Integrationsmedaille

Acht Bürger wurden erstmals für ihr Engagement geehrt

Maria Böhmer hat acht Bürger erstmals mit einer Integrationsmedaillen gewürdigt. Die Geehrten engagieren sich unter anderem an Schulen und Kindergärten oder beim Sport für die Integration. MiGAZIN dokumentiert die Geehrten.

Bei einer Feierstunde im Bundeskanzleramt verlieh die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), erstmals acht Integrationsmedaillen. „Mit der Integrationsmedaille will ich zeigen, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement für das Gelingen der Integration ist. Die Politik und der Staat können beispielsweise mit dem Nationalen Aktionsplan den Rahmen für Integration setzen. Dieser Rahmen muss jedoch mit Leben erfüllt werden“, betonte Böhmer.

Dafür stehe das großartige Engagement der Preisträger aus der Mitte der Gesellschaft. Mit ihrem Wirken stärkten sie das Vertrauen zwischen Migranten und Einheimischen, was die Basis für ein gutes Miteinander und für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei.

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Mit der Integrationsmedaille wolle Böhmer den „vorbildlichen individuellen Einsatz würdigen“ und zugleich andere Bürger ermutigen, auch die Initiative zu ergreifen. „Jeder Einzelne kann einen Beitrag für ein gutes Miteinander leisten. Gerade auf Integration vor Ort kommt es an. Deshalb möchte ich alle dazu auffordern, sich zu Hause in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Verein für ein gutes Zusammenleben zu engagieren. Integration lebt vom Mitmachen!“, sagte Böhmer.

Die Staatsministerin hatte die Fraktionen des Deutschen Bundestags um Vorschläge zu Personen gebeten, die sich in besonderer Weise für ein gutes Miteinander einsetzen. Aus diesen Vorschlägen wurden acht Preisträger ausgewählt. Kriterium für die Vergabe der Medaille ist, dass das Engagement für Integration modellhaft und nachhaltig ist.

Die Staatsministerin überreichte jeweils eine Integrationsmedaille und eine Urkunde an folgende Personen:

Ahmed Al Kadari, Träger der Integrationsmedaille

Herausragendes Engagement für eine bessere Bildung
„Bildung ist für mich das Wichtigste bei der Integration. Wer es in Deutschland zu etwas bringen will, muss sich in der Schule anstrengen.“ Ahmed Al Kadari weiß nur zu gut, wovon er spricht. Schließlich hat er bei seinen acht Kindern gemeinsam mit seiner Frau stets darauf geachtet, dass sie die Hausaufgaben machen und sich intensiv auf Klassenarbeiten vorbereiten. Mit Erfolg. Seine Kinder, die alle in Deutschland geboren wurden, haben die Schule jeweils äußerst erfolgreich abgeschlossen. Einige zeigen schon im Berufsleben ihr Können, beispielsweise als Chemiker oder als Geschäftsführer. Andere sind noch im Studium oder in der Ausbildung. „Ich bin sehr glücklich darüber, wie sich meine Kinder hier in Deutschland entwickelt haben“, freut sich Al Kadari. „Da hat sich der Einsatz wirklich gelohnt“.

Schon in seiner Heimat Marokko hatte Bildung für Al Kadari eine hohe Bedeutung. Nach der Schule begann er, Jura zu studieren. Da ihm aber bald für das fernab des Wohnortes im Rifgebirge begonnene Studium das Geld fehlte, entschloss er sich 1970, sein Glück in Deutschland zu probieren. Starthilfe gab ihm sein Bruder, der schon einige Zeit vorher hierher gekommen war. Mit seiner Unterstützung fand Al Kadari schnell eine Beschäftigung: Bei der Lufthansa wurde er in der Frachtabteilung eingesetzt, wo der heute 68-Jährige bis 2007 sein Geld verdiente.

„Elternmitwirkung ist wichtig“
Seitdem ist er Rentner, der auf ein aktives Leben in Deutschland zurückblickt: „An meinen eigenen Kindern habe ich ja gesehen, wie wichtig es ist, sie auch zu Hause zu unterstützen. Deshalb war es mir wichtig, auch meine Landsleute davon zu überzeugen, dass die Kinder parallel zur Schule von den Eltern Unterstützung bekommen müssen.“ Zu diesem Zweck startete Al Kadari zahlreiche Hilfs- und Integrationsprojekte an Schulen und Kindergärten in Raunheim, seinem Wohnort. Alle Projekte haben das Ziel, Migranteneltern zur Förderung der eigenen Kinder zu motivieren und gleichzeitig den Erzieherinnen sowie den Lehrerinnen und Lehrern interkulturelle Kompetenz zu vermitteln.

Sein Engagement für eine bessere Bildung beschränkte sich nicht auf diese Projekte. In der 80igerJahren gründete er einen Verein, den marrokanischen Freundeskreis. Auch dort wurde intensiv über Bildung und Erziehung der Kinder diskutiert.

