Norddeutscher Rundfunk

Migranten auf allen Ebenen unterrepräsentiert

Im Norddeutschen Rundfunk (NDR) sind Migranten auf allen Ebenen unterrepräsentiert. Das geht aus einer Antwort des Hamburger Senats auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervor.

In Hamburg sind knapp 500.000 Einwohner mit Migrationshintergrund zu Hause. Das sind circa 27 Prozent aller Einwohner. In den norddeutschen Flächenländern ist der Anteil zwar niedriger aber nicht unbedeutend. So beträgt die Quote der Menschen mit Migrationserfahrung in Niedersachsen 16,6 Prozent und in Schleswig-Holstein 12,6 Prozent.

Der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung spiegelt sich in den Medien aber nicht wieder. Das gilt auch für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Auch sie hinken der gesellschaftlichen Realität hinterher, wie der Hamburger Senat jetzt mitteilt. Auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft erklärt der Senat, „dass der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im NDR unterrepräsentiert ist“. Das gilt sowohl für die Zusammensetzung des Rundfunkrats, der Mitarbeiter als auch der Auszubildenden.

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Die Zusammensetzung des NDR Rundfunkrats ist im Staatsvertrag über den Norddeutschen Rundfunk abschließend geregelt. Dort ist im Einzelnen festgelegt, welche Organisationen und Gruppen wie viele Mitglieder in das Gremium entsenden. Dort sitzen unter anderem Vertreter der Parteien, der christlichen, evangelischen und jüdischen Religionsgemeinschaften, der Verbraucherzentrale, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Handelskammer, der Bildenden Kunst usw. Unter den insgesamt 58 Ratsmitgliedern befindet sich mit der Vertreterin des niedersächsischen Integrationsrates lediglich eine einzige Repräsentantin der Migranten – Quote 1,7 Prozent.

Nach Auskunft des NDR würden aber in allen Direktionen Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten. Es würden allerdings keine Daten hinsichtlich der Anzahl von NDR Mitarbeitern mit Migrationshintergrund erfasst. Dies entspreche den Vorschriften des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).

Auf den Nachwuchs scheint das Gesetz keine Anwendung zu finden. Die Zahl der Auszubildenden ist akribisch erfasst – auch nach Berufsgruppen. Von den insgesamt 276 Auszubildenden können gerade einmal 17 oder 6,2 Prozent Migrationserfahrung aufweisen (Stand: Ende 2010). Die höchste Quote ist unter den Volontären (9,7 Prozent) und Informationselektronikern zu finden (9 Prozent). Es folgen Mediengestalter (6,7 Prozent), Kaufleute für Bürokommunikation (5,7 Prozent) und Aufnahmeleiter (2,9 Prozent). Im Bereich der audiovisuellen Medien, Veranstaltungstechnik gibt es keine Auszubildende mit Migrationserfahrung.

Unbeeindruckt von diesen Zahlen, teilt der Senat weiter mit, dass der NDR Wert darauf legt, „Migranten vor der Kamera, den Mikrofonen und in den Redaktionsräumen angemessen zu berücksichtigen und damit zu einer medialen Integration beizutragen und gleichzeitig einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration und Teilhabe zu leisten“.

Der NDR greife in seinen Hörfunk-, Fernseh- und Onlineangeboten die Themen Migration und Integration genreübergreifend und in den verschiedenen Formaten auf. Die gesellschaftliche Realität werde so mit dem Ziel abgebildet und widergespiegelt, Bewusstsein zu schaffen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und kulturelle Vielfalt als Teil der Alltagsnormalität und als einen festen Bestandteil der Programmgestaltung zu etablieren.

Der Senat muss aber auch einräumen, das in der Vergangenheit „in Teilen eine einseitige Berichterstattung festgestellt“ wurde. Solche Defizite seien vom NDR aber durch interkulturelle Seminare und verschiedene Informationsveranstaltungen ausgeräumt. Seit 2009 würden im NDR Fortbildungsangebote stattfinden, in denen sich die Programmmacher auch selbstkritisch mit Fragen auseinandersetzen wie: Wie werden Migranten im Hörfunk und Fernsehen dargestellt? Welche Klischees haben wir im Kopf? (bk)