Türkische Presse Europa

07.08.2009 – Schalke-Hymne, Integrationsministerium, Türkischlehrer

Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen räumen auch heute der umstrittenen Schalke-Hymne großen Raum ein. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Forderung des Deutsch-Türkischen Forums in der CDU, ein Bundesministerium zur Integration von Ausländern zu schaffen. Die Kündigung des Doppelbesteuerungsabkommens, der Türkischunterricht durch Konsulatslehrkräfte und Gewaltanwendung durch Polizeibeamte sind die weiteren Themen.

„Es ist integrativ, wenn der Prophet mit reingenommen wird in die Schalker Familie”
Die umstrittene Schalke-Hymne „Blau und Weiß wie lieb ich dich“ sei nicht zu beanstanden, berichtet die TÜRKIYE. Zu diesem Ergebnis komme ein Gutachten von dem Islamwissenschaftler Bülent Ucar von der Universität Osnabrück. Ucar habe erklärt, dass der Vorwurf der Verhöhnung gegenüber der Hymne „nicht zu rechtfertigen sei.“ Zwar klinge die Formulierung „etwas salopp“, könne jedoch „bei einem Sportereignis durchaus vertreten“ werden. Ucar habe zu „Toleranz und gegenseitigem Respekt“ gemahnt. Auch der Grünen-Chef Cem Özdemir erkenne keine Verhöhnung des Propheten Mohammed in der Hymne des Fußballclubs FC Schalke 04.

Die MILLIYET lässt zu der Angelegenheit die Gelsenkirchener Migranten zu Wort kommen. Auch sie seien allesamt der Meinung, dass das Lied weder Blasphemie sei, noch eine Verhöhnung des Propheten Mohammed darstelle. Der Islamwissenschaftler Stefan Reichmuth von der Ruhr-Universität Bochum habe zudem erklärt, dass es eigentlich integrativ sei, wenn „der Prophet mit reingenommen wird in die Schalker Familie”.

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Arslan fordert Bundesministerium zur Integration von Ausländern
Die SABAH und TÜRKIYE berichten, dass das Deutsch-Türkische Forum in der nordrhein-westfälischen CDU nach der Bundestagswahl die Schaffung eines Bundesministeriums zur Integration von Ausländern fordert. Der Vorsitzende Bülent Arslan habe erklärt, dass ein solches Ministerium „insbesondere die Kommunikation mit den Migranten in Deutschland verbessern“ könne. Diese hätten somit einen Ansprechpartner in der Bundesregierung und würden sich „stärker mit Deutschland identifizieren“. Die Türkische Gemeinde in Deutschland schlage indes vor, nach der Bundestagswahl einen Ausschuss für Migration und Partizipation im Deutschen Bundestag einzurichten. Dieser Ausschuss solle als Querschnittsausschuss fungieren.

Unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Duisburger Polizei
Die MILLIYET berichtet über eine Gewaltanwendung der Duisburger Polizei gegen einen türkischstämmigen Migranten. Die Polizei habe den Kopf des jungen Manns während einer Durchsuchung mehrmals gegen die Heizung geschlagen und schläge gegen das Gesicht und andere Körperteile versetzt. Grund dafür sei eine Auseinandersetzung mit seiner Freundin, die aus Panik die Polizei verständigt habe. Auch die deutsche Freundin sei über die unverhältnismäßige Gewaltanwendung der Polizei erschrocken. Der junge Mann werde Strafanzeige gegen die Beamten erstatten und fragt, ob die Polizei genauso gehandelt hätte, wenn er kein Ausländer sei.

Deutschland kündigt Doppelbesteuerungsabkommen mit der Türkei
Die Türkei kann die Kündigung des Doppelbesteuerungsabkommens durch die Bundesregierung nicht nachvollziehen, ist in der SABAH zu lesen. Bülent Tas, stellvertretender Vorsitzender der Generaldirektion für Einkomme und Kapitalerträge, habe erklärt, dass die Verhandlungen über ein neues Abkommen bereits seit eineinhalb Jahren laufen. Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück habe hingegen der Türkei vorgeworfen, den deutschen Interessen nicht hinreichend entgegengekommen zu sein.

Bundesverfassungsgericht lehnt Befreiung von Sexualkunde ab
Die HÜRRIYET berichtet, dass Eltern ihre Kinder nicht aus religiösen Gründen von der Teilnahme am Sexualkundeunterricht befreien können. Das habe das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Von diesem Unterricht dürfen Schüler im Regelfall nicht unter Berufung auf Glaubensüberzeugungen fernbleiben, solange die Schule Neutralität und Toleranz gegenüber den erzieherischen Vorstellungen der Eltern wahrt, heißt es. Geklagt hatten zwei Baptisten, weil ihre Kinder an einem Projekt zum Thema “sexueller Missbrauch” teilnehmen sollten.

Bayern legt Wert auf Ausbildung von jungen Migrantinnen
In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause habe der Bayerische Landtag über die Ausbildungssituation von jungen Migrantinnen beraten, berichtet die TÜRKIYE. Es sei beschlossen worden, dass man mehr Wert auf die Ausbildung von jungen Migrantinnen und Frauen legen müsse und entsprechend gefördert werden müsse. Außerdem sei über den Gesundheitszustand von Migrantinnen debattiert worden