kinder und Jugendlichen, die unter ihrem Einfluss stehen. 10:00-11:25 • arte

Der Schnurrbart
Dokumentation – Was ist für den türkischen Mann der Ausdruck von Stolz und Männlichkeit? Der Schnurrbart! Seine Form verrät den persönlichen Stil, die Lebenseinstellung und sogar die politische Couleur des Trägers.

Zahlreiche türkische Männer tragen Schnurrbärte. Der Schnurbart gilt ihnen als Symbol ihrer Männlichkeit. Filmemacher Belmin Soylemez hat einige seiner Landsleute beobachtet, wie sie mit stolzgeschwellter Brust über ihren Schnurrbart diskutieren. Er zeigt, dass jeder Schnurrbart in der Türkei Ausdruck eines bestimmten Stils, einer Geisteshaltung, einer Epoche oder gar einer politischen Meinung sein kann. 16:15-16:45 • arte

Carlos (3/3)
Spielfilm – Carlos hat inzwischen in Ost-Berlin, gedeckt von der Stasi, seine eigene Organisation aufgebaut. Mit dem Fall der Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges wird die Terroristen-Ikone Carlos für das politische Weltgeschehen uninteressant.

Ost-Berlin, Februar 1979: Mit der Hilfe von Johannes Weinrich und Magdalena Kopp hat Carlos seine eigene Organisation aufgebaut. Die Carlos-Gruppe wird – unter der Voraussetzung nicht in Berlin aktiv zu werden – von der Stasi unterstützt, die syrische Botschaft versorgt sie mit Diplomatenausweisen und die UdSSR mit Waffen. Carlos‘ Netzwerk erstreckt sich mittlerweile über die ganze Welt. Gedeckt und versorgt von verschiedensten Geheimdiensten, nutzt Carlos die klaren Fronten während des Kalten Krieges.

Im März lässt sich die Gruppe in Budapest nieder und Carlos nimmt Kontakt mit der ETA auf. Carlos kämpft nicht mehr in vorderster Front, mit Hilfe seiner Kontakte widmet er sich dem Waffenschmuggel. Doch die Situation spitzt sich zu, langsam aber sicher verliert Carlos die Kontrolle über sein Spiel im Weltgeschehen zwischen Ost und West. Der Auftrag, das Attentat auf Anwar as-Sadat, den Präsidenten der ägyptischen Republik, kommt nur langsam voran.

Der KGB sitzt Carlos im Nacken, schließlich hat die UdSSR bereits viel Geld in diesen Auftrag fließen lassen. In Deutschland wird eine Waffenladung konfisziert und Syrien schaut mit Misstrauen auf Carlos‘ Aktivitäten in Europa. Am 6. Oktober 1981, erfährt Carlos im Radio vom Mord an Sadat. Zu dem Attentat bekennt sich die radikale Muslimbruderschaft und Carlos verliert damit ein Vermögen.

Ein geplantes Attentat in Paris geht schief, zwei Mitglieder der Carlos-Gruppe werden von der Polizei geschnappt. Darunter ist auch Magdalena, die mittlerweile nicht mehr nur Geliebte, sondern die Frau von Carlos ist. Carlos fordert die Freilassung seiner Leute und stellt ein Ultimatum, doch ein Mordversuch an Jacques Chirac scheitert. In Europa wird die Situation immer brenzliger für Carlos.

Magdalena Kopp wird im Mai 1985 aus der Haft entlassen und trifft Carlos in Damaskus wieder. Mit dem Fall der Mauer im November 1989 und dem Ende des Kalten Krieges wird Carlos nutz- und bedeutungslos. Der Topterrorist, das Phantom des Schreckens im Dienste von Geheimdiensten weltweit, wird auf einen Schlag „arbeitslos“.

