TV-Tipps des Tages

12.05.2011 – Indien, Diskriminierung, Gaziantep, Balkan, Paul II, Agca, Islam

Die TV-Tipps des Tages sind: Indien – Die Rituale der Ramnami; Mustafas süße Träume; Mit dem Zug durch den Balkan; Im Fadenkreuz der Attentäter; Religionen der Welt

Indien – Die Rituale der Ramnami
Dokumentation – In einer abgeschiedenen Region des Bundesstaates Madhya Pradesh sind die Ramnami beheimatet, die als Angehörige der untersten Stufe des indischen Kastensystems betrachtet werden, sich aber zu einer sektenartigen Organisation entwickelt haben.

Im mittelindischen Bundesstaat Madhya Pradesh leben die Ramnami, die Nachfahren eines einzigartigen Volkes, das sich gegen alle Formen sozialer und religiöser Diskriminierung zu behaupten verstand. Die Einzigartigkeit ihrer Kultur entdeckt man nicht als oberflächlicher Beobachter, denn sie zeigt sich vor allem durch eine Form religiöser Kultur und Philosophie: die Ramnami Samaj. Ziel dieser Idee war es einst ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder frei seinen Andachtsübungen nachgehen konnte, ohne den üblichen Einschränkungen des Kastensystems unterworfen zu sein.

___STEADY_PAYWALL___

Das besondere Kennzeichen der Ramnami ist die systematische Voll- oder Teiltätowierung des Körpers, die sie nach der Lehre eines Eremiten als Zeichen des Dankes an den Gott Rama vornehmen. So konnten sich die Ramnami von anderen indischen Gemeinschaften abgrenzen, ihre Überzeugungen bekräftigen und sich im Zentrum des heutigen Indien behaupten. Allerdings ist die Anfang des 19. Jahrhunderts noch etwa 45.000 Mitglieder zählende Gemeinschaft geschrumpft und heute gibt es nur noch sieben Ramnami mit Ganzkörpertätowierung. Um ihr Image zu verbessern und die Glaubensbotschaften wirksamer zu verbreiten, veranstalten die Ramnami dreitägige Feste, gemeinhin „Ramnami Mela“ genannt. (08:00-08:45 • arte)

Mustafas süße Träume
Dokumentation – Mustafa ist Konditorlehrling im anatolischen Gaziantep, der „Hauptstadt“ des Baklava. Er träumt davon, in Istanbul sein eigenes Geschäft zu eröffnen und ein reicher und berühmter Konditor zu werden.

Baklava besteht aus rund 40 dünnen Teigschichten, die in Sirup eingelegt werden und mit einer Nuss- oder Pistazienmischung gefüllt sind. Überall im südostlichen Europa und Nahen Osten findet man Varianten dieses Gebäcks. Jede Kultur hat das Rezept verfeinert oder verändert – sogar der österreichische Apfelstrudel soll auf das türkische Baklava zurückgehen.

Das Baklavarezept wird in Gazianteps Backstuben von einer Konditorgeneration an die nächste weitergegeben. Im Osmanischen Reich war das süße Gebäck das Lieblingsdessert des Sultans.

In seiner heutigen Form wurde das Baklava im Topkapipalast von griechischen, türkischen, armenischen und arabischen Konditoren erfunden, die aus allen Teilen des Osmanischen Reiches in den Sultanspalast kamen. Noch heute ist es in der Türkei und in Persien fester Bestandteil der kulinarischen Tradition. Aber auch in den einst von den Osmanen beherrschten Ländern – von Bulgarien und Griechenland über Bosnien, Serbien, Albanien, Syrien und Ägypten bis nach Nordafrika – zählt Baklava zu den beliebtesten Gaumenfreuden. (10:55-12:00 • arte)

Mit dem Zug durch den Balkan
Reisereportage – Vor 125 Jahren fuhr erstmals ein Luxuszug von Paris nach Istanbul. Das rollende Hotel mit Salon-, Speise- und Schlafwagen trug den Namen „Orient-Express“.

Heute fährt stattdessen ein Sonderzug von Deutschland auf teils historischen Bahnlinien in die Metropole am Bosporus. Es ist eine Reise der ganz besonderen Art, denn die gesamte Strecke von 2.500 Kilometern zum alten Istanbuler Bahnhof Sirkeci wird mit Dampfloks zurückgelegt. Die Fahrt dauert insgesamt sieben Tage und führt durch sechs Länder: über Österreich und Ungarn geht es nach Rumänien, Bulgarien und schließlich in die Türkei.

