TV-Tipps des Tages

19.09.2011 – Kosovo, Kopftuch, Islam, Armenien, Türkei, Integration

TV-Tipps des Tages sind: In aller Freundschaft: Eine Frage der Menschlichkeit; Schätze der Welt - Erbe der Menschheit; Aghet - ein Völkermord: Der Film "Aghet" von Eric Friedler erzählt von einem der dunkelsten Kapitel des Ersten Weltkriegs; Jugendgeschichten: Die verlorenen Illusionen

Von Montag, 19.09.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.09.2011, 15:34 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

In aller Freundschaft
Dr. Heilmann fliegt in den Kosovo, um dort medizinische Geräte als Spende für ein Kinderkrankenhaus abzuliefern. Professor Simoni gerät mit der Verwaltungschefin Sarah Marquardt so sehr in Streit, dass er einen leichten Herzinfarkt erleidet.

Das Personal der Sachsenklinik ist in heller Aufregung. Der Klinikchef überträgt die Entscheidungsgewalt vorübergehend an Dr. Kreutzer.

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Im Kosovo wird Dr. Heilmann von Dunja Batisz empfangen, die für eine Wiederaufbauorganisation arbeitet. Auf dem Weg zur Kinderklinik treffen sie Dunjas Sohn Peter, der ein leidenschaftlicher Fußballspieler ist. Peter wird von einer Mine schwer verletzt. In einer Notoperation kann er stabilisiert werden, doch sein Bein müsste bei einem weiteren Eingriff aufgrund fehlender medizinischer Ausstattung amputiert werden.

Roland bittet Achim um Erlaubnis, den Jungen in Leipzig operieren zu dürfen. Doch der untersagt dies, da Peter nicht in Lebensgefahr schwebt. Roland nimmt Dunja und Peter trotzdem per Flugzeug mit nach Deutschland. Dort kommt es zum offenen Konflikt zwischen den beiden Freunden. Roland entschließt sich, die Operation aus eigener Tasche zu finanzieren.

Bei der Operation am nächsten Tag kommt es zu Komplikationen, die sich der Chefarzt nicht erklären kann. Doch Achim und Kathrin finden zusammen mit ihm heraus, dass Peter eine sehr seltene Gerinnungsstörung hat. Im Kosovo wäre er daran wohl gestorben. Ein Kampf gegen die Uhr beginnt.

Dr. Brentano will Arzu einen Heiratsantrag machen. Seine Kollegin Elena gibt ihm den Rat, sich etwas Besonderes auszudenken. Auch Charlotte will Philipp dabei helfen. Doch seine Vorbereitungen machen Arzu misstrauisch. Was hat ihr Freund zu verbergen? 12:40-13:30 • HR

Schätze der Welt – Erbe der Menschheit
Dokumentation – Bosras Ruf klingt vor allem nach Musik. 1800 Jahre nach seiner Erbauung durch die Römer gilt das Theater von Bosra nicht nur als das am besten erhaltene Bauwerk seiner Art. Noch heute schätzen Musiker und Orchester aus aller Welt seine Akustik.

Nach Westen das Mittelmeer, nach Osten der Persische Golf, nach Norden der Euphrat, im Süden das Rote Meer. Bosra lag am Schnittpunkt der großen Karawanen zwischen Ostasien und Europa, im Herzen des Morgenlandes. Kreuzweg der Christen, Pilgerweg der Gläubigen nach Mekka. Aber zuvor trafen sich die Wege der Kamele und Pferde der Nabatäer und Nomaden bis die Römer das Land besetzten und eine Großstadt in die Wüste bauten.

80.000 Einwohner und eine luxuriöse Stadtgestaltung mit Bädern und Gärten, Kolonnaden und unterirdischen Märkten für die Hauptstadt der römischen Provinz Arabien. Auch beim Bau des legendären Theaters wurde nicht gespart. Großartig geplant und aus hartem Basalt errichtet für die Ewigkeit. 15 bis 20 Tausend Zuschauer hatten darin Platz und von den oberen Rängen einen weiten Blick auf die fruchtbare Ebene des Hochlandes der Landschaft Hauran. Bosra lag immer am Schnittpunkt der Kreuzwege der Geschichte. Die Basilika zeugt von frühchristlicher Bekehrung, die Moscheen von islamischer Eroberung. Das römische Theater wurde im 12. Jahrhundert zur arabischen Festung ausgebaut. Ummauert mit den Steinen der Ruinen römischer Herrschaft. Das hat viele frühere Gebäude gekostet, aber dazu beigetragen, dass der Klang von Bosra noch heute sein faszinierendes Echo in die Welt trägt. 15:00-15:15 • BR-alpha

Schleierhaft
Über die Kultur des Schleiers in Europa – Betrachtet man antike Skulpturen oder mittelalterliche Gemälde von Frauen, sind Schleier und Kopftücher allgegenwärtig. Sie verhüllen den weiblichen Körper und machen gerade dadurch Weiblichkeit sichtbar.