Er flüchtet sich in Alkohol und Drogen, versucht hier und da unterzustauchen und stößt überall auf Ablehnung. Es ist der Sudan, der Carlos 1994 an Frankreich ausliefert und somit der französischen Justiz übergibt. Bei seiner Festnahme ist Carlos nicht mehr als die tragische Karikatur seiner selbst. Ilich Ramírez Sánchez wurde bisher nur für den dreifachen Mord in der Rue Toullier im Jahr 1975 belangt und zu lebenslanger Haft verurteilt. 20:15-22:15 • arte

„Comedy mission“ mit Murat Topal
Dokumentation (Kleinkunst/Kabarett/Variete)-Doku-Soap, Deutschland 2011

Wochen lang haben sie an der Seite von Comedian Murat Topal und Streetworkerin Banu geprobt, mit sich gerungen, gesungen, getanzt und viel gelacht: Sherry, Hervé, Ayman, Senija, Nick und Rob. Das Ergebnis: die Tragödie „Romeo & Julia“ interpretiert als modernes Comedystück, aufgeführt in der Berliner Ufa-Fabrik. Während ihrer gemeinsamen Zeit im Sommercamp mussten die sechs Jugendlichen hart arbeiten und lernen, an einer Sache konsequent dranzubleiben, den inneren Schweinehund zu überwinden. Murat Topal, Deutsch-Türke, gebürtiger Berliner, hat zehn Jahre lang als Polizist in Berlin-Kreuzberg gearbeitet, bevor er sich einen Namen als Comedian gemacht hat. Seit 2008 engagiert sich der in Neukölln aufgewachsene Künstler gegen Gewalt an Kreuzberger Schulen. Er kennt die Probleme von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund ebenso gut wie Streetworkerin Banu, die ihm bei diesem Projekt zur Seite stand. Künstler aus der Musik- und Comedyszene haben das Projekt unterstützt: der Rapper Azad, Seeed-Frontman Frank Dellé, der Comedian Bülent Ceylan und Mikel von den Flying Steps, der mit den Jugendlichen Breakdance und eine Bühnen-Choreografie trainiert hat. 20:15-21:30 • ZDFkultur

Takiye – Spur des Terrors
Spielfilm – Metin lebt als aufgeschlossener, aber religiöser Moslem mit seiner Familie in Köln. Hüseyin, der Vorsitzende der islamischen Gemeinde, hat Metin zum Glauben „geführt“ und ist für ihn eine Art Vaterersatz. Als Hüseyin für einen neuen islamischen Wirtschaftsfonds wirbt und Metin um seine Unterstützung bittet, engagiert sich dieser in blindem Vertrauen und überzeugt sogar seine Familie und Freunde, ihr Geld zu investieren.

Numan, sein älterer Bruder, hält von diesen islamischen Fonds gar nichts. Auch Metins Schwiegervater, der Hodscha der Gemeinde, warnt Metin. Was keiner weiß: Hodscha arbeitet als V-Mann für den Verfassungsschutz. Da er um sein Leben fürchtet, will er aussteigen. Währenddessen erfährt der Verfassungsschutz, dass ein großer Terroranschlag geplant ist, und arbeitet unter Hochdruck, um diesen zu vereiteln. Innerhalb kürzester Zeit macht der vielversprechende Fonds pleite. Metin wird von allen zur Verantwortung gezogen, selbst das Familienkapital ist verloren. Er fühlt sich schuldig, versteht sich aber auch als Opfer dunkler Machenschaften. Niemand kann ihm sagen, was passiert ist und wo das ganze Geld geblieben ist.

Durch seine Versuche, Licht in die kriminellen Machenschaften zu bringen, wird Metin selbst zur Zielscheibe eines undurchschaubaren Netzwerks. Bei einem Bombenanschlag, der eigentlich seinem Schwiegervater gilt, wird Metins Frau Sevde getötet. Nur sein Sohn Bilal überlebt schwer verletzt. Metins Welt bricht zusammen, nun will er erst recht wissen, was und wer hinter all den Geheimnissen steckt. Er reist nach Istanbul, wo er die Drahtzieher vermutet. Mit Hilfe der Geheimdienstlerin Sabine, die sich zunächst als Reporterin ausgegeben hatte, kann er zwar den Kopf der Organisation enttarnen, gerät dabei aber selbst in Lebensgefahr und wird zum Gejagten… 23:25-00:55 • Das Erste (ARD)