Der letzte Streckenabschnitt führt durch den gesamten europäischen Teil der Türkei. Bereits von hier aus legt sich bis zum Zielort Istanbul orientalisches Flair über die Reise. (15:15-16:00 • NDR Hamburg, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein)

Im Fadenkreuz der Attentäter
Diese mehrteilige Dokumentation deckt die Hintergründe einer großen Anzahl von Attentaten auf und legt bisher geheim gehaltenes Archivmaterial offen.

Rom, Petersplatz, 13. Mai 1981: Zur Generalaudienz von sind Zehntausende gekommen. Alle schauen auf den Papst, der langsam durch die Reihen der Gläubigen fährt, immer wieder Hände schüttelt, Kinder segnet. Niemand achtet auf zwei junge Männer aus der Türkei. Gegen 17.20 Uhr feuert der 23 Jahre alte Ali Agca mit einer Pistole auf das Oberhaupt der katholischen Kirche. Leibwächter der Schweizer Garde werfen sich zum Schutz über den schwer verletzten Papst. Der weiße Jeep jagt mit Höchstgeschwindigkeit durch die Menge. Johannes Paul II. betet, fleht zur Jungfrau Maria. Verzweifelt bittet er die Gottesmutter, sein Leben zu retten. Derweil werden die beiden mutmaßlichen Attentäter von der italienischen Polizei überwältigt. Sowohl der Schütze Ali Agcar als auch sein Komplize Oral Celik leisten keine Gegenwehr.

Über die Hintergründe des Anschlags gibt es viele Vermutungen und Gerüchte. Eine Version: Moskau habe Johannes Paul II. liquidieren wollen, um die Opposition im Ostblock zu schwächen. Der bulgarische Geheimdienst habe im Auftrag Moskaus Ali Agca angeheuert. Ein anderes Gerücht sieht das völlig anders: Trotz der Beteuerungen Agcas, er sei Alleintäter gewesen, hatten wir Zeugenaussagen und Beweise, die genau belegten, dass er im Auftrage rechtsextremistischer Organisationen den Mord begangen hatte. Agca gehörte dem militärischen Arm der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ an. Er war ein türkischer Faschist und Mörder, der bereits 1979 den Chefredakteur der linksliberalen Zeitung Milliyet, Abdi Ipekci, umgebracht hatte. Offenbar mit Hilfe von Gesinnungsgenossen aus der Haft geflohen und in Abwesenheit zu Tode verurteilt, taucht er nach seinem ersten Mord scheinbar mühelos unter. Noch im gleichen Jahr kündigt er in einem Brief den Anschlag auf den Papst an: „Ich werde diesen religiösen Führer, den getarnten Kommandanten der Kreuzritter, umbringen“. Über seine Hintermänner schweigt sich Agca nach dem Attentat aus. Doch Johannes Paul II. besucht ihn in seiner Gefängniszelle und verzeiht ihm öffentlich – ein Filmteam hält jedes Detail der Inszenierung im Bild fest. Offiziell gilt Agca für den Vatikan als Alleintäter. Im Jahr 2000 wird er auf Wunsch von Johannes Paul II. begnadigt und in die Türkei abgeschoben. (00:45-01:10 • PHOENIX)

Religionen der Welt
Der 13-jährige Alon bereitet sich auf seine Bar Mizwa vor, bei der er zum ersten Mal während des Gottesdienstes vor der ganzen Gemeinde einen Gebetstext aus der Tora vorträgt.

Jasmin, die Archäologiestudentin, entdeckt in einer Kiste Überreste einer Torarolle. Zusammen mit ihrem Professor findet sie eine Menge über die Geschichte des Judentums heraus. Avitall Gerstetter ist die erste Frau, die in Deutschland als Kantorin in einer jüdischen Gemeinde angestellt ist.

Mit welchem Bewusstsein Kinder die Welt sehen, wird entscheidend von ihrer Religion geprägt – für einige ist dieses Leben nur eins von vielen, für andere der Schlüssel zum Paradies. Die Sendereihe zeigt anschaulich die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam aus Sicht junger Gläubiger. Das Filmteam begleitet sie in ihrem Alltag, zeigt die Wurzeln und die Geschichte der Religion, die Werte und Weltbilder sowie die Bräuche und Riten. (06:30-07:00 • BR)