KfW Sonderauswertung

Gründerquote unter Migranten höher als bei Deutschen

Die Gründerquote unter Migranten liegt über dem der Deutschen. Zudem nutzen Migranten die Selbstständigkeit häufiger als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Das sind Ergebnisse einer Sonderauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors.

Jeder fünfte Gründer in Deutschland war im vergangenen Jahr ausländischer Herkunft (rund 170.000 von insgesamt 870.000 Gründern). Die Gründerquote unter den Migranten lag damit bei 1,9 % und überstieg die der Deutschen um 0,3 Prozentpunkte. Dies geht aus einer Sonderauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors hervor, der jährlich erscheinenden, repräsentativen Bevölkerungserhebung zum Gründergeschehen in Deutschland.

Gründer mit Migrationshintergrund, so ein weiteres Ergebnis der Studie, nutzen zudem ähnlich intensiv wie deutsche Gründer Beratungsangebote. „Migrantinnen und Migranten gründen vergleichsweise häufig und gut vorbereitet. Das zeigt, wie wichtig diese Gruppe für ein lebhaftes Gründergeschehen hierzulande ist“, sagt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.

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Türkischstämmige größte Gründergruppe
Die Liste der Herkunftsländer der Gründer mit Migrationshintergrund umfasst eine breite Palette. Die traditionell größte Gründergruppe stellen türkisch stämmige Mitbürger, die 16 % aller Gründungen von Migranten unternehmen. In den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben Gründer aus Osteuropa, insbesondere aus Russland, Polen und den Balkanstaaten sowie Kasachstan. Aus diesen Ländern stammt inzwischen jeder dritte Gründer mit Migrationshintergrund (zusammen 35 %).

Im Vergleich zeigt sich, dass Migranten ihre Gründung häufiger im Vollerwerb betreiben als Deutsche (52 % vs. 43 %), und entsprechend seltener im Nebenerwerb. Zudem nutzt ein höherer Anteil von Gründern mit Migrationshintergrund die Selbstständigkeit als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit (27 % aller Gründer mit Migrationshintergrund kommen aus der Arbeitslosigkeit, bei deutschen Gründern sind dies 19 %). Für arbeitslose Migranten ist eine Gründung noch häufiger als für deutsche Arbeitslose eine Chance zum Einstieg ins Erwerbsleben und damit auch zur gesellschaftlichen Integration.

Eine weiterführende Studie zum Thema „Unternehmens- gründungen von Personen mit Migrationshintergrund“, auf Basis des KfW-Gründungs- monitors 2007 gibt es hier.

Männer gründen häufiger
Unabhängig von der Herkunft wird der größere Anteil der Gründungen durch Männer vollzogen; mit 34 % ist der Anteil der weiblichen Gründer bei Migranten allerdings noch etwas geringer als bei Deutschen (41 %). Dies liegt vor allem am niedrigen Frauenanteil unter den Gründern aus dem Nicht-EU-Ausland, denn unter den Gründern aus dem EU-Ausland liegt die Frauenquote genauso hoch wie unter den einheimischen Gründern.

Gründer mit Migrationshintergrund besitzen genauso häufig wie deutsche Gründer einen Universitätsabschluss (jeweils rund 14 %) und haben häufiger als deutsche Gründer gar keinen Berufsabschluss vorzuweisen (45 % vs. 21 %). Innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehen aber gerade gut ausgebildete Personen den Schritt in die Selbstständigkeit, denn unter den nichtgründenden Migranten haben sogar 56 % keinen Berufsabschluss und nur 6 % einen Universitätsabschluss.

Vergleichsweise häufig stellen Migranten bereits zum Gründungszeitpunkt Mitarbeiter ein (51 % vs. 29 % der deutschen Gründer). Ferner starten sie häufiger im Handelssektor (23 % aller Gründungen von Migranten vs. 19 % der von Deutschen unternommenen Gründungen). Besonders hoch liegt der Anteil von Handelsgründungen in der Gruppe der Nicht-EU-Ausländer (33 %). „Einzel- und Großhandel bieten diesen Gründern gute Voraussetzungen, ihre komparativen Vorteile einzusetzen. Damit tragen Gründer mit Migrationshintergrund auch zum positiven Austausch zwischen verschiedenen Kulturen bei,“ sagt Dr. Norbert Irsch.