TV-Tipps des Tages

31.05.2011 – Köln, Afghanistan, Bundeswehr, Türkei, Migranten, Integration

Die TV-Tipps des Tages sind: Windrose – Das Auslandsmagazin des MDR; Türkei – Die Wächter des Ararat; THADEUSZ; PHOENIX RUNDE; Die vergessenen Kinder von Köln

Windrose
Das Auslandsmagazin des MDR – Moderation: Kamilla Senjo. Themen: Afghanistan: Im Einsatz mit der Truppe; Jordanien: Revolution zu Tisch; Rumänien: … und ewig währt der Hirten-Streit; Polen: Rap gegen Vorurteile

Afghanistan: Im Einsatz mit der Truppe
Unser Südasien-Korrespondent Florian Meesmann hat das Außenlager der Deutschen Bundeswehr besucht. Das Zeltlager im Norden Afghanistans war erst kürzlich Ziel eines tödlichen Angriffes. Die Soldaten rechnen damit, noch lange stationiert zu bleiben.

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Jordanien: Revolution zu Tisch
Mittagessen in der Hauptstadt Amman: auf der einen Seite locken üppige orientalische Basare, auf der anderen die meist amerikanischen Fastfood-Ketten. So mancher freut sich über die kulinarische Öffnung des Landes Richtung Westen. Andere hingegen verlangen mehr Patriotismus bei Tisch.

Rumänien: … und ewig währt der Hirten-Streit
Nicht jede Hatz rumänischer Jäger zielt auf Wild. Von Frühjahr bis Herbst nehmen sie die Hirtenhunde der Karpatenschäfer ins Visier. Der Vorwurf: die Hunde würden Wild reißen. Die Hirten entgegen: sie brauchen Schutz vor Bären und Wölfen.

Polen: Rap gegen Vorurteile
Die erwartete polnische Migranten-Welle im Zuge der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ausgeblieben. Ein Grund: wer Polen für längere Zeit verlässt, wird dafür in seiner Heimat gebrandmarkt. Ein deutsch-polnischer Rapper singt dagegen an. Mit ersten Erfolgen. Außerdem dabei: das Zuschauervideo aus dem Libanon. (10:53-11:18 • MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen)

Türkei – Die Wächter des Ararat
Der Ararat ist der höchste Berg der Türkei, 5.165 Meter hoch. Es ist der einzige frei stehende Fünftausender der Welt. Aber der Ararat liegt im Kurdengebiet, mitten in einer militärischen Sperrzone. Deshalb trauen sich kaum noch Touristen her.

Darunter leiden vor allem die Ararat-Nomaden, die sich früher an Bergsteiger als Träger verdingten. Der Film erzählt aus der Perspektive des Nomadenjungen Erhan, der davon träumt, später einmal sein Geld als Fremdenführer zu verdienen. Der Zwölfjährige gehört zum Stamm der Jelali. Seit Jahrhunderten ziehen die kurdischstämmigen Wanderhirten mit ihren Schafen über die Hänge des Ararat entlang der Grenzen zu Armenien und dem Iran.

Auf ihre Ortskenntnis und Bergerfahrung konnten sich Expeditions- und Reiseveranstalter stets verlassen. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges, als der Ararat zum Rückzugsgebiet für PKK-Guerilla-Kämpfer wurde, brachte der Bergtourismus den Jelali dringend benötigte Zusatzeinkünfte. Schon mit zehn, zwölf Jahren stiegen deshalb viele Jelali-Jungen zum ersten Mal auf den eisigen Gipfel, um sich als Helfer und Träger zu bewähren, später als verantwortlicher Führer – so auch Erhans Vater Mehmet, sein Onkel Halil und sein älterer Bruder Davut.

Filmautor Martin Thoma besuchte Erhans Familie auf ihrer Sommerweide und begleitete den Nomadenjungen, als er zusammen mit seinem älteren Bruder und seinem Onkel endlich das erste Mal zum Gipfel des Ararat aufbrechen durfte. (16:00-16:45 • HR)

THADEUSZ
Jörg Thadeusz im Gespräch mit Hülya Özkan – Bei „THADEUSZ“ verrät Hülya Özkan, warum ihr das Leben zwischen zwei Kulturen nicht mal im Ansatz anstrengend wird, was Türken mit Japanern verbindet und was sie von der Migrantenquote der SPD hält.