Babylonische Göttinnen, Damen in der Antike und Madonnen auf mittelalterlichen Gemälden: Seit Menschengedenken verdecken Frauen ihr Haar, verhüllen ihr Gesicht oder den ganzen Körper. Schleier und Kopftücher sind mächtige, urweibliche Zeichen – und sie bilden einen Widerspruch in sich: Sie machen Weiblichkeit sichtbar durch Verhüllung.

In westlichen Gesellschaften haben Schleier heute nur noch symbolischen Wert, als Brautschleier oder Nonnenhauben. Schleier und Kopftücher gelten als typisch islamische Kopf- und Körperbedeckungen. Im europäischen Straßenbild geben sich Kopftuchträgerinnen als Musliminnen zu erkennen. Und gerade bei jungen Frauen sind sie Ausdruck eines gestärkten muslimischen Selbstbewusstseins.

Im Westen lösen diese Kopfbedeckungen heftige Gefühle aus. Sie transportieren die unterschiedlichsten Botschaften in Bezug auf Geschlechterordnungen und Religion, gleichzeitig enthalten sie eine Fülle kultureller, erotischer und modischer Codes. Über das Erscheinungsbild von Kopftuch- und Schleierträgerinnen in der Öffentlichkeit wird im französischen Parlament diskutiert, im deutschen Feuilleton gestritten, in niederländischen Internetforen debattiert. Ganzkörperschleier – die afghanische Burka und der arabische Niqab – stoßen auf strikte Ablehnung. Sogar einfache Kopftücher sind zu Sinnbildern für kulturelle Überfremdung, radikalen Islam, Unterdrückung der Frau im muslimischen Patriarchat und weibliche Unfreiheit schlechthin geworden.

Schleier und Kopftuch waren und sind Inspiration für Kunst- und Kulturschaffende, früher thematisch fokussiert auf erotische und sinnliche Inhalte, heute auf das Spannungsfeld zwischen weiblicher Unfreiheit und Selbstbehauptung. Bis heute sind Schleier Projektionsflächen, für die Starkünstlerin Shirin Neshat ebenso wie für den Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk.

Die Dokumentation spürt die höchst komplexen Bedeutungsebenen hinter den Zeichen auf. Sie fragt aus deutscher und französischer Sicht, welche Rolle sie bei der Interpretation von Weiblichkeit spielen, welche realen und eingebildeten Gefahren von diesem Stück Stoff ausgehen, und warum der Schleier trotz allem seine Faszination und Magie bewahrt. 16:00-17:00 • arte

Aghet – ein Völkermord
Dokumentarfilm – Der Film „Aghet“ (armenisch: „die Katastrophe“) von Eric Friedler erzählt von einem der dunkelsten Kapitel des Ersten Weltkriegs: dem Genozid an den Armeniern, bei dem bis zu 1,5 Millionen Menschen im Osmanisch-Türkischen Reich starben.

Zwischen 1915 und 1918 wurden bis zu 1,5 Millionen Menschen im Osmanischen Reich (heute Türkei) ermordet. Dieser Völkermord, der sich am 24. April 2010 zum 95. Mal jährt, wurde von Raphael Lemkin, dem Schöpfer der 1948 von der UN verabschiedeten Anti-Genozid-Konvention, als der erste systematisch ausgeführten Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Er wird allerdings bis heute von den Verantwortlichen und ihren Nachkommen geleugnet und von der Welt weitgehend verdrängt.

Wie konfliktgeladen das Thema des armenischen Völkermords noch immer in der Türkei ist – und für diejenigen, die es kritisch in die Öffentlichkeit tragen, oft sogar lebensgefährlich – zeigen die Ermordung des armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink am 19. Januar 2007 und die Anklagen gegen den Nobelpreisträger Orhan Pamuk.

Seit Jahren beschäftigt sich Autor und Regisseur Eric Friedler („Das Schweigen der Quandts“, 2007) mit den politischen Motiven, die noch heute stark genug sind, um die historische Tatsache des Armenier-Genozids zu verschweigen und zu unterdrücken. Er sprach mit internationalen Regierungschefs und der intellektuellen Elite der Türkei, befragte Historiker, Zeitzeugen und Wissenschaftler in der Türkei, Deutschland, USA, Frankreich, Syrien und Armenien, aber auch Vertreter der weltweiten armenischen Diaspora wie den Boxer Arthur Abraham, den französischen Minister Patrick Devedjan oder den ehemaligen armenischen Außenminister Rafi Hovannisian.

