Keine Einmischung!

Zuerst die Muttersprache!

„Nicht dieselbe Sprache lässt Menschen einander verstehen, sondern das Gefühl, das sie teilen.“ Mevlana, sufischer Dichter, 12. Jh.

Von Freitag, 04.03.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 09.03.2011, 3:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Wird ein Kind geboren, hört es zuerst die Stimme des Geburtshelfers oder der Hebamme, aber dann passiert etwas wunderbares, im Arm seiner Mutter hört es nicht nur ihre Stimme, sondern jene Sprache, die ihm sein Leben lang emotional begleiten wird. Unabhängig davon, ob es diese Sprache später gut oder schlecht spricht, ungeachtet davon, wie viele Sprachen es später noch sprechen wird.

Die Sprache seiner Mutter wird immer etwas ganz besonderes bleiben, es ist die Sprache, in der es seiner Mutter zum ersten mal begegnet, die Mutter-Kind-Sprache. Jene Sprache, in der sie ihn ermahnt, liebt und erzieht, die Sprache, in der er sich ihr anvertraut und sich ihr widersetzt. Die Sprache, die beide emotional verbindet, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Es ist die Sprache, in der Mutter und Kind sich mitteilen, in der sie leben. Deshalb frage ich, welcher Politiker nimmt sich das Recht heraus, diesen Mutter-Kind-Dialog mit politischen Ambitionen zu stören?

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Soweit kann und darf Politik nicht gehen. Es ist auch nicht rechtens. Im Grundgesetz steht: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Zur Erziehung gehört auch nun mal auch die Sprache. Die Mutter-Kind-Bindung wird zum wesentlichen über die Sprache bestimmt. Könnte es überhaupt zu einer Verständigung zwischen Mutter und Kind kommen, wenn bereits die Sprache eingeschränkt und fehlerhaft ist?

Obgleich Linguisten inzwischen neutral von L1 statt von Muttersprachen sprechen und Politiker im Zuge der Migrationsbewegung lieber von Herkunftssprachen sprechen, wird der emotionale Aspekt von Sprachen einfach fallen gelassen, dabei haben Sprachen und Emotionen sehr viel miteinander zu tun. Wenn wir erstaunt sind, verschlägt es uns die Sprache, sind wir verunsichert, wissen wir nicht, was wir sagen sollen, versuchen wir uns an ein Wort zu erinnern, so liegt es uns auf der Zunge, sind wir traumatisiert, leiden wir unter Aphasie-Sprachverlust.

Dass Sprache mehr ist als nur ein Instrument, das der Verständigung dient, wird im türkischen sehr schön beschrieben. Im türkischen ist Sprache und Zunge ein und dasselbe. „Tatli yiyelim, tattli konusalim“ sagt ein türkisches Sprichwort und lädt ein, Süßes zu essen, um die Unterhaltung „schmackhaft“ zu machen. Somit haben Zunge, Sprache und Geschmack sehr viel miteinander gemeinsam. Sich in die Mutter-Kind-Sprache einzumischen, nur aus Angst, die Kinder von Einwanderern würden sonst keine Deutschkompetenz entwickeln, ist nicht nur falsch und verwerflich, sondern schlichtweg „geschmacklos.“

Aber so sehr Sprachen auch für das gesamtgesellschaftliche Miteinander wichtig sind, viel wichtiger ist Empathie. Wie sagte der sufische Dichter Mevlana einst so schön: „Nicht die selbe Sprache lässt Menschen einander verstehen, sondern das Gefühl, das sie teilen.“ Aktuell Meinung

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  1. Zerrin Konyalioglu sagt:

    Ich möchte mich bei Ihnen allen für die rege Diskussion bedanken. Aufgrund der vielen Kommentare, möchte ich allgemein antworten.