Förderung des interreligiösen Dialogs
Als gläubiger Muslim beschäftigt den Raunheimer aber auch noch ein anderes Thema: der interreligiöse Dialog. „Ich bin sehr dankbar, dass wir hier vor Ort gut zusammenleben können“, sagt Al Kadari. „Damit das so bleibt, liegt mir der Austausch der Religionen sehr am Herzen.“ Aus diesem Grund setzte er sich vor vier Jahren für einen intensiven Dialog mit der evangelischen Kirchengemeinde Raunheim ein. Seitdem besuchen sich die Glaubensgemeinschaften gegenseitig und tauschen sich zu speziellen Themen aus, beispielsweise, welche Rolle die Erziehung sowohl in der Bibel als auch im Koran spielt.

Das Engagement des gebürtigen Marrokaners für ein gutes Miteinander ist nicht nur in Deutschland positiv aufgefallen. Auch in seinem Herkunftsland ist man auf Ahmed Al Kadari aufmerksam geworden. Kein Geringerer als der König von Marokko fand das Wirken Al Kadaris so vorbildlich, dass der Raunheimer 2007 in den offiziellen Rat des Königs von Marokko berufen wurde – einem Gremium, das sich um das Wohlergeben der gebürtigen Marrokaner in aller Welt kümmert.

Die Berufung Al Kadaris hat auch konkrete Folgen für Raunheim: Mit finanzieller Förderung Marokkos soll nun ein Sozialzentrum entstehen, mit dem das bestehende Angebot an Deutschkursen und Nachhilfeunterricht für Kinder ausgebaut werden kann. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich der Einsatz Al Kadaris für eine bessere Bildung nicht nur für seine eigenen Kinder gelohnt hat.

Familie Aridi, Träger der Integrationsmedaille

Vorbildliches Engagement im Sport und für das Gemeinschaftsleben
Eigentlich sollte es nur ein kurzer Urlaub in Deutschland werden, als Chafic und Randa Al Aridi 1983 mit ihren drei kleinen Jungen nach Zeven in Niedersachsen kamen. Im Libanon eskalierten zu jener Zeit die Unruhen zwischen Israelis und Libanesen. Die Familie wollte drei Wochen bei einem Freund in Deutschland bleiben, bis alles vorüber wäre. Dann aber wurde der Flughafen in Beirut zerstört; der Konflikt verschärfte sich; die Familie blieb.

Für den Vater, Chafic Al Aridi, hieß das auch, dass er seinen gut dotierten Job als Berater eines arabischen Scheichs verlor. Er konnte zwar ein bisschen Deutsch, bekam aber über viele Jahre nur Aushilfstätigkeiten und Fabrikjobs. Für den einst erfolgreichen Manager ein harter Schlag. Außerdem galt es, eine fünfköpfige Familie durchzubringen; eine Aufgabe, der sich Chafic und Randa Al Aridi mit wilder Entschlossenheit stellten. Bis heute unterstützen sie ihre drei Söhne Makram (33), Jad (31) und Jannah (29) bei ihren Projekten. Mittlerweile geht es der Familie sehr gut; alle Söhne haben ihren Weg gemacht.

Drei erfolgreiche Unternehmer
Makram hat zunächst BWL studiert und im Jahr 2007 zum Doktor promoviert. Bei einer Firma, die Computerzubehör herstellt, war er einige Jahre für die Region im Nahen Osten zuständig. Dann hat er sich selbstständig gemacht und arbeitet jetzt beratend auch für andere Firmen.

Jad hat mit 20 Jahren das Sport-Center Katana gegründet, das mittlerweile zu den beliebtesten in Zeven gehört. Im Laufe der Jahre hat er es immer weiter ausgebaut; heute umfasst es rund 1.000 Quadratmeter und hat etwa 600 Mitglieder. Die nächste Baustelle – gegenüber – ist schon in Planung; dort soll ein Bistro entstehen, dass alle Generationen anspricht und zusammenbringt. Mutter Randa hilft regelmäßig am Tresen des Centers.

Jannah, der jüngste Bruder, hat sich mit einem Fahrzeug-Logistik-Geschäft selbstständig gemacht. Außerdem hat er 2009 ein modernes Business- und Veranstaltungscenter in Zeven eröffnet.

Sei da, wo du bist, und zwar ganz
„Manche Migranten sagen, dass sie keine richtige Heimat mehr haben. Ich finde, ich habe zwei: Deutschland und den Libanon“, sagt Jad. Er kann sich noch gut an die aufgeregte Stimmung erinnern, bevor die Familie nach Deutschland kam. Als kleiner Junge hat er sie besonders intensiv empfunden. Seither fährt er einmal im Jahr in die Heimat seiner Eltern, fühlt sich aber ganz als Deutscher. Immerhin hat er hier den allergrößten Teil seines Lebens verbracht.

