TV-Tipps des Tages

05.09.2011 – Juden, Syrien, Terrorismus, Religion, Integration, Islam

TV-Tipps des Tages sind: Die Juden - Geschichte eines Volkes; Schätze der Welt - Erbe der Menschheit; Flug 93: Zum 11. September Montagskino im ZDF - Amerikanisch-englisch-französischer Spielfilm von 2006; Flug 93 - Die Dokumentation; Alfons und Gäste

Von Montag, 05.09.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 04.09.2011, 21:50 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Die Juden – Geschichte eines Volkes
6/6, Überleben – Horizonte – Die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft scheitert. Bleiben oder Auswandern wird zur Schicksalsfrage des Judentums Ende des 19. Jahrhunderts, nicht nur in Deutschland.

Die 6. Folge der Sendereihe erzählt von den Pogromen in Russland, die zur Massenauswanderung in die USA führen, und von der Geburt des politischen Zionismus. Zunächst glauben viele Juden in Mitteleuropa noch, dass Assimilation eine Lösung sei. Im Ersten Weltkrieg kämpfen sie Seite an Seite mit ihren christlichen Kameraden. Doch die Hoffnung erweist sich als Trugschluss. Unter den Nationalsozialisten gibt es für die Juden keine Zukunft mehr. Sechs Millionen Menschen werden auf grausame Weise ermordet. Einigen gelingt die Flucht in Länder wie die USA oder nach Israel. Viele besinnen sich hier wieder auf ihre jüdischen Wurzeln. 08:30-09:00 • HR

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Schätze der Welt – Erbe der Menschheit
Dokumentation – Aleppo, die alte syrische Stadt, ist von jeher ein großer Marktplatz gewesen. Nichts ist reizvoller als in dieser arabischen Stadt in das endlose Gassengewirr der Suks einzutauchen.

Hinter dem Antiocha-Tor aus dem 12. Jahrhundert beginnt der Suk, ein Basar aus kilometerlangen, größtenteils überdachten Ladenstraßen. Hier wird gehandelt, gefeilscht, gekauft oder Tee getrunken.

Aleppo hat griechische Wurzeln. Im 3. Jahrhundert vor Christus wurde die Stadt schachbrettartig angelegt. Damals bildete die Agora, der griechische Marktplatz den Mittelpunkt der Stadt. Hier steht heute die große Omayadenmoschee und unweit davon die größte Karawanserei Aleppos, der Khanal Wazir, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Wüstenscheichs kamen mit ihrem Gefolge und den Kamelen in die Stadt, heute warten Esel und Kleinlieferwagen auf die Händler. Den besten Blick auf die Stadt bietet die prächtige Zitadelle, die hoch über der Stadt auf dem Burgberg thront und die Residenz der Mamelukkensultane war. Der Legende nach weidete Abraham, der Stammvater der Juden und Araber auf dem Burgberg seine Herden.

Der Film von Jens Dücker lädt dazu ein, mit einem Händler in das Gewirr des Basars einzutauchen und das unverwechselbare Flair der Altstadt zu erleben. Er erzählt die Geschichte einer typischen Handelsstadt des Nahen Ostens, die stets ein Scharnier zwischen den Kulturen war. 15:00-15:15 • BR-alpha

Flug 93
Spielfilm (Polit-Thriller – Terrorismus)– Zum 11. September Montagskino im ZDF – Amerikanisch-englisch-französischer Spielfilm von 2006

Ein Datum, das zur Chiffre für die Katastrophe wurde, und das sich nun zum zehnten Mal jährt: Der Terroranschlag des 11. September 2001 kostete Tausende das Leben, als vier Flugzeuge von ihren islamistischen Entführern zur tödlichen Waffe umfunktioniert wurden. Jeder kennt die Bilder von den zwei Maschinen, die nacheinander über New York in beide Türme des World Trade Center rasten, während nahezu zeitgleich ein drittes Flugzeug in Washington auf das Pentagon stürzte. Über das Schicksal der vierten Maschine, die wegen des Widerstands der Passagiere nicht in Washington, sondern in einem Waldstück in Pennsylvania zerschellte, drehte der britische Regisseur Paul Greengrass fünf Jahre später den Film „Flug 93“, ein beklemmendes Doku-Drama, das die Ereignisse an Bord der United Airlines-Maschine und am Boden in der Flugsicherung rekonstruiert.

Über das genaue Ziel der vierten, auf ihrem Weg von New York nach San Francisco entführten Maschine, die (wie schon das auf das Pentagon gestürzte Flugzeug) ebenfalls Washington anflog, kann nur gemutmaßt werden. Fest steht, dass der Plan der Entführer am Widerstand der Passagiere scheiterte, die aufgrund der banalen Tatsache, dass ihre Maschine mit 40-minütiger Verspätung startete und deshalb nicht mehr gleichzeitig mit den anderen entführten Flugzeugen in ihr Unglück rasen konnte, über Handykontakte zur Außenwelt wussten, was auf sie zukam. Ganz normale Fluggäste wurden zu unfreiwilligen Helden, die zwar nicht ihr Leben, aber das unzähliger anderer retteten, weil sie in einer ausweglosen Situation die Initiative ergriffen.