    1. In der Schulordnung der Herbert-Hoover-Realschule Berlin steht:
    „Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch …. Jeder
    Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich dieser
    Schule nur in dieser Sprache zu verständigen“ Folglich ist hier nicht die Rede von „Freiwilligkeit“.
    2. Welche Sprache als Muttersprache favorisiert wird, ist unerheblich und sollte es auch bleiben, entscheidend ist nur, dass auch die Landessprache beherrscht wird. Meine Muttersprache ist Türkisch.
    3. Frau Böhmer fordert ganz klar, dass die Kinder zuerst Deutsch lernen müssen und ich frage Sie, unabhängig davon, ob eine Mutter Deutsch beherrscht oder nicht, mit welchem Recht will man einer Mutter vorschreiben, in welcher Sprache sie mit ihren Kind zu sprechen hat? Auch ich spreche ausdrücklich türklisch mit meinen Kindern. neben Türkisch sprechen meine Kinder perfekt Deutsch und meine Kinder sind keine Ausnahme, im Gegenteil.
    Diese sprachlichen Foderungen, dass Deutsch zur Muttersprache werden muss, wird von Franzosen, Spaniern oder anderen nicht erwartet, warum nicht?
    Aber halten wir fest, manchen Leuten geht es eben nicht nur um die Deutschkompetenz. Sie wären vermutlich erst dann glücklich, wenn diese Kinder endlich auch deutsche Namen hätten. Denek Sie mal darüber nach bitte.
    Mit bestem Gruß
    Ihre Zerrin Konyalioglu

  2. Zerrin Konyalioglu sagt:

    Ich möchte mich bei Ihnen allen für die rege Diskussion bedanken. Aufgrund der vielen Kommentare, möchte ich allgemein antworten.

    1. In der Schulordnung der Herbert-Hoover-Realschule Berlin steht:
    „Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch …. Jeder
    Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich dieser
    Schule nur in dieser Sprache zu verständigen“ Folglich ist hier nicht die Rede von „Freiwilligkeit“.
    2. Welche Sprache als Muttersprache favorisiert wird, ist unerheblich und sollte es auch bleiben, entscheidend ist nur, dass auch die Landessprache beherrscht wird. Meine Muttersprache ist Türkisch.
    3. Frau Böhmer fordert ganz klar, dass die Kinder zuerst Deutsch lernen müssen und ich frage Sie, unabhängig davon, ob eine Mutter Deutsch beherrscht oder nicht, mit welchem Recht will man einer Mutter vorschreiben, in welcher Sprache sie mit ihren Kind zu sprechen hat? Auch ich spreche ausdrücklich türklisch mit meinen Kindern. neben Türkisch sprechen meine Kinder perfekt Deutsch und meine Kinder sind keine Ausnahme, im Gegenteil.
    Diese sprachlichen Foderungen, dass Deutsch zur Muttersprache werden muss, wird von Franzosen, Spaniern oder anderen nicht erwartet, warum nicht?
    Aber halten wir fest, manchen Leuten geht es eben nicht nur um die Deutschkompetenz. Sie wären vermutlich erst dann glücklich, wenn diese Kinder endlich auch deutsche Namen hätten. Denken Sie mal darüber nach bitte.
    Mit bestem Gruß
    Ihre Zerrin Konyalioglu

