Wahlprüfsteine 3/8

Bildung – Standpunkte Berliner Parteien vor den Wahlen 2011

Wie sind die Standpunkte der Berliner Parteien zu Ausländerrechtlichen und Integrationsthemen? In einem Achtteiler präsentiert das MiGAZIN die Wahlprüfsteine. Heute: Integrationspolitische Bildungsthemen?

Mittwoch, 07.09.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 31.10.2011, 19:44 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Forderung: Die Berliner Bildungseinrichtungen werden angewiesen, keine Deutschpflicht für die Pausen bzw. Freizeit zu erlassen.

Begründung: Die KMK hat in ihrer Tagung beschlossen, dass das Verbot von anderen Sprachen nicht nur nicht sinnvoll ist, sondern die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung negativ beeinflussen kann. Wenn auf der einen Seite die Mehrsprachigkeit geprägt wird, aber auf den Schulhöfen insbesondere Türkisch-Sprechen verboten wird, ist dies nicht hinnehmbar und stellt eine Diskriminierung dar.

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SPD
Die Berliner SPD bestärkt die Bildungseinrichtungen darin, individuell angemessene Lösungen zu finden. Dabei ist uns wichtig, dass Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sich übereinstimmend auf eine Regelung verständigen. Wir halten es nicht für sinnvoll, eine generelle Verpflichtung auf eine bestimmte Sprache für Pausen und Freizeit durchzusetzen.

CDU
In den wenigen Schulen, in denen man sich auf das Sprechen der deutschen Sprache in den Schulpausen geeinigt hat, lagen dieser Vereinbarung durch die übrigens niemand Schaden erlitt keine Anweisungen von „oben“ zugrunde. Es handelte sich dabei immer um eine freiwillige Übereinkunft zwischen Schülern, Lehrern und Eltern, die auch durch die Schulkonferenz gedeckt war. Die CDU hält deshalb die Forderung für überzogen und sieht keine Veranlassung tätig zu werden.

Die Linke
DIE LINKE unterstützt diese Forderung. Die Debatte um eine sog. Deutschpflicht während der Pausen wurde u.a. durch die Änderung der Schulordnung der HerbertHoover Schule in Wedding angefacht. DIE LINKE hält eine sog. Deutschpflicht für nicht sinnvoll und sieht dafür auch keine Rechtsgrundlage. Insoweit teilen wir die von Ihnen aufgegriffene Auffassung der KMK, Kinder aus Migrantenfamilien müssen durch ein Zusammenspiel von Elternhaus, Bildungseinrichtungen und sinnvoller Integrationspolitik dazu befähigt werden ihre Mehrsprachigkeit dahingehend zu qualifizieren, dass alle Sprachen in Wort und Schrift sehr gut beherrscht werden. Das ist nicht nur ein enormer Vorteil für die mehrsprachigen Kinder. Es ist auch ein Zeichen der Anerkennung kultureller Vielfalt. Wir werden uns auch dafür einsetzen, dass die Bildungsverwaltung solche Regelungen in Schulordnungen sowie Vereinbarungen zwischen Schule und Eltern nicht mehr zulässt oder bereits existierende aufhebt.

Berlin-Wahlen 2011: Ich wähle ...
    SPD (33%)
    Die Grünen (27%)
    DIE LINKE (19%)
    CDU (16%)
    FDP (5%)
     
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    Die Grüne
    Gleiche Teilhabechancen erfordern gute Deutschkenntnisse, und zwar so früh wie möglich. Eine flächendeckende Deutschpflicht an Schulen geht Bündnis 90/Die Grünen entschieden zu weit. Wir treten ein für eine Kultur der Wertschätzung und des Respekts. Diese Kultur muss die Schule entwickeln und pflegen. Neben der gezielten Deutschförderung müssen Kinder auch Zugang zu der Kultur und Sprache ihrer Eltern und Großeltern bekommen. Die Förderung der Herkunftssprache der SchülerInnen als Angebot der Schule muss den Schulen ermöglicht werden. Andererseits stehen wir für möglichst große Selbstbestimmungsrechte der Schulen. Wenn eine Schule mit ihren Gremien also die Eltern und SchülervertreterInnen gemeinsam mit Kollegium und Schulleitung sich für die Deutschpflicht entscheidet, können und wollen wir nicht dagegen sein. Der Wegzug von bildungsnahen Familien mit und ohne Migrationshintergrund aus den sozial benachteiligten Gebieten kann nur durch eine qualitativ hochwertige Bildungslandschaft gestoppt werden. Gerade deshalb müssen Schulen im Sozialraum gestärkt werden. D.h. die personellen und materiellen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Schulen, die aufgrund vielfältiger Problemlagen die Mindeststandards guter Bildung verfehlen, brauchen umgehend schulaufsichtliche Begleitung und Unterstützung. Auf der Basis konkreter Zielvereinbarungen sollen sie zusätzliche Mittel erhalten, die sie für sozialpädagogische Projekte, zur Sprachförderung, zur Profilbildung oder zur Vernetzung mit bezirklichen Strukturen einsetzen können.

    FDP
    Nicht das Sprechen der türkischen Sprache soll verboten, sondern das Sprechen der deutschen Sprache geboten werden. Wir befürchten zu allererst eine negative, deutsche Sprachentwicklung für Kinder in Berlin. Wir halten ein DeutschGebot an Schulen daher für sinnvoll. Insbesondere an Schulen mit Schülern aus unterschiedlichsten Herkunftsländern ist die deutsche Sprache das gemeinsame Bindeglied, das Grundlage für den Schulfrieden und eine gute Lernatmosphäre ist. Darum begrüßen wir eine derartige Selbstverpflichtung von Lehrern, Eltern und Schülern ausdrücklich. Aktuell Politik

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