Basis des Drehbuchs waren Interviews, die Regisseur Paul Greengrass mit Angehörigen der 40 Passagiere und der Crew, mit Fluglotsen, Militärs und Mitgliedern der 9/11-Untersuchungskommission führte sowie die Aufzeichnungen der Piloten-Gespräche – und natürlich die Ergebnisse der offiziellen Untersuchung. Besetzt mit eher unbekannten Darstellern und etlichen Laien aus dem Bereich der Luftfahrt, ist „Flug 93“ ein Ensemblefilm ohne herkömmliche Protagonisten. Für die Rolle des Captain Jason Dahl verpflichtete man den ebenfalls für United Airlines arbeitenden Berufspiloten J.J. Johnson, zwei reale Stewardessen spielen die Stewardessen der Maschine. Ein Fluglotse, ein Militär-experte, zwei Mitglieder einer militärischen Kommandozentrale der Luftver-teidigung und Ben Sliney von der Flugsicherungsbehörde – alles Männer, die an diesem Tag Dienst hatten, spielen sich selbst, die Dialoge werden entlang der bekannten Tatsachen improvisiert. Mit den Mitteln sorgfältigster Recherche ein Maximum an Authentizität herzustellen, war in diesem Fall ein unerreichbares Ziel, also definierte Greengrass seinen inhaltlich/ästhetischen Anspruch über den Begriff der „glaubhaften Wahrheit“. Denn was sich an Bord des Flugzeugs wirklich abspielte, wird man nie genau erfahren: „Flug 93“ ist eine auf Fakten aufbauende Spekulation.

„40 ganz gewöhnliche Menschen haben nur 30 Minuten Zeit, die neuen Realitäten zu begreifen und darauf zu reagieren. Während wir alle noch ohnmächtig die Ereignisse im Fernsehen betrachteten, waren diese Leute zu schnellem Handeln gezwungen. Die Menschen an Bord wussten, was vor sich ging, und sie standen vor einer schwierigen Entscheidung. Bleiben sie einfach ruhig sitzen und hoffen auf ein gutes Ende? Unternehmen sie etwas? Und wenn, was können sie unternehmen?“ (Paul Greengrass)

Der Brite Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung“, „Das Bourne Ultimatum“), der mit „Bloody Sunday“ bereits bewiesen hatte, wie überzeugend er mit den Mitteln des Dokumentarfilms chaotische Ereignisse zu einer dramatischen Handlung bündeln kann, hat das nahezu Unmögliche vollbracht: eine glaubhafte Rekonstruktion des Flugs, der 78 Minuten nach dem Aufprall der ersten Maschine auf das World Trade Center tödlich in Pennsylvania endete. Die Tragödie entfaltet sich in Realzeit, so dass man als Zuschauer, der den Fortgang der Ereignisse ja kennt, von den Start-Vorbereitungen der Crew bis zur Ankunft der Passagiere auf dem Flughafen genügend Zeit hat, jede noch so kleine Routinehandlung mit emotionaler Bedeutung aufzuladen. Dabei entsteht eine Spannung, die sich bis zum schrecklichen Ende steigert. Gleichzeitig wird man bei Flugsicherung und Behörden mit einer Hilflosigkeit konfrontiert, die jede Vorstellung von souveränem staatlichem Handeln in Krisensituationen als frommen Wunsch entlarvt.

Die extrem bewegliche Handkamera des Ken Loach-Stamm-Kameramanns Barry Akroyd (unter anderem „Sweet Sixteen“, „Mein Name ist Joe“), der für einen Oscar nominierte Schnitt und die ausgetüftelte Tonspur erzeugen auf sehr kunstvolle Weise ein Gefühl von Realismus, das weder durch Pathos noch durch Sentimentalität versüßt wird. Stattdessen treffen die Ereignisse den Zuschauer – quasi ungefiltert – in ihrer ganzen unverdaulichen Wucht: als „Glaubhafte Wahrheit“, nicht als Tatsachenbericht, nicht als Analyse.

