Sevim Dagdelen

„Debatte um türkische Gymnasien geht an der Realität vorbei“

„Die Debatte über die Einrichtung türkischer Gymnasien in Deutschland geht an der Realität vorbei“, erklärt Sevim Dagdelen zum Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

„In Deutschland geborene oder aufgewachsene Kinder und Jugendliche türkischer Abstammung sind ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Sie sind in erster Linie Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende – mit all den Problemen, die mit ihrem sozialen Status verbunden sind. Und diese Probleme lassen sich nicht durch türkische Gymnasien lösen. Das muss auch Erdogan akzeptieren“, so die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sevim Dagdelen.

„Parallelgesellschaften“ sollen ablenken
Allerdings solle sich „gerade die Bundesregierung“ mit Ratschlägen und Schuldzuweisungen gegenüber Erdogan zurückhalten. Es sei verlogen mit Begriffen wie ‚Parallelgesellschaft‘ von gezielter sozialer Ausgrenzung abzulenken. Die bisherigen Bundesregierungen seien „wesentlich dafür verantwortlich, dass Migranten von den sozialen Problemen im Bildungssystem stärker betroffen sind, dass sie diskriminiert und ausgegrenzt werden“.

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Wer Ausgrenzung und Diskriminierung verhindern wolle, müsse die sprachliche Entwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund verbessern. „Das bedeutet, sich für einen Rechtsanspruch auf kostenlose Kita- und Kindergartenplätze einzusetzen, und dies nicht erst für Kinder ab drei Jahren, sondern bei Bedarf auch schon früher.“

Gesetzliche Ausbildungsplatzumlage
Wer die miserable Bildungssituation von Migranten kritisiere, müsse Gemeinschaftsschulen bis zur Klasse 10 als Regelschulen und zudem individuelle Förderung anbieten. Wer die mangelnde Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund kritisiere, müsse die Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt durch eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage entschärfen.

„Und wer sich daran stört, dass die Erdogan in Deutschland Beifall für seine Forderung erhält, muss endlich den Weg ebnen für Gleichberechtigung und Partizipation“, so Dagdelen abschließend.