  3. Belladetta sagt:

    Liebe Frau Konyalioglu,
    Ihr letzter Satz klingt ein wenig verbittert. Ich denke jedoch, dass es in Zukunft auch urdeutsche Familien geben wird, die ihren Kindern einen türkischen Vornamen geben, einfach weil er ihnen gefällt oder sie mit dem Namen eine Erinnerung an jemanden verbindet, der ihnen viel bedeutet, wer weiß. Ich habe jedenfalls schon vor über 25 Jahren deutsche Rückkehrer aus Afrika kennengelernt, die ihren Töchtern arabische und afrikanische Vornamen gegeben hatten. Sehr klangvoll und wunderschön waren die Namen, habe sie nie vergessen können.
    Ich verstehe, dass für Sie die abwertende Haltung der Deutschen Ihrer türkischen Muttersprache gegenüber absolut inakzeptabel ist. Schließlich kann man sich mit Türkisch selbst in Xinjiang (früher Ost-Turkestan, Provinz in Westen Chinas) verständigen. Deutsche Wissenschaftler beschäftigen sich übrigens mit bedeutenden buddhistischen Texte aus Zentralasien, die auf Alt-Türkisch (Uighurisch) verfasst wurden. Die Uighuren (oder „Türken“) waren die wichtigsten Übersetzer am Mongolenhof im China des 13. Jhs. Sie beherrschten gleich mehrere Sprachen perfekt. Und da sind bei dem eigentlichen Problem, dass uns heute in Deutschland umtreibt – der Bildung.
    Die Uighuren waren hochgeschätzt, ihrer unersetzlichen Bildung wegen. Das war ihr Kapital.
    Ich denke, wir alle, Alteingesessene und Zuwanderer, wären tausend Schritte weiter und hätten diese immensen Schwierigkeiten mit den nur unzureichend ausgebildeten und daher zutiefst frustrierten Jugendlichen türkischer Herkunft nicht, wenn, ja wenn die türkische Regierung (verdammt nochmal) in den letzten Jahrzehnten so etwas banales wie die Schulpflicht bis in den letzten Winkel ihres Landes durchgesetzt hätte und erst recht heute durchsetzen würde. Wobei sechs Pflichtschuljahre überhaupt nicht ausreichen. Noch immer geht in Ostanatolien ein Großteil der Mädchen überhaupt nicht in die Schule und das ist ein Skandal! Der seit ca. hundertfünfzig Jahren geltenden Schulpflicht in Deutschland zufolge werden per Gesetz Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken, mit einer Haftstrafte von bis zu sechs Monaten bedacht. Meine Mutter musste noch zwei Stunden zur Schule laufen, auch bei Eis und Schnee. Viele alte Leute werden sich noch an ähnliche Verhältnisse erinnern, die den nachfolgenden Generationen erspart geblieben sind.
    Die Türkei ist kein Dritte-Welt-Land, sondern, wie hier auch immer wieder betont wird, eine aufstrebende Wirtschaftsmacht. Warum produziert sie dann immer noch Analphabeten, die auch in der Türkei mit den Anforderungen der modernen Zivilisation nicht klar kommen? Warum ich das anprangere? Vor vierzehn Jahren zogen wir in eine Straße, in der viele Türken lebten und durch meine Kinder ergaben sich Kontakte zu anderen Kindern. Als jedoch die damals knapp vierzehnjährige, in Deutschland geborene Nachbarstochter im Gespräch nicht einen einzigen korrekten deutschen Satz herausbrachte, habe ich mich postwendend bei dem mir bekannten Schuldirektor beschwert und gefragt, wie es denn sein kann, dass ein hier aufgewachsenes Kind nach so vielen Jahren nicht einmal einen simplen Satz auf Deutsch fehlerlos aufsagen kann. Ich war total schockiert. Schließlich hatte ich schon Jahre vorher Deutschkurse für Aussiedler etc. abgehalten. Etwas betreten fragte er mich, ob ich denn bereit wäre, einen Sprachkurs für Frauen anzubieten und das habe ich dann auch gemacht. Mit einer türkischen Freundin zog ich um die Häuser, um Werbung für den Sprachkurs zu machen, mit nicht gerade großem Erfolg. Der Vater meiner Nachbarstochter erzählte mir dann beim Tee, dass er es natürlich begrüßen würde, wenn seine Frau an dem Sprachkurs teilnähme, aber sie würde ja noch nicht einmal das Hochtürkisch im Fernsehen verstehen, weil sie nie die Schule besucht hatte. Das war für mich der zweite Schock und der saß. Seine Frau war genauso alt wie ich, eine liebenswerte, fröhliche Person, perfekte Hausfrau und Köchin, aber Analphabetin. Ihr Mann arbeitete hart für die sechsköpfige Familie, war aber immer auf Montage.
    Jeder, der bereits Kinder aufgezogen hat, weiß, dass Erziehung eine gewaltige Herausforderung ist und vor allem Mütter diejenigen sind, die den Kindern die nötige Orientierung geben müssen, damit sie sich in dieser Gesellschaft zurechtfinden. Wie soll das eine Mutter mit mangelhafter Schulbildung bewältigen? Meine Tochter sagte mir mal, dass sie mich alles fragen könne und ich immer eine Antwort parat hätte. Eine Mutter, die neben Herzenswärme über ein breites Allgemeinwissen verfügt und ihren Kindern die Welt erklären kann (egal in welcher Sprache), gibt diesen ein starkes Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Das hilft ganz entschieden dabei, Selbstvertrauen aufzubauen und den nicht einfachen Schulalltag zu bewältigen.
    Wieso haben die hier ansässigen Türken der 1. und 2. Generation, die doch genau wußten, wie wichtig eine gute Schulbildung in Europa ist, in ihren Heimatgemeinden nicht schon seit Jahrzehnten darauf gedrängt, dass die Schulpflicht dort eingehalten und bei den Mädchen dem Bildungsrückstand schleunigst ein Ende gesetzt wird? Ich habe, im Gegensatz zu vielen Deutschen, durchaus Verständnis dafür, dass man in seiner eigenen „community“ nach einem Lebenspartner sucht und diesen heiratet, aber keines für die Verheiratung von blutjungen, ungebildeten Mädchen, die auf die Schulbank gehören und nicht in den Haushalt einer schikanierenden Schwiegermutter, die nur eine willfährige Haushaltshilfe sucht. Dann muss man sich über die Folgen nicht wundern.
    Viele Grüße