Jad engagiert sich auf vielen Ebenen: Früher war er mit seinen Brüdern sehr aktiv im Fußballverein TUS Zeven. Nun, als Fitness-Trainer, geht er in Schulen, um mit den Kindern über Selbstverteidigung zu sprechen und sie zu demonstrieren. Außerdem hat er eine Stiftung für die Krebsfürsorge Bremervörde-Zeven gegründet, die beim letzten Stadtfest einen Erlös von 35.000 Euro erzielt hat. „Wenn viele Leute sich zusammentun, können sie jede Menge bewegen“, ist das Motto von Jad Al Aridi, und sein Erfolg gibt ihm Recht.

Verständigung darf keine Einbahnstraße sein
Die aktuelle Debatte in Deutschland macht Jad Al Aridi zu schaffen. „Natürlich gibt es einige, die sich unmöglich verhalten. Aber es ist frustrierend, mit denen in einen Topf geworfen zu werden.“ Für ihn ist es daher wichtig, dass die zugereisten Familien über ihre Rechte und Pflichten in der deutschen Gesellschaft genau aufgeklärt werden. Ebenso wichtig ist ihm aber, dass Verständigung immer in zwei Richtungen funktionieren muss, und dass sie keine Einbahnstraße bleibt.

Dr. Turgut Altuğ, Träger der Integrationsmedaille

Migranten für Umwelt und Natur begeistern
Dr. Turgut Altuğ hat das Deutsch-Türkische Umweltzentrum initiiert und verbindet damit Migrationsarbeit und Umweltschutz. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung wächst ebenso wie die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Energieerzeugung, dem Umgang mit den natürlichen und gesellschaftlichen Ressourcen und auch des Konsumverhaltens. Es gibt keine bzw. kaum Erkenntnisse über das Umweltbewusstsein der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten. Dazu kommt, dass das Bewusstsein unter den Migranten bezüglich des Zusammenhangs zwischen Umweltschutz und Konsumverhalten (z.B. Konsum von wenig belasteten, umwelt- und naturschonend hergestellten landwirtschaftlichen Produkten) fehlt.

Großer Aufklärungsbedarf im Umwelt- und Naturbewusstsein
Das ist ein großes Defizit, und es besteht ein besonderer Aufklärungsbedarf im Umwelt- und Naturbewusstsein unter Migranten. Mit der Errichtung des Umweltzentrums für Migranten will Turgut Altuğ auf die großen Defizite und den besonderen Aufklärungsbedarf im Umwelt- und Naturbewusstsein unter Migranten (kaum Projekte, Informationen, Aufklärungsarbeit und Aktionen) eingehen. Es ist notwendig, in den Themenfeldern Naturschutz, ökologische Mobilität, Energieeffizienz, Energieverbrauchsverhalten, Mülltrennung, ökologisches und nachhaltiges Konsumverhalten etc. Beratungs-, Projekt-, Bildungs-, Erziehungs-, und Öffentlichkeitsarbeit für Migranten zu leisten. Turgut Altuğ hat mit seinen Projekten dem Verein TDZ e.V. Langzeitarbeitslosen im Rahmen des Kommunal Kombi Programms für drei Jahre (bis November 2011) eine Stelle geschaffen. Diese Menschen werden von ihm als Umwelt-, Natur- bzw. Ernährungslotsen weitergebildet. Er will die Berliner Migrationsbevölkerung für die Umwelt und Natur begeistern. Nicht nur, weil dies der Umwelt gut tut, sondern auch, weil der Zugang zu Natur und Ökologie eine Frage der Teilhabe ist.

Altuğ leistet Pionierarbeit
Turgut Altuğ leistet Pionierarbeit im Bereich der Stadtökologie und stellt dabei Klischees in Frage. Zum Beispiel, wenn er Kochkurse mit türkischen Jungen veranstaltet, um ihnen den Zusammenhang von Klimaschutz und Nahrungsmitteln zu vermitteln. Regelmäßig lädt er in Kreuzberg zu Infoveranstaltungen über Umwelt-, Klima-, Naturschutz, gesunde Ernährung ein, gibt die erste zwei-sprachige (Deutsch/Türkisch) MigrantInnenUmweltZeitschrift (MUZ) heraus und hat einen ökologischen interkulturellen Garten auf dem Kinderbauernhof im Görlitzer Park initiiert, wo Berlinerinnen und Berliner aus verschiedenen Kulturkreisen zusammen gärtnern, sich austauschen, Feste organisieren und Gartenführungen für die Schulen und Besucher realisiert werden.Neben dieser Arbeit werden im Rahmen der Arbeit vom Umweltzentrum von ihm weitere Projekte entwickelt und umgesetzt. Aktuell werden mehrere Projekte in Neukölln und Kreuzberg durchgeführt (beispielsweise Umweltbildung in den Schulen und Kindertagesstätten, NAZ: Natur als Zweitsprache, Klimafreundliches Frühstück von Migrantinnen für Migrantinnen etc.). Dazu kommen Veranstalt-ungen, Stände, Beratungsarbeit etc.

