Türkische Presse Europa

16.02.2010 – Ausbildung, Sonderschule, Westerwelle

In der türkischsprachigen Presse vom Dienstag streicht die Bundesintegrationsbeauftragte Maria Böhmer die Bedeutung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund für die Ausbildungssituation heraus. Außerdem wird eine Diskussion zum deutschen Schulsystem und dem Sonderschulproblem wiedergegeben. Auch die Westerwelle-Debatte kommt in den Zeitungen nicht zu kurz.

Böhmer: Bessere Ausbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Auf die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund müsse mehr Wert gelegt werden, rief die Integrationsbeauftragte des Bundes, Maria Böhmer, nach der Unterzeichnung des Ausbildungspaktes auf (wir berichteten). Dies berichtet die SABAH.  

Schon jetzt führe der Rückgang von Bewerbern in einigen Regionen dazu, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Dieser Trend werde sich auch in Zukunft weiter verstärken. Umso mehr könnten Betriebe von der wachsenden Zahl von jungen Migranten profitieren. Mit der steigenden Zahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund würden zwar Chancen eröffnet werden, man müsse aber auch sehen, dass die Leistungen dieser Schüler noch hinter der ihrer gleichaltrigen deutschen Mitschüler zurückbleibe.

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Sonderschuldiskussion an der Uni Essen
Auf einem Diskussionpanel an der Uni Essen zum Thema „Sonderschule/Förderschule und Migranten“ übten die Teilnehmer Kritik am deutschen Bildungssystem, berichtet die MILLIYET. Prof. Jantzen von der Uni Bremen wies darauf hin, dass das hiesige Bildungssystem diskriminierend sei. Dies würden am meisten Migrantenkinder spüren. Das deutsche Bildungssystem beschneide das Recht auf Bildung von Migrantenkindern, aber auch von behinderten Kindern und Kindern aus sozialschwachen Schichten. In anderen Ländern würden lernschwache Kinder in der allgemeinen Schule unterrichtet werden. Auch Prof. Özyürek von der türkischen Gazi Universität sprach sich für einen integrativen Ansatz aus. Die Aussonderung von lernschwachen Kindern wäre eine Methode der Vergangenheit, die es zu überwinden gelte.

Westerwelle stößt Sozialstaatsdiskussion an
Breiten Raum räumen die türkischsprachigen Medien der Diskussion um die aktuellen Aussagen des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle ein. „Streit um den Sozialstaat in Deutschland“ titelt die HÜRRIYET, „Westerwelle fordert heraus“ in der TÜRKIYE. Nach der ZAMAN fordert Westerwelle eine „Bundestagssitzung zu Hartz IV“. „Natürlich bekommt derjenige weniger Geld, der nicht arbeitet“ wird Westerwelle von der SABAH wiedergegeben.

Staatsangehörigkeit im Schatten der Leitkultur
Kritisch bewertet die TÜRKIYE die Äußerungen des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Unionspolitiker könnten es nicht sein lassen, sich hinter die Leitkultur zu verstecken, kritisiert die Zeitung. Wer sich den eigenen Werten anpasse,  werde zur Staatsbürgerschaft eingeladen. Lammert stelle fest, dass die Zahl der Einbürgerungen gering sei. Wenn beide Seiten es wollen, würde die Integration funktionieren, doch wäre dieser Wille nicht immer da. Er verstehe es nicht, wenn manche permanent von Grundwerten reden, aber ein Problem mit der Leitkultur hätten. Außerdem empfände er die Warnungen vor Islamophobie als übertrieben.