  4. Boli sagt:

    @Belladetta

    Erstaunlich wie knallhart Sie den Fakten auf den Grund gehen. Die Integration vieler Türken ist in der Tat gescheitert weil Sie aufgrund eines nicht vorhandenen Bildungssystems in der Türkei eben auch keinerlei Bildung mit ins Land gebracht haben UND noch schlimmer nicht einmal als sie da waren erkannt haben das Bildung wichtig ist.
    Somit ist zumindest in Teilen auch verständlich das Türken praktisch nie wirklich an Ansehen in der Gesellschaft gewonnen haben da sie jahrzehntelang nicht erkannt haben das sie es nie zu etwas bringen wenn sie da bleiben wo sie sich befinden (ich meine Bildungsbezogen). Und unser Hängemattensozialsystem hat diese Einstellung noch massiv begünstigt.
    Was die Uiguren betrifft. Diese mögen damals Ansehen genossen haben. Heute sieht die Situation in China ganz anders aus.

    Wieso haben die hier ansässigen Türken der 1. und 2. Generation, die doch genau wußten, wie wichtig eine gute Schulbildung in Europa ist, in ihren Heimatgemeinden nicht schon seit Jahrzehnten darauf gedrängt, dass die Schulpflicht dort eingehalten und bei den Mädchen dem Bildungsrückstand schleunigst ein Ende gesetzt wird?

    1. Sie haben es nie gewusst
    2. Die Tradition schliesst Mädchen bewusst aus Bildung bis Heute in Teilen der türkischen Bevölkerung noch aus aufgrund der unterschiedlichen geschlechtlichen Wertschätzung und der daraus erfolgenden geplanten Aufgabenzuweisung als reine Mutter und Gebärerin. Wird Bildung zugelassen bricht dies überkommene Traditionsvorstellungen und eröffnet andere Lebensperspektiven was ein erzwungenes Muttersein ausschliesst. Mehr Bildung bedeutet auch gleichzeitig ein höheres Ansehen in Ländern in die man einwandert. Mehr Bildung erleichtert höhere Anpassungsfähigkeit aufgrund eines offeneren Geistes. usw usw.
    Sarrazin ist letztlich die jetzt offen zu tage getretene endgültige Unduldsamkeit der meisten Menschen in Deutschland. Also Ursache und Wirkung.