Beyhan Güler, Trägerin der Integrationsmedaille

Tatkräftiges Engagement für Kinder und ihre Familien
Direkt nach dem Abitur kam Beyhan Güler zum Studium nach Deutschland. In Köln hatte sie sich für Pädagogik eingeschrieben. „Aber es war ein sehr kalter Winter damals, das habe ich nicht ausgehalten“, erzählt sie lachend. Sie kehrte nach Istanbul zurück, studierte dort Deutsch auf Lehramt. Dann lernte sie ihren Mann kennen, der zusammen mit seinen Eltern als 14-Jähriger nach Deutschland gezogen war. Und so verlegte 1982 auch Beyhan Güler ihren Wohnsitz abermals, diesmal nach Bendorf bei Koblenz, wo ihr Mann lebte. „Und da bin ich seitdem auch geblieben.“

Hohe Bedeutung des sozialen Engagements
Soziales Engagement habe es in ihrer Familie gegeben, seit sie zurückdenken kann, berichtet Beyhan Güler. „Mein Vater war Sportlehrer, Schulrat und eine Art Pfadfinder-Häuptling. Er hat immer etwas für Menschen getan, die es nicht so einfach hatten.“ Deshalb sei es auch für sie ganz selbstverständlich gewesen, sich für andere einzusetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei für die Bendorferin Kinder, Jugendliche und ihre Familien.

Zum einen beruflich: An der Koblenzer Willi-Graf-Grundschule unterrichtet Beyhan Güler Türkisch im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts. Außerdem ist sie Fachmoderatorin für Sprachförderung in Schulen: „Da helfe ich meinen Kolleginnen dabei, wie sie Kindern Deutsch beibringen können.“ Darüber hinaus hält Güler Seminare für andere muttersprachliche Lehrer. Und sie ist Multiplikatorin für interkulturelle Arbeit bei der Aufsichts- und Dienstleistungs-direktion Rheinland-Pfalz, einer Behörde, die unter anderem für Schulaufsicht zuständig ist.

Erfolgsgeschichten motivieren Beyhan Güler
Zehn Jahre lang war Beyhan Güler auch noch Vorsitzende des Ausländerbeirates in Bendorf. Mit dem Ende der letzten Wahlperiode hat sie dieses Amt abgegeben und konzentriert sich jetzt ehrenamtlich vor allem auf ihren Verein Merhaba in Koblenz. Denn der bringt Arbeit genug – aber auch Erfolgsgeschichten. So zum Beispiel bei den Kindern und Jugendlichen, die der Verein während ihrer Schul-laufbahn begleitet. Vor allem geht es dabei um Hausaufgabenhilfe, die die Familien nicht leisten können. „Letztes Jahr haben drei unserer Jugendlichen Abitur gemacht“, freut sich Beyhan Güler. Finanzielle Unterstützung dieser Arbeit gibt es durch die Stadt Koblenz, denn meist sind die Hausaufgabenhelfer Studenten, die sich mit dem Job ihr Budget aufbessern.

Rund 50 Schüler aller Altersgruppen werden so betreut. Besonders auf die Kontinuität, die der Verein dabei bietet, ist Güler stolz. „Andere Schülerhilfe-Vereine hören nach ein paar Jahren wieder auf. Uns gibt es immerhin schon seit 1982.“ Wenn es bei einem Kind mal nicht so gut klappt, unterstützen die Vereins-mitarbeiter die Familien und sprechen mit der Schule, um die Kinder noch besser fördern zu können. Gerade nach dem Übergang auf die weiterführende Schule werde es für die Migrantenkinder oft besonders schwierig. „Viele Grundschulen haben inzischen Ganztagsangebote“, sagt Güler. „Aber bei Realschulen und Gymnasien sieht das noch anders aus.“

Unterstützung auch für die Mütter
Doch nicht nur die Kinder will Merhaba unterstützen – auch die Mütter. So bietet der Verein einen Vorbereitungskurs für den Integrationskurs an, der sich speziell an Frauen mit geringer Schulbildung richtet. Auch Analphabetinnen sind darunter. „Für sie ist es eine große Hürde, sich anzumelden“, berichtet Güler. „Aber wir fangen ganz langsam an. Und wenn sie erste Erfolge sehen, dann haben sie auch den Mut, mit einem Integrationskurs bei einem anderen Träger weiterzumachen.“ Anders als viele andere Angebote von Merhaba richtet sich dieser Mütter-Sprachkurs mit Kinderbetreuung übrigens nicht nur an Frauen türkischer Herkunft, sondern ist für Migrantinnen aller Länder offen.