Wie die unbändige Energie und der gnadenlose Optimismus ihrer Mutter dazu führte, dass Hülya Özkan nicht im Südosten der Türkei, sondern im Land der Kehrwoche aufwuchs und mittlerweile von jedem Taxifahrer in Istanbul als „Ausländerin“ erkannt wird; wie ihr Vater erst vom türkischen Schuldirektor zum Niemand in Deutschland wurde, um dann als Mann im besten Alter Medizin zu studieren und bis heute Deutsche an der türkischen Riviera behandelt – diese Geschichten sind filmreif. Und sie sind wahr.

Hülya Özkan, ZDF-Journalistin und Krimi-Autorin, hat sie alle aufgeschrieben. „Güle Güle Süperland“ ist ihre vergnügliche Familiengeschichte, eine „Reise zu meiner schrecklich netten türkischen Familie“, die trotz aller innerfamiliären Fehden wie Pech und Schwefel zusammenhält. Hülya Özkan ist als Kind türkischer Einwanderer mit acht Jahren nach Baden-Württemberg gekommen – gegen ihren Willen und dennoch mit großem Erfolg: seit zehn Jahren ist Hülya Özkan das Gesicht des ZDF-Magazins „heute in Europa“. Ihre Kriminalromane wurden mit Erol Sander in der Hauptrolle des psychologisch versierten „preußischen Türken“ höchst erfolgreich verfilmt. (22:15-22:45 • RBB Berlin, RBB Brandenburg)

PHOENIX RUNDE
Moderation: Pinar Atalay – Die PHOENIX RUNDE ist ein Forum für die aktuelle politische Debatte. Kompetente Gäste diskutieren Fragen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland. Zudem widmet sich die Sendung aktuellen Ereignissen aus dem Ausland. (22:15-23:00 • PHOENIX)

Die vergessenen Kinder von Köln
Dokumentation – Film von Jürgen Naumann – Montag, 20. Juli 1942. Pünktlich um 15.00 Uhr verlässt der Reichsbahnzug DA 219 den Bahnhof Köln-Deutz. In den Waggons: über eintausend jüdische Menschen aus Köln, darunter auch 335 Kinder. Die meisten von ihnen kommen aus den jüdischen Schulen sowie Heimen der Stadt, sind zwischen vier Monate und 19 Jahre alt, viele von ihnen sind elternlos. Das Reiseziel Minsk in Weißrussland ist geheim. Für die Mehrzahl ist es die erste Reise ihres Lebens überhaupt; angetreten in der Hoffnung, im Osten ein neues Leben beginnen zu können.

Es soll zugleich ihre letzte Reise sein, denn als der Sonderzug am 24. Juli frühmorgens um 6.42 Uhr Minsk erreicht, wartet bereits ein Exekutionskommando, bestehend aus Mitgliedern der Waffen-SS und des Sicherheitsdienstes an tags zuvor in einem Waldstück hinter dem Vernichtungslager Maly Trostenez ausgehobenen Gruben auf sie. Die Deportierten müssen sich bis auf die Unterwäsche ausziehen, niederknien und werden kaltblütig von hinten erschossen.

„Die vergessenen Kinder von Köln“ erzählt von unbeschwerter deutsch-jüdischer Kindheit, von späterer Abweisung und Isolation bis hin zu Vertreibung und Tod. Und von der „Jawne“ in Köln, dem einzigen jüdischen Gymnasium im Rheinland, das auf tragische Weise mit der Ermordung der Kinder in Minsk verbunden ist. Jahrelange Recherchen des Autors Jürgen Naumann und sein zähes Suchen nach Filmmaterial und Dokumenten, die als vernichtet galten, machten diese bedrückende Dokumentation möglich. Entstanden ist eine akribische Rekonstruktion über ein bis heute weitgehend unbekanntes Massaker an arglosen Kindern.

Das, was im Sommer 1942 in Köln geschah, hat sich so oder so ähnlich in vielen Städten des Deutschen Reiches zugetragen: Jüdische Kinder und Jugendliche, häufig elternlos, wurden vor den Augen der „arischen“ Bürger auf Befehl der Gestapo „in den Osten evakuiert“.

Die Männer der Exekutionskommandos kehrten nach dem Krieg in ihre bürgerlichen Berufe zurück. Trotz mehrerer Ermittlungsverfahren blieben sie am Ende unbestraft. (07:20-08:20 • WDR)