Studie

Türken finden sich in deutschen Medien nicht wieder

Die Akzeptanz deutscher Fernsehsender sinkt bei den türkischstämmigen Zuschauern. Dies geht aus einer Studie des Zentrums für Türkeistudien hervor, die im Auftrag des nordrhein-westfälischen Integrationsministeriums erstellt wurde und dem Stern bereits vorliegt.

Mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Türken sehen lieber türkisches als deutsches Fernsehen. Mehr noch: Laut Studie wird türkisches Fernsehen und türkische Medien heute häufiger genutzt als noch vor einigen Jahren. Woran liegt das? Was bietet das türkische Fernsehen, was ARD, RTL & Co. nicht bieten? Grund dafür sei unter anderem, dass sich Türken vom deutschen Fernsehen nicht genügend unterhalten fühlten, sich darin zu wenig wiederfinden und wenn, dann nur klischeehaft und negativ.

Das deutsche Fernsehen werde aber auch mit Sachlichkeit und Distanz assoziiert. So würde Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen grundsätzlich als glaubwürdiger eingeschätzt als türkische. Die Befragten würden der deutschen Presse aber auch „Parteilichkeit, Oberflächlichkeit und Schlampigkeit“ vorwerfen, wenn es etwa um die Berichterstattung zum Hausbrand in Ludwigshafen geht, bei dem neun Menschen ums Leben kamen.

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Ein türkischer TV-Sender stellt seine TV-Stars vor.
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Der nordrhein-westfälische Integrationsminister, Armin Laschet, sieht die deutsche Medienlandschaft in der Pflicht. Der Zuwachs der Nutzung von türkischen Medien hänge damit zusammen, dass sie mehr Unterhaltungssendungen anbieten und viel intensiver Emotionen ansprechen. Dennoch gehören Nachrichtensendungen zu den Lieblingsgenres türkischer Zuschauer, gefolgt von Unterhaltungsserien.

Die deutschen Medien müssten die Migranten dort abholen, wo ihre Interessen liegen: „Gebt den Zugewanderten eine Heimat in euren Medien“, forderte Laschet. Auch sei eine höhere Sensibilität von deutschen Berichterstattern geboten, wenn es um Katastrophenmeldungen, wie zum Beispiel in Ludwigshafen geht. Die Kritik an der Berichterstattung bezeichnete der Minister als „Alarmsignal“. Eine Lösung könnte sein, „dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte noch stärker als bislang in deutsche Redaktionen einziehen.“

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Auch der renommierte Migrationsforscher und Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Prof. Dr. Klaus J. Bade, forderte die Medien auf, mehr auf die Vorlieben der Migranten einzugehen. „Integration sollte auch im Fernsehen mit einer Vielfalt der Geschmäcker leben“, so Bade. Türkische Migranten würden aber als Nicht-EU-Ausländer nicht mal bei der Quotenmessung der Fernsehforschung berücksichtigt; ihre Vorlieben zählten also nicht.