Organisiert werden die vielen Arbeitsbereiche des Vereins – auch noch ein reichhaltiges kulturelles Engagement kommt hinzu – im Team. „Ohne ganz viel Hilfe könnte ich das gar nicht leisten“, sagt Beyhan Güler. Sie selbst übernimmt dabei vor allem die Öffentlichkeitsarbeit, das Networking. Was auch gerade wegen ihres vielseitigen Engagements besonders gut funktioniert. „Wenn ich zu einer Veranstaltung eingeladen werde, vertrete ich gleichzeitig ja immer mehrere Organisationen. Für die Veranstalter ist das dann viel einfacher, als wenn sie dasselbe mehreren Leuten erzählen müssten.“
„Der Verein Merhaba ist mein zweites Kind“, sagt Beyhan Güler. Hausaufgaben-Hilfe für türkische Schüler, Sprachkurse für Mütter, Musikunterricht, türkischer Tanz und Folklore – der Koblenzer Verein macht ganz vielfältig Angebote. Seit 1988 ist Beyhan Güler die erste Vorsitzende. Und das ist nur eines von vielen Ämtern der 50-Jährigen – immer im Dienst der Integration.

Remzi Güneysu, Träger der Integrationsmedaille

„Deutschland ist jetzt meine Heimat“
„Nicht wegschauen, sondern handeln“, dies ist das Motto der Polizei-Sicherheitswacht von Erlangen. Es ist auch das Lebensmotto von Remzi Güneysu, der dort seit 14 Jahren ehrenamtlicher Helfer ist. Er tritt als Mittler auf, wenn es Probleme auf der Straße gibt. Dafür braucht er Fingerspitzengefühl, diplomatisches Geschick und eine gute Portion Zivilcourage. Alle diese Fähigkeiten vereinbart er und setzt sie, seit er 1974 nach Deutschland kam, in vielerlei Weise für die Allgemeinheit ein.

Geboren wurde Remzi Güneysu 1956 in Ünye, an der türkischen Schwarzmeer-Küste. Sein Vater war schon 1962 als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, wenig später die Geschwister und die Mutter. Remzi folgte als letzter, nach seinem Abitur 1974. In den ersten acht Monaten verbrachte er jede Minute damit, Deutsch zu lernen. Nach einigen beruflichen Praktika studierte er Maschinenbau an der Universität Dortmund. 26 Jahre lang hat Remzi Güneysu für Siemens gearbeitet, mittlerweile ist er in einem Forschungslabor im Bereich Kernkraftwerke tätig.

Fuß fassen in Deutschland
Eigentlich war sein Plan, nach dem Studium in die Türkei zurückzukehren. Aber kurz nach dem Examen heiratete er seine Frau Aysegün, und die beiden bekamen zunächst zwei Söhne (heute 24 beziehungsweise 23 Jahre alt). „Bei Urlauben bemerkte ich, dass die Türkei mittlerweile ein fremdes Land für mich geworden war. Deutschland ist jetzt meine Heimat“, sagt Güneysu. Später bekam das Paar noch einen dritten Sohn, der heute 11 Jahre alt ist.

Sein gesellschaftliches Engagement in Deutschland begann schon kurz nach seiner Einreise. Seine Deutschkenntnisse verbesserten sich schnell, so dass er Landsleuten als ehrenamtlicher Dolmetscher helfen konnte. In Erlangen wurde er Mitglied, und kurze Zeit später auch Vorstandsvorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins D.I.T.I.B. „Dabei habe ich festgestellt, dass es um die Integration der Muslime in die Gesellschaft der Stadt nicht besonders gut bestellt war“, sagt Güneysu und machte sich daran, diese Situation zu verändern. Trotz seiner großen Familie übte er immer viele ehrenamtliche Tätigkeiten aus.

Arbeit für eine bessere Gesellschaft
So war er von 1990 bis 1996 Mitglied im Ausländerbeirat und Integrationsbeirat der Stadt Erlangen, seit 2002 ist er beratendes Mitglied. 1996 gründete er zusammen mit anderen Muslimen die „Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft“, deren Sprecher er war.

1999 war er maßgeblich beteiligt an der Gründung eines Modellversuchs zur Einführung von Islamunterricht in deutscher Sprache in Erlangen. Dieses Projekt gibt es durch die Bestrebungen von Remzi Güneysu mittlerweile in ganz Bayern an insgesamt 250 Schulen. Kinder aus der Türkei, aus Deutschland, Marokko und Pakistan bekommen dadurch Islamunterricht in deutscher Sprache und nach einem anerkannten Lehrplan. Als Initiator wurde Güneysu Ansprechpartner für das bayerische Kultusministerium, für die beteiligten Professoren der Universität Erlangen-Nürnberg und zum Berichterstatter für das Projekt in einer Vielzahl von Gremien. „In diesem Unterricht wird auch über das Christentum gesprochen, ebenso wie im christlichen Unterricht über den Islam. Das ist wichtig, um sich gegenseitig besser verstehen zu können“, findet Güneysu.

