Türkische Presse Europa

02.02.2010 – Kauder, Kindergeld, Islam-Lehrstuhl, Integrationswahlen

In der türkischsprachigen Presse in Europa vom Dienstag werden die Aussagen den Unions-Fraktionschefs Kauder zu Erziehungsmethoden von türkischen Familien aufgegriffen. Außerdem werden die Empfehlung des Wissenschaftsrates zur Gründung von islamisch-theologischen Lehrstühlen und Aufrufe zur Teilnahme an den Integrationswahlen in NRW thematisiert.

Kauder: Schule oder Kindergeld
Der Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Volker Kauder, hat die Erziehungsmethoden türkischer Eltern kritisiert und behauptet, diese würde wie Könige aufgezogen, berichten ZAMAN, HÜRRIYET und die TÜRKIYE. Kauder warnte die Eltern, dass bei Schulschwänzern das Kindergeld gekürzt werden könnte. Kauder sagte, dass Migrantenkinder im Zentrum der Probleme stehen würden. Wenn Eltern nicht dafür sorgen, dass ihre Kinder in die Schule gehen, könne man daran denken, dass  ihnen staatliche Unterstützungen wie das Kindergeld gekürzt werden.

Damit wolle man die Zukunft der Kinder sichern. Es wäre ein Skandal, dass in Berlin toleriert werde, dass manche deutschen Kinder und insbesondere Migrantenkinder nicht in die Schule gehen. Mit der Drohung, das Kindergeld zu kürzen, solle das Kindergeld nicht als Druckmittel gebraucht werden. Damit solle eher erreicht werden, dass Zukunftschancen gesichert werden. Kauder griff in dem Interview mit dem FOCUS auch türkische Familien an. In diesen Familien würden Jungen wie Könige aufgezogen werden. Würden sie dann in ein Umfeld kommen, wo sie gleichbehandelt werden, würde sie das irritieren. Das würde die Aggresivität unter diesen Kindern steigern.

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Memet Kilic von denen Grünen kritisierte die Aussagen Kauders hingegen als unverschämt und vorurteilsbelastet. Seine Aussagen hinsichtlich der Erziehungsmethoden von türkischen Familien wären voller Vorurteile. Kilic wies darauf hin, dass durch die Ethnisierung von Bildungsproblemen und durch Anschuldigungen gegenüber bestimmten Gruppen keine bessere Lebenssituation geschaffen werde. Richtig sei die Feststellung Kauders, dass mehr Lehrer mit Migrationshintergrund notwendig seien. Aber genau wie die Migrationsbeauftragte Böhmer vermeide es auch Kauder, konkrete Maßnahmen zu benennen.

Islam-Lehrstühle an Universitäten
TÜRKIYE und HÜRRIYET greifen in ihrer Berichterstattung die Empfehlung des Wissenschaftsrates auf, an Universitäten islamisch-theologische Lehrstühle zu etablieren. Der Wissenschaftsrat empfahl dabei, dass die Imamausbildung in Deutschland an Universitäten stattfinden müsse und dazu noch zwei oder drei Lehrstühle an deutschen Hochschulen etabliert werden müssten. Den Lehrstühlen solle ein Beirat angegliedert werden, an denen die islamischen Religionsgemeinschaft  und muslimische Persönlichkeiten beteiligt werden sollten.

Unterstützung bekam die Empfehlung des Wissenschaftsrates von den muslimischen Religionsgemeinschaften aber auch von der Lehrergewerkschaft GEW. Für die Integration der Muslime in Deutschland wäre dies eine notwendige und längst fällige Maßnahme. Die Politik hätte dieses Problem jahrelang vernachlässigt und zugelassen, dass Islamunterricht außerhalb der Schulen von Imamen gegeben worden ist.

Fünf Tage bis zu den Integrationsratswahlen
Die HÜRRIYET verweist darauf, dass am Sonntag eine Million zumeist türkischstämmige Migranten an den Integrationsratswahlen teilnehmen werden. Für die Ratsmitgliedschaft würden über 3500 Türken kandidieren. In einem Gastbeitrag rief der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet die Wahlberechtigten zur Teilnahme an den Wahlen auf und bezeichnete die Integrationsräte als Orte, mit denen Migranten am politischen Geschehen teilnehmen könnten.