  5. Zerrin Konyalioglu sagt:

    @Belladetta, vielen Dank für Ihre versönlichen Worte, verbittert? Nein, sicherlich nicht, diese Entwicklung habe ich bereits vor 20 jahren vorausgesehen, ich sehe nur, dass manche es einfach nicht begreifen wollen, dass sie umdenken müssen. Im Türkischen haben wir einen Satz, „Incildigi yerden kopsun“, meint, „dann ist es halt so und wir werden sehen.“
    Die Bekennung zur deutschen Leitkultur , die Forderungen, sich nun bitte endlich wie ein Deutscher zu geben, sind albern. Schauen Sie, wir sind väterlicherseits Albaner, mütterlicherseits sind wir Araber, aus Dubai, geboren bin ich in Istanbul und habe einen deutschen Pass. Hätte ich morgen einen chinesischen Pass, wäre ich dann Chinesin? Viele sagen, ja ich bin Deutsche, weil das von ihnen erwartet wird und manche erhoffen sich dadurch eine Position, einen Listenplatz oder sonst etwas. Ich sage, ich bin primär ein Bewohner dieses Planeten und ich bin Istanbulerin, die in HH lebt. Meine Muttersprache war arabisch, spreche ich leider nicht mehr- und türkisch. Wer auf Germanisierung pocht, gibt zu, dass er Fremdes nicht duldet.Und das, ist ein Armutszeugnis.
    Im übrigen, unter den Deutschen gibt es über 7 Mio. Analphabeten, Funktionaler Analphabetismus, Bildung ist wichtig, aber ohne HERZENSBILDUNG bleibt der Mensch irgendiwe doof.
    Mit besten Gruß
    Ihre
    ZK

  6. Belladetta sagt:

    Liebe Frau Konyalioglu,
    glauben Sie bitte nicht, ich könnte mich als polyglotte Auslandsdeutsche je in das durchschnittliche provinzielle deutsche Spießertum integrieren. Um Himmels willen. Das ist nicht mein Niveau. Aber es gibt auch in Deutschland genug Deutsche, die in verschiedenen Kulturen gelebt haben, diese durchaus wertschätzen und sich nicht dem Diktat einer provinziellen Leitkultur im Lande beugen. Kein Rheinländer erwartet von einem Westfalen, dass er Karneval toll findet. Jeder muss hier seine eigene Nische finden und das ist, zugegeben, nicht immer einfach. Ganz pauschal gesehen, finde ich aber auch, dass viele Deutsche den Umgang mit Menschen echt noch üben müssen. Da gibt es Defizite, aber das liegt, wie gesagt, auch an mangelnder Bildung, keine Frage.
    Apropos Herzensbildung: Wenn die den Verstand leiten würde, gäbe es nicht so viel Unterdrückung in der Welt.
    Viele Grüße

  7. Belladetta sagt:

    @ Boli
    Sie haben es nicht nötig, so aufzutrumpfen. An anderer Stelle habe ich hier erwähnt, dass auch die Katholiken in Deutschland (immerhin gut 50% der Bevölkerung) sogar noch im Jahre 2009 über weniger Schulbildung als die Protestanten verfügen. Es ist nicht lange her, da hielten auch Katholiken hier im Lande Abitur und ein Universitätsstudium oder dergleichen für überflüssige Spielerei. Ich erinnere mich noch gut an das Gejammer von der Akademikerschwämme irgendwann Ende der 80er. Und als studierende Mutter musste ich mir vor 20 Jahren von so einer bescheuerten Kindergartenleiterin anhören, dass derlei Ambitionen doch wohl für das Kind schädlich seien. Natürlich stellte sich das Gegenteil heraus und ich kann mich heute nur totlachen über das Gejammer, die Akademikerinnen würden ja keine Kinder kriegen… Auch die Deutschen mussten ihre traditionellen Einstellungen ändern, wenn auch auf einem anderen Niveau, aber glauben Sie nicht, dass die das freiwillig tun.