In seinem Kriegsdrama „Green Zone“, das letztes Jahr in die Kinos kam, setzte sich Paul Greengrass dann mit den Folgen der Ereignisse des 11. September auseinander: dem Irak-Einsatz der Amerikaner und der Spurensuche nach einer fatalen Kriegslüge. 22:15-23:55 • ZDF

Flug 93 – Die Dokumentation
Dokumentation (Gesellschaft – Terrorismus) – Er hatte in den USA studiert, er liebte dieses Land. Als Auslandschef des Deutschen Weininstituts reiste er immer wieder kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten, um für den deutschen Wein zu werben. Als er Anfang September 2001 wieder von seinem Heimatdorf bei Mainz aufbrach, um in New York und San Francisco „seinen“ Wein zu repräsentieren, stand die Weinlese zu Hause kurz bevor. Er sollte sie nicht mehr erleben – Christian Adams war erst 37 Jahre alt, als er am Morgen des 11. September auf dem Flughafen von Newark, New Jersey die Boeing 757 der United Airlines bestieg, um nach San Francisco zu fliegen. Schon bald nach dem Start brachten vier Terroristen die Maschine in ihre Gewalt und nahmen Kurs auf die Bundeshauptstadt Washington. Welches Ziel sie verfolgten, ist bis heute unklar. Sicher ist nur, auch die Maschine mit Christian Adams an Bord sollte als vierte fliegende Bombe ein prominentes Ziel treffen. Doch kurz nach 10.00 Uhr zerschellte die Maschine auf einem Feld in der Nähe des kleinen Ortes Shanksville in Pennsylvania. Christian Adams und mit ihm 43 andere Passagiere, Besatzungsmitglieder und die Terroristen kamen dabei ums Leben.

Die Autoren Carl-Ludwig Paeschke und Uli Weidenbach haben sich auf Spuren-suche begeben. Sie haben Hinterbliebene getroffen, die ihnen von den Anrufen ihrer Angehörigen aus der entführten Maschine berichten. Unter ihnen ist auch die Telefonistin Lisa Jefferson, die zufällig den Anruf des Passagiers Todd Beamer entgegennahm. Sie erinnert sich an seine Berichte, wie die Passagiere kämpften, um die Maschine wieder in ihre Gewalt zu bekommen und die hilflos zuhören musste, wie die Boeing mit ihrem Gesprächspartner zu Boden raste.

Die Autoren versuchen aber auch, dem Piloten des Terrorkommandos Siad Jarrah ein Gesicht zu geben. Der Libanese, der zuletzt Flugzeugbau in Hamburg studierte, war ein gebildeter, freundlicher junger Mann, erinnert sich seine Zimmerwirtin Rosemarie Canel. Auch sein Fluglehrer Arne Kruithof in Florida konnte es zunächst nicht glauben, als ihn Beamte des FBI mit der Tat seines Flugschülers konfrontierten. Und er kann bis heute nicht verwinden, dass sich Jarrah von ihm ausbilden ließ, um zum Massenmörder zu werden.

Noch immer ist unklar, was genau an Bord der Maschine passierte und wie es letztendlich zum Absturz kam. Sämtliche Daten dazu werden bis heute von den amerikanischen Behörden unter Verschluss gehalten.

Wie und warum „Flug 93“ wahrscheinlich abstürzte, beziehungsweise zum Absturz gebracht wurde, zeigt eine umfangreiche Computeranimation, die auf den Erkenntnissen der Flugunfallforschung basiert. 23:55-00:40 • ZDF

Alfons und Gäste
Alfons ist heute wieder Gastgeber und Kabarettist in Personalunion. Mit französischem Blick und Akzent stellt der liebenswürdigste Kulturexport der „Grande Nation“ Passanten alltagspolitische Fragen wie: „Leben Sie lieber in einer Demokratie oder einer Diktatur? Wer ist fauler – ein Arbeitsloser oder ein Ausländer? Als Reporter, der mit seinem „Puschelmikrofon“, zahlreichen Notizblättern und der deutschen Sprache kämpft, gibt er seinen „Opfern“ das Gefühl, ihm überlegen zu sein und bringt sie so in atemberaubender Offenheit zum Reden – mit meist aberwitzigen Ergebnissen.

Herbert Knebel (Uwe Lyko), der ewig schimpfende und nörgelnde Rentner aus dem Ruhrpott präsentiert sein neues Soloprogramm: „Ich glaub, ich geh kaputt“. Herbert Knebel erzählt mit so subtiler Schläue, dass man den tieferen Sinn zuerst gar nicht mitbekommt – und dann umso befreiter auflacht. In seiner Rolle als Herbert Knebel ist er Stammgast bei den „Mitternachtsspitzen“.

Philipp Scharri ist regelmäßig bei Poetry Slams und Lesebühnen zu sehen. Im Jahr 2008 entstand sein erstes abendfüllendes Bühnenprogramm: „Der Klügere gibt Nachhilfe“ – ein bunter Mix aus komischen Gedichten, kabarettistischen Liedern und Stand-Up. Gerade ist er noch mit der St. Ingberter Pfanne ausgezeichnet worden. „Der Humorist dichtet in der Tradition von Wilhelm Busch – nur mit mehr Esprit“ (Neue Zuger Zeitung). 00:20-00:50 • Das Erste (ARD) TV-Tipps

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