Djangos Reise – Asül bei den Türken
Ein Zweiteiler von Elle Langer, Heike Raab und Ceylan Yildrim

In dem Zweiteiler wird der türkischstämmige Niederbayer für diese Dokumentation rund 50 Jahre nach der Zuwanderung der ersten türkischen Gastarbeiter Bilanz ziehen – auf seine Weise, zwischen Kopftuchstreit und Kabarett: Wie sieht das türkische Leben in Deutschland aus? Welche eigene Kultur hat sich entwickelt, welchen Einfluss hat sie auf den deutschen Alltag?

2,6 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben in der Bundesrepublik, 700.000 besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft – sie prägen in der dritten Generation die deutsche Gesellschaft mit und können Bundestagswahlen entscheiden.

Türkische Unternehmer machen Milliarden Umsätze, betreiben Zeitungen und TV-Sender. Türkischstämmige Fußballstars begeistern das Publikum, in der „Lindenstraße“ wird türkisch gesprochen.

Im Kontrast dazu stehen problematische Entwicklungen wie die Angst vieler Deutscher vor dem Islamismus, die zunehmende Gewalt unter jugendlichen Migranten oder spektakuläre Fälle von „Ehrenmord“. Zwischen Kopftuchstreit und Türken-Comedy, zwischen Integrationsdebatte und Moscheenprotest – rund 50 Jahre nach der ersten Zuwanderung der ersten türkischen Gastarbeiter zieht die rbb/BR-Produktion eine kleine Bilanz des deutsch-türkischen Verhältnisses. Und das auf ganz besondere Weise: „Integrationsbeauftragter“ ist nämlich Django Asül, der bayerische Kabarettist mit türkischem Pass.

Im ersten Teil der Reisereportage „Berlin“ macht sich Django Asül von der bayerischen Provinz auf, um das türkische Leben zu entdecken. Wo sucht ein Süddeutscher zuerst? Natürlich in der größten türkischen Stadt außerhalb der Türkei – in Berlin. Wie leben die Kinder und Enkel der ehemaligen Gastarbeiter in der Deutschen Hauptstadt? Django Asül besucht den selbsternannten türkischen Innenminister von Kreuzberg. Mit ihm taucht er in die Welt der ersten Zuwanderer ein. Inzwischen schon in der dritten Generation wird beim Fußball-Club Türkyemspor gekickt. Hier lernen auch deutsche Kinder, was auf türkisch „Tor“ heißt. 00:00-00:45 • WDR

Cosmo TV
Moderation: Till Nassif – Themen: Arbeitssklaven in Deutschland?; Schüler gegen Gewalt!; Streit zwischen zwei Familien-Clans

Arbeitssklaven in Deutschland?
Eineinhalb Jahre lang wurde sie wie eine Sklavin gehalten, erzählt die junge Frau aus Indonesien. Und das mitten in Deutschland, im Haus eines saudi-arabischen Diplomaten in Berlin.

Schüler gegen Gewalt!
Gewalt gehört zum Alltag an vielen Schulen. Auch Mourad Arkut, der in die Essener Parkschule geht, hat damit schon Erfahrung gesammelt. Der Marokkaner war selbst einige Male in Prügeleien verwickelt. Doch Mourad will an sich arbeiten, auch wenn es schwer ist.

Streit zwischen zwei Familien-Clans
In der Boulevard-Presse war von einem Clan-Krieg die Rede. Angeblich geht es um eine Beziehung, die zwischen zwei Familien erst zu Streit und am Ende zu einer Messerstecherei führte. Sieben Menschen wurden dabei verletzt.

Hintergrundinformationen:
Integration geht jeden etwas an, ob im Beruf, in der Schule oder unter Nachbarn. Deshalb ist Cosmo TV ein Magazin für alle, Zugewanderte und Deutsche. 02:25-03:00 • EinsExtra