Friedler forschte mit seinem Team in vielen internationalen Archiven (u. a. dem politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, dem Johannes-Lepsius-Archiv, den National Archives, USA) und rekonstruierte den Verlauf des Völkermords aus zahlreichen historischen Quellen.

Diese Dokumente sind detaillierte Lageberichte deutscher und US-amerikanischer Diplomaten, aber auch Schilderungen schweizer, dänischer und schwedischer Ärzte, Sozialhelfer, Lehrer, Missionare, Korrespondenten und Krankenschwestern, die zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in der Türkei lebten und ihre Beobachtungen festhielten.

In einer minimalistischen Inszenierung verleiht ein hochkarätiges Schauspielerensemble (darunter Hanns Zischler, Martin Gedeck, Burghart Klaußner, Friedrich von Thun) diesen vor langem verstorbenen Zeitzeugen wieder eine Stimme. 95 Jahre nach dem Völkermord sind ihre Aussagen von beklemmender Authentizität noch einmal zu hören, werden bis heute unbesungene Heldinnen und Helden entdeckt, tragische Schicksale und die strikte Systematik eines unfassbaren Verbrechens offenbar.

Trotz genereller Einmütigkeit der internationalen Geschichtswissenschaft weigert sich die politische Führung der Türkei weiterhin konstant, den Massenmord an den Armeniern als Genozid anzuerkennen, fordert Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan immer noch Beweise – und die westliche Staatengemeinschaft hält sich zu diesem Thema bedeckt.

Dabei wollen sich auch in der Türkei mehr und mehr Menschen ein eigenes Bild von der jüngeren Geschichte ihrer Nation machen. 200.000 Türken gingen nach der Ermordung von Hrant Dink in einer der größten Demonstrationen des Landes auf die Straße. In Solidarität mit Hrant Dink, den Armeniern und dem Verlangen nach Wahrheit … 23:30-01:05 • SWR BW, SWR RP, SWR SR

Jugendgeschichten
3/4, Die verlorenen Illusionen – Das Erwachsenwerden ist für Jugendliche eine schwierige und oft undankbare Phase. Die neue Welt, in der sie sich behaupten müssen, ist voller Gefahren und Entdeckungen, voller Träume und harter Realitäten.

Die sieben, bald 16-jährigen Jugendlichen erleben ihr erstes großes Glück, sind aber auch mit allen Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens konfrontiert. Der erste Flirt, die erste sexuelle Erfahrung, der erste Job, all das beschäftigt sie psychisch und physisch.

Von jetzt an versuchen sie, inmitten anderer Jugendlicher heranzureifen – in sicherem Abstand von den Eltern, die ihrer Meinung nach vom Leben der Teenies überhaupt keine Ahnung haben. Xavier, Aurélie, Thys, Mélanie, Jordann und Rachel entwickeln sich in Höchstgeschwindigkeit weiter, und zwar auf eine Art und Weise, wie man es von ihnen als Zwölfjährige nicht erwartet hätte.

Hintergrundinformationen:
Die dokumentarische Langzeitbeobachtung porträtiert die Familie unserer Zeit – desorientiert und gefährdet – in einer Gesellschaft ohne feste Bezugspunkte. Eine oft lustige, manchmal schonungslose, aber immer aufrichtige und ehrliche Dokumentarfilmreihe über Liebe und Sex, Alkohol und Drogen, Schule und Beruf, Streit mit den Eltern und das Bedürfnis nach Unabhängigkeit.

Mal ergreifen die Filmemacher Partei für die Jugendlichen, mal für die Eltern. Und bis zum Schluss ist der Zuschauer gespannt auf die Veränderungen, die die Jugendlichen durchmachen. Die Dokumentarfilmreihe beantwortet Fragen über das Erwachsenwerden, auch solche, die man sich vielleicht nicht zu stellen traut.

Die Reihe – im Originaltitel „Romans d’ados“ – lief auf zahlreichen Festivals unter anderem bei den Visions du Réel oder dem Locarno Film Festival in der Schweiz (2010). Außerdem wurden die Filme 2010 und 2011 auf weiteren Dokumentarfilmfestivals in Brasilien, der Türkei, Italien, Frankreich und China gezeigt.

Zahlreiche Videos zeigen das Casting der Jugendlichen, Interviews, Porträts, Gespräche mit den Eltern, Psychologen und dem Regisseur der Reihe. 02:55-05:00 • arte TV-Tipps

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