Ebenfalls 1999 gründete er die Islamische Religionsgemeinschaft Erlangen, in der er alle örtlichen muslimischen Gruppen unter einem Dach zusammenführte.

Den Migranten ein Heimatgefühl geben
Er hofft, dass der religiöse, aber auch der gesellschaftliche Dialog sich weiter zum Guten entwickeln. Die derzeitige Debatte sei dafür nicht förderlich: „Man muss den Menschen, die schon viele Jahre hier in Deutschland leben, auch ein Heimatgefühl geben. Keiner will für immer fremd bleiben.“ Und mit einem Augenzwinkern macht sich Remzi Güneysu auch Gedanken über die Integrationsfähigkeit der Deutschen: „In unserer Straße habe ich den meisten Kontakt zu meinen Nachbarn. Viele Deutsche wissen noch nicht einmal, wer neben ihnen wohnt, sind also schlecht integriert, oder?“ Sein Engagement jedenfalls – sowohl was die Integration seiner Nachbarn als auch die der Menschen mit Migrationshintergrund betrifft – ist noch lange nicht erschöpft.

Adnan Mermertas, Träger der Integrationsmedaille

Vermittler zwischen den Religionen
Für Adnan Mermertas ist die Verständigung zwischen Völkern immer auch eine Verständigung zwischen Religionen. Als Aramäer ist er in der Türkei verfolgt worden, 1971 kam er aus der südöstlich gelegenen Provinz Mesopotamien 1971 nach Deutschland. Seine Eltern waren schon einige Jahre zuvor als Gastarbeiter ins Ruhrgebiet nach Herne gezogen. Adnan Mermertas sollte seine mittlere Reife abschließen und kam dann nach. Noch heute erinnert er sich gut an die weite Reise in eine ungewisse Zukunft, die er als 14-Jähriger antreten musste. Aber einen Ausweg gab es nicht: „Es waren die Anfänge der Konflikte zwischen Kurden und Türken. Die Christen standen dabei genau zwischen den Fronten, so dass die Lebensverhältnisse in der Türkei sich für sie drastisch verschlechtert hatten“, erzählt Mermertas. „Viele Familien, die damals kamen, wollten irgendwann wieder zurück in die Heimat, doch die Situation wurde immer dramatischer.“

Sein starker Wille bringt ihn weiter
Sein Ziel war es, von Anfang an zu studieren. Allerdings wurde in Deutschland zunächst weder sein Schulabschluss anerkannt, noch hatte er genügend Sprachkenntnisse, um seinen Bildungsweg fortzusetzen. Er nahm also Deutschunterricht, zum einen bei Priesterfrauen, die privat helfen konnten, zum anderen bei der Volkshochschule. Nach einer Lehre als Maschinenschlosser und dem Fachabitur begann Adnan Mermertas 1977 sein Maschinenbau-Studium an der Uni Bochum. Vier Jahre später schloss er es mit einem Diplom ab und arbeitete dann mehrere Jahre als Ingenieur. Später machte er sich selbstständig und ist bis heute als Facility-Manager für die Planung der Versorgungstechnik von Gebäuden zuständig.

Einsatz für „syrisch-orthodoxe Religionslehre“
Schon früh suchte und fand Adnan Mermertas aber ein zweites Betätigungsfeld, das ihm mindestens genau so wichtig ist: die Integration der syrisch-orthodoxen Christen in der Bundesrepublik. Von 1976 bis 1981 war er Vorsitzender des syrisch-aramäischen Volksvereins. Danach gehörte er bis 1989 den Vorständen der syrisch-orthodoxen Erzdiözese in Mitteleuropa und der syrisch-aramäischen Föderation in Deutschland an. Er war aber auch Teil der Geschäftsführung der St. Petrus- und Pauluskirche in Herne und im Vorstand des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Herne und Castrop-Rauxel, außerdem Mitbegründer des syrisch-orthodoxen Kirchenkreises in Nordrhein-Westfalen. Zur Zeit engagiert er sich darüber hinaus stark für das Schulfach „Syrisch-orthodoxe Religionslehre“. In Nordrhein-Westfalen arbeiten in diesem Fach mittlerweile 23 Lehrer mit insgesamt 2.600 Schülern. Überall dort, wo klassen- oder auch schulübergreifend mindestens 12 Kinder zusammenkommen, wird das Fach unterrichtet, für die Kinder „eine wichtige Identitätshilfe“, findet Adnan Mermertas. Die Lehrer gehen auch in den evangelischen und katholischen Religionsunterricht und umgekehrt. „Wichtig ist, dass auf allen Ebenen zwischen Schülern und Lehrern ein intensiver Austausch stattfindet.“

Wer sich in einem fremden Land integrieren möchte, sollte auf jeden Fall die Sprache sprechen und die Gesetze des betreffenden Landes respektieren und befolgen. „Aber es ist auch wichtig, die eigene Kultur und Sprache zu pflegen und zu bewahren“, findet Mermertas. Nur wenn man sich nicht verliert, kann man sich im neuen Land zurechtfinden – und durch die eigene Kultur und Erfahrung zu einer belebenden Vielfalt beitragen.