  8. Europa sagt:

    @Zerrin Konyalioglu
    „Die Bekennung zur deutschen Leitkultur , die Forderungen, sich nun bitte endlich wie ein Deutscher zu geben, sind albern. Schauen Sie, wir sind väterlicherseits Albaner, mütterlicherseits sind wir Araber, aus Dubai, geboren bin ich in Istanbul und habe einen deutschen Pass. Hätte ich morgen einen chinesischen Pass, wäre ich dann Chinesin?“

    Wenn man in ein bestimmtes Land auswandert, dann gab es doch einen ganz bestimmten Grund auszuwandern bzw in ein anderes land einzuwandern. Man hat also seine Heimat aufgegeben und hinter sich gelassen, sonst wäre man ja Heute nicht in einem anderen Land. Ausserdem hat man als Migrant die Chance sich das Land auszusuchen in das man einwandert und vorher zu informieren ob die Kultur und Sprache einem zusagen.
    Wenn Sie jetzt 5 oder 10 Jahre in Deutschland gewohnt und gelebt hat nachdem man aus seinem land ausgewandert ist, immer noch behauptet ihre Heimat wäre immer noch Istanbul bzw. man wäre immer noch Istanbuler. Dann man muss auch akzeptieren können, dass es Menschen gibt die Unterschiede zwischen Kölner und Istanbuler machen, denn Sie machen das ja schlussendlich auch, oder? Sonst würden sie sich ja nicht immer noch wie ein Istanbuler fühlen sondern wie ein Kölner? Sie fühlen sich also eher mit den Istanbuler verbunden, als mit den Kölner.
    Man muss als türkischer Auswanderer lernen loszulassen von seiner ehemeligen Heimat. Die Heimat hat versagt oder hat einem persönlich nicht merh so gut gefallen, sonst wäre man doch nicht hier, oder?
    Man muss wissen was man als Migrant hier in Deutschland will!?
    Es gibt doch nur 3 Kategorien, dazwischen gibts nichts:
    1. Gastarbeiter:
    Man kommt und arbeitet ein paar Jahre in Deutschland und geht dann anschliessend zurück in seine Heimat. Integration ist nicht nötig, da man ja eh wieder zurück will und auch kein Interesse am Land hatte, sondern nur wegen des Geldes hier war. Was total Ok ist!!
    2. Tourist
    Man kommt nach Deutschland und kuckt sich das Land, die Menschen und die spezifische Kultur an. Während dieses Uralubs kann man tun und lassen was man will, nur am Ende muss man wieder zurück in die Heimat. Integration nicht nötig, da nur kurzaufenthalt.
    3. Migrant
    Man kommt nach Deutschland um (voraussichtlich) bis zum ende seines Lebens zu bleiben. Deutschland wird dann automatisch zur neuen Heimat (Heimat ist da wo man die meiste Zeit lebt und nicht da wo man gern leben will oder mal gelebt hat). Will man auf lange Zeit in Deutschland leben und beabsichtigt auch hier zu arbeiten und eine Familie zu gründen, dann ist das perfekte beherrschen der Sprache absolut notwendig und das muss einem schon bewusst sein bevor man in Istanbul losfährt, dass man ansonsten Probleme kriegen wird. Da man ja beabsichtigt sein lebenlang in Deutschland zu bleiben, macht es auch keinen Sinn den Kindern erst die Muttersprache beizubringen sondern die Landessprache, damit die Kinder schnellstmöglich Kontakt mit einheimischen Kinder kriegen (wenn man die Zeit hat, dann kann man ja immer noch parallel dazu die Muttersprache beibringen), aber wichtiger für das Kind ist doch aufjedenfall die Landessprache.

