Emnid-Umfrage

Integration – Eine Frage des Alters

In Deutschland glauben Jüngere eher an Integration als Ältere. Kulturelle Vielfalt hingegen ist für Jung und Alt eher eine Bereicherung als ein Problem. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage.

Montag, 19.09.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Frage, ob Integration gelingt, ist bei den Deutschen abhängig vom Alter. Während 75 Prozent der über 59-Jährigen nicht glauben, dass Integration funktioniert, hält sie jeder Zweite zwischen 14 und 29 Jahren für ein Erfolgsmodell. Das ergibt eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

„Die gute Nachricht ist, dass Integration und Umgang mit Vielfalt für die meisten jungen Menschen in unserem Land etwas Normales ist“, kommentiert Vorstandsmitglied Jörg Dräger die Ergebnisse der Studie. Er streicht aber auch heraus: „Kontakte und Begegnungen sind wichtig, aber Integration ist kein Automatismus: Wir brauchen einen besseren Umgang mit Vielfalt und eine Willkommenskultur in Deutschland. Dazu gehören auch faire Bildungs- und Berufschancen, ohne die Integration nicht gelingen kann.“

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Doppelpass kein Problem
Auch im Hinblick auf das Zusammenleben zwischen Zuwanderern und Einheimischen blicken die Jüngeren deutlich optimistischer in die Zukunft. Während jeder Zweite ab 59 Jahren meint, dass die Zuwanderer in Deutschland in den nächsten zehn Jahren häufiger unter sich bleiben werden, ist bei den jungen Menschen unter 30 Jahren nur ein Drittel dieser Ansicht. Auch der Erwerb der Staatsbürgerschaft als sichtbares Zeichen für Integration ist für Ältere entscheidender als für Jüngere.

Fast 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen halten es für wichtig, wenn Menschen mit Migrationshintergrund neben dem deutschen auch einen ausländischen Pass haben. Eine vollständige Anpassung von Zuwanderern an die deutsche Lebensart halten 58 Prozent der jüngeren, aber fast 80 Prozent der älteren Menschen für wichtig. Als das größte Hindernis für die Integration halten 68 Prozent der unter 30-Jährigen die Diskriminierung. Von den über 59-Jährigen sieht das lediglich knapp die Hälfte der Befragten so.

Kulturelle Vielfalt als Bereicherung
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Jung und Alt. Einig sind sie sich über die Kriterien für „Deutschsein“. Mehr als zwei Drittel der Befragten meinen, dass jeder „deutsch“ ist, der selbst oder dessen Eltern in Deutschland geboren sind, hier seinen Lebensmittelpunkt und einen deutschen Pass hat.

Download: Die Ergebnisse der Emnid-Umfrage „Einschätzungen zur Integration“ grafisch aufbereitet gibt es auf bertelsmann-stiftung.de

Unstrittig sind auch Kriterien für Integration, wie die Achtung von Verfassung und Gesetzen, die Notwendigkeit, die deutsche Sprache zu sprechen oder die gleichen Berufs- und Bildungschancen. Kulturelle Vielfalt ist sowohl für Ältere als auch für Jüngere eher eine Bereicherung als ein Problem: Bei den älteren Befragten sind 72 Prozent dieser Ansicht, bei den jüngeren Befragten sogar 84 Prozent.

Erfolgreiche Zukunft
Als große Hindernisse für die Integration sehen Jung und Alt mangelnde Sprachkenntnisse (93 und 89 Prozent) und geringere Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt für Zuwanderer (65 und 64 Prozent) an. Trotzdem glauben beide Altersgruppen, dass Zuwanderer zukünftig häufiger wichtige Positionen in Politik und Wirtschaft einnehmen werden.

„Es zeigt sich im Vergleich von Jung und Alt: Je mehr persönliche Erfahrung Menschen ohne Migrationshintergrund mit Menschen mit Migrationshintergrund haben, um so eher halten sie Integration für den Normalfall. In der jungen Generation gibt es wesentlich mehr Kontakte zwischen den beiden Gruppen – in der Arbeitswelt, im Freundeskreis und in der Familie.“ kommentiert Dräger die Ergebnisse der Studie. (bs/kb)
Gesellschaft Leitartikel Studien

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