Dagmar Reissig, Trägerin der Integrationsmedaille

Vernetzung im „Café International“
Vor allem für Migrantinnen und ihre Kinder setzt sich Dagmar Reissig aus Kernen in der Nähe von Stuttgart ein. Denn als junge Frau ging sie selbst mit ihrem Mann nach Brasilien, der gemeinsame Sohn wurde dort geboren. „Ich kann ganz gut nachvollziehen, wie es einem geht, wenn man weder die Spache kennt noch das Umfeld, in dem man lebt“, sagt Dagmar Reissig. „Café International“ heißt der Ort in Kernen, an dem Frauen in dieser Lebenslage ungezwungen zusammen kommen können. Dagmar Reissig gehört zu den ehrenamtlichen Gründungsmitgliedern der Einrichtung, die inzwischen seit drei Jahren existiert. Frauen aus ganz verschiedenen Nationen treffen sich hier – aus Irland und dem Iran, aus Mozambique oder Serbien. Untereinander sprechen die Frauen Deutsch.

Sprachvermittlung ist ein wichtiger Baustein
Es geht meist um Themen wie Kindergärten oder Schule. Ganz nebenbei bekommen sie – je nach Thema – neue Begriffe und Wendungen der deutschen Sprache vermittelt. „Gerade hier auf dem Land ist es für viele Frauen schwierig, einen Kurs zu besuchen“, erklärt Dagmar Reissig. „Schon die Fahrt ist für die meisten ein Problem.“

Das „Café International“ leistet aber viel mehr als nur Sprachvermittlung. Es ist eingebettet in den „Roten Faden“ der Gemeinde Kernen, ein Netzwerk für Familien, das mit der Unterstützung in der Schwangerschaft beginnt und alle Lebensbereiche umfasst. Fällt so bei einer der Frauen aus dem Café ein Problem an, findet sich schnell auch dafür die passende Unterstützung. „Es ist ganz wichtig, dass man Aktivitäten bündelt und dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht“, sagt Dagmar Reissig. Vieles können sie und ihre Kolleginnen aber auch selbst lösen. Zum Beispiel bei dem kleinen Jungen aus dem Irak, bei dem es in der Schule Probleme gab. Mit ihm machte Dagmar Reissig eine Zeit lang regelmäßig Hausaufgaben. „Ich habe ihm nicht in erster Linie Lernhilfe gegeben“, erzählt sie. „Ihm hat einfach jemand gefehlt, der an ihn glaubt. Inzwischen geht er in die Realschule und ist da ein sehr guter Schüler.“

Migranten als Elternmentoren gewinnen
Mittlerweile über nimmt Dagmar Reissig innerhalb des Projektes „Roter Faden“ außer der direkten Arbeit auch viele Koordinationsaufgaben im Handlungsfeld der Migrantenfamilien. So versucht sie unter anderem, Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund zur Ausbildung als Elternmentoren durch die Elternstiftung Baden-Württemberg zu motivieren. Diese Elternmentoren können dann andere Familien unterstützen – gerade durch ihre Zweisprachigkeit und kulturelle Kompetenz.

Wie wichtig diese Kenntnisse besonders in Konfliktsituationen oft sein können, erfährt Dagmar Reissig immer wieder bei einer anderen ihrer vielen Aufgaben: Für das Jugendamt Stuttgart ist die 66-Jährige als so genannte Kulturdolmetscherin tätig. Immer bei Familien aus dem spanischen oder portugiesischen Sprachraum, weil sie diese Sprachen selbst spricht. „Ich bin gemeinsam mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter unterwegs“, erklärt Dagmar Reissig. „Es geht darum, kulturelle Unterschiede auszugleichen.“ Oft seien es Feinheiten, die sie in der Muttersprache der Menschen leichter erklären könne als der Jugendamts-Mitarbeiter auf Deutsch. Ausgebildet wurde sie für dieses Amt von der Caritas Stuttgart.

