Im Tal der Wölfe

Ich bin sehr enttäuscht. Wirklich sehr.

Der angekündigte Kinostart von „Tal der Wölfe Palästina“ am Gedenktag des Holocaust hat für viel Aufregung in der Öffentlichkeit gesorgt, die Nichtfreigabe des Streifens seitens der FSK – zwar kaum beachtet – ebenfalls. Der Film spielt dabei kaum mehr als eine Nebenrolle.

Der Kinofilm „Tal der Wölfe Palästina“ hat im ersten Moment nicht das geringste mit der Integration der in Deutschland lebenden Menschen zu tun. Es ist eine rein türkische Produktion aus der Türkei im typischen Hollywood Manier. Wenn aber gefordert wird, dass es verboten wird, erlangt es eine andere Dimension, eine integrationspolitische Bedeutung. Auf den Inhalt des Streifens, kommt es dann nicht einmal mehr an.

Denn gemessen wird nur noch nach der Messlatte, die zuvor angesetzt wurde. Die Mohammed Karikaturen und die anschließende Auszeichnung des Karikaturisten von Bundeskanzlerin Angela Merkel höchstpersönlich oder das Theaterstück „Idomeneo“, in der der Prophet Mohammed geköpft wurde, sind nur zwei Beispiele, in denen die Fahne der Meinungs- und Kunstfreiheit hochgehalten wurde. Integrationspolitisch zu hoch, wenn nun das Verbot von „Tal der Wölfe Palästina“ gefordert wird.

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Die Leserkommentare vieler MiGAZIN Leser nach der Nichtfreigabe des Films seitens der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) sprechen für sich. Das Verbot bestärke die Muslime nur darin, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird, meint beispielsweise bogo70. Sie wird bestätigt von Farukkk, der sich über die „doppelmoral der Deutschen“ beschwert und wissen will, was denn nun Freiheit bedeute und ob er als Muslim auch Freiheiten habe. Ein DeutscherMitMigrationshintergrund fordert: „Lasst den Film laufen! Im Gegenzug können wieder 15 weitere islamfeindliche Filme ausgestrahlt werden. Wir sind es schliesslich gewohnt und lassen allen anderen ihren Spaß.“ Und Durgud meint: „den migranten wird doch nur wieder gezeigt, auf euch trifft das recht der meinungsfreiheit nicht zu. für uns schon. Ich bin sehr enttäuscht. wirklich sehr.“

Bezeichnend ist, dass sich kein einziger darüber aufregt, dass er den Film nicht sehen kann. Ihre Aufregung bezieht sich im Grunde auch nicht auf den Verbot des Films. Nein, die Aufregung entspringt einzig und allein dem Gefühl, nicht gleich behandelt worden zu sein. Sie fühlen sich belogen und betrogen weil die Messlatte der Meinungs- Kunstfreiheit doch nicht so hoch zu hängen scheint, wie man es ihnen nahelegen wollte, als sie sich gekränkt und verletzt fühlten und ihre Sensibilitäten betroffen waren. Sie sind verärgert weil sie der Meinung sind, dass die Fahne der Meinungs- und Kunstfreiheit – je nachdem – gewedelt wird. Und da kommt man an einen Punkt, wo deutlich wird, dass Deutschland nicht in der Lage ist, integrationspolitisches Fingerspitzengefühl zu zeigen. Nicht wegen den Wölfen im Tal, sondern wegen der Fahne, die zuvor noch ein unbeschreiblich hohes Gut zu sein schien.

Mit fatal Folgen: Denn Integration ist mehr als Bildung, Sprache oder der deutsche Pass. Integration ist auch ein Gefühl, dass einem sagt, ob man willkommen ist, respektiert und als gleichberechtigtes Mitglied akzeptiert wird – mit allen Rechten und Pflichten! Spürt man das nicht, wird es schwierig, Heimatgefühle zu entwickeln, auf der dann alles andere erlernt und erlangt werden könnte.

Integration ist auch Selbstbewusstsein, ohne die man nicht teilhaben kann. Und auf diesem trampelt man herum, wenn einem signalisiert wird, dass auf seine Meinung, kein Wert gelegt wird.