    Ich glaube das Hauptproblem bei den meisten türkischen Migranten liegt darin, dass sie von Punkt 1 direkt in Punkt 3 übergegangen sind, ohne mit zu kriegen dass das auch andere Anforderungen an sie selbst mitbringen müsste. Die meisten aber haben ihr Gastarbeiterleben, einfach weiter gelebt auch nachdem sie wussten, dass sie für immer bleiben würden und das war der Fehler. Und Haargenau diese Menschen machen Heute die meisten Probleme, weil sie durch ihre Jahrelange „isolation“ nicht nur gegenüber den Einheimischen eine sehr veraltete Denkweise haben sondern auch gegenüber ihren eigenen Landsleute in ihrer Heimat. Und dass es unter diesen Menschen auch viele gibt die sich von hartz4 ein schönes Leben machen wollen ist nur eine logische Konsequenz, denn wer würde bei Gratisgeld schon nein sagen.

    Man muss als Migrant wissen, dass man dadurch dass man in ein anderes land migriert ist, dass das auch heisst dass man die Heimat aufgegeben hat. Auch wenn die Familie dort noch lebt, so ist die Heimat der Migranten in Deutschland. Die Türkei ist nur noch das HERKUNFTSLAND, das den Migranten nicht das Leben bieten konnte, das sie Heute in Deutschland leben.

    Ich will damit nicht sagen dass Sie Frau Zerrin Konyalioglu sich sofort zur deutschen Leitkultur bekennen müssen/können, aber spätestens ihre Kinder sollten es dann doch drauf haben, wenn sie es mit Deutschland ernst meinen. Und dazu müssen Sie als Migrant 1. Generation die Kinder vorbereiten.

  9. Sugus sagt:

    @ Zerrin Konyalioglu
    -Die Schulordnung basiert auf einer freiwilligen Vereinbarung. Googeln Sie einfach.
    -Niemand verbietet einer türkischen Mutter in Deutschland, Türkisch mit ihrem Kleinkind zu reden. Was die Deutschen den Türken zu Recht verbieten wollen, ist, hier eine nationale Minderheit mit sprachlichen Ausnahmerechten zu werden. Wir wollen nicht, daß das türkische Kind auch noch in einen türkischsprachigen Kindergarten, türkischsprachige Grundschule, türkischsprachiges Gymnasium, türkischsprachige Uni geht.
    All das kann es selbstverständlich tun – in der Türkei, aber nicht hier.
    -Wenn es in Deutschland englischsprachige, französischsprachige Kindergärten gibt, dann weil Deutsche dies akzeptieren und einen Nutzen darin sehen, ihre Kinder mit diesen Sprachen aufwachsen zu sehen. Es kommt auch auch kein britischer oder französischer Ministerpräsident nach Düsseldorf und hält Brandreden gegen Assimilation.

  10. Zerrin Konyalioglu sagt:

    @Europa, lesen Sie keine Zeitungen, warum wird nun neben Deutschkompetenz, Einhaltung der Grundgesetze, dem Staat nicht auf der Tasche liegen, nun auch die Bekennung zu einer Leitkultur aufgefordert, die nicht einmal klar deffiniert und von allen Deutschen auch akzeptiert wird? Als, was ich mich fühle oder nicht, überlassen Sie bitte mir. Anderenfalls muss ich davon ausgehen, dass in DEU Kulturelle Vielfalt unerwünscht ist. Zum Glück, denken da viele anders. Was meine Kinder betrifft, versuche ich, sie zu Menschen zu erziehen, die verschiedene Kultur-und Sprachräume respektieren, diese Verschiedenheit aber nicht positiv oder negativ werten. Unsere Kinder haben eine internationale Ausbildung, sprechen mehrere Sprachen perfekt und haben einen internationalen Freundeskreis. Was will man mehr? Sie beten sowohl in der Kirche, als auch in der Moschee und im Tempel. Frei Weltbürger halt. ich bin stolz auf sie.
    Besten Gruß
    Ihre
    Zerrin Konyalioglu