Kurz nachdem die Maschinenbautechnikerin 2005 in Rente ging – zuletzt war sie im Tiefbau tätig gewesen – suchte sie nach einer Möglichkeit, Migranten zu unterstützen. „Das habe ich mir schon vorgenommen, als ich in Brasilien war. Ich wollte in Deutschland denen helfen, denen es hier genauso geht wie es mir damals ging.“ Schnell kam zu einer Aufgabe die nächste hinzu. So konnte Dagmar Reissig jüngst ihre Erfahrung als Ehrenamtliche auf Einladung des Integrationsbeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg am Runden Tisch „Integration schaffen – für eine erfolgreiche Bildungspartnerschaft von Eltern mit Migrationshintergrund“ einbringen. Inzwischen sind die vielen Engagements fast schon zu einem Full-Time-Job geworden. Fehlt ihr da nicht die Ruhe im Ruhestand? Dagmar Reissig verneint: „Dafür wäre ich gar nicht der Typ.“

Dr. Mekonnen Shiferaw, Träger der Integrationsmedaille

Unermüdlicher Einsatz für gegenseitige Verständigung
Bereits zur DDR-Zeit musste Dr. Mekonnen Shiferaw neben viel Solidarität auch Ausgrenzungen, Diskriminierungen und offenen Rassismus erfahren und auch die Ohnmacht, die Betroffene dabei empfinden. Selbst für seine Liebe musste er acht Jahre lang mit den Behörden kämpfen, bis er- trotz seiner bereits geborenen zwei Kinder- erst 1989 heiraten durfte. Diese persönlichen positiven und negativen Erfahrungen bilden die Basis für seinen stets differenzierenden Blickwinkel und sein jahrelang beständiges und unermüdliches Engagement für Menschen unterschiedlichster Herkunft, für einen demokratischen Umgang miteinander und Verständigung über alle kulturellen Barrieren hinweg.

„Für Toleranz und gegen Gewalt“
Mit der Entwicklung seines ersten Projekts „Babylon“ unter dem Motto „Für Toleranz und gegen Gewalt“ im Jahr 1992 entschied er sich bewusst, im Nordosten von Berlin in den damaligen Bezirken Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen zu arbeiten, wo immer stärker das Phänomen „Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer“ sichtbar wurde. Er suchte und fand viele Partner und Mitstreiter, die diese Zustände ebenso nicht hinnehmen, sondern verändern wollten. In den beiden Mirgantenbeiräten in Marzahn und Hellersdorf war er von ihrer ersten Berufung an aktiv und übernahm die Verantwortung als stellvertretender Vorsitzender. Auch heute übt er diese Funktion in Marzahn-Hellersdorf im Ehrenamt aus.1996 wählte er bewusst den Ort seines interkulturellen Zentrums „Haus Babylon“ in Hellersdorf, in einem Gebiet mit vielen Kindern und Jugendlichen, um ihnen den interkulturellen Gedanken nahe zu bringen. Es wurden seitdem unzählige Projekttage in Schulen realisiert. Heute ist Mekonnen Shiferaw der Pate einer Marzahn-Hellersdorfer „Schule ohne Rassismus“ und leitet viele weitere Initiativen an, die über die Bezirksgrenzen hinweg ausstrahlen. So gewann beispielsweise im vergangenen Jahr ein von ihm betreutes Team aus jungen Leuten unterschiedlicher Herkunft den 2. Preis der Berliner Projektplattform „Respekt gewinnt“. Im „Haus Babylon“ wird auf die eigenen Ideen und Potenziale der Menschen sowie auf Gemeinsamkeit geachtet, d.h. Vielfalt wird wirklich gelebt.

Shiferaw will Migranten zum Mitmachen bewegen
Respekt ist eines der Leitwörter von Mekonnen Shiferaw. Sein wesentliches Anliegen ist, die Migrantinnen und Migranten zum Mitmachen bei den unterschiedlichsten Aktivitäten zu motivieren, und auch dazu, sich mit anderen auf Augenhöhe zu begegnen und über gegebenenfalls strittige Fragen offen zu diskutieren. Deshalb entwickelte sich das „Haus Babylon“ mit etwa 1300 Besuchern im Monat zum Hort der Integration für viele Migrantinnen und Migranten unterschiedlicher Nationalitäten, in dem sie Unterstützung in der Anfangszeit ihres Einlebens in Berlin und erste Begegnungen mit dem einheimischen Umfeld erfahren haben, die ihren weiteren Integrationsweg maßgeblich prägten. Das „Haus Babylon“ hat auch einen eigenen und mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft besetzten Beirat mit vielen Ideen und Aktionen, welche mehrfach ausgezeichnet wurden. Mekonnen Shiferaw setzt sich für seinen Bezirk Marzahn-Hellersdorf ein, wo immer er kann und arbeitet dafür, dass das von den Medien und Bezirksfremden kolportierte Bild des Bezirkes revidiert und mit seinen Worten „gerade gerückt wird“. Es war ebenso eine bewusste Entscheidung von ihm, in diesem Bezirk auch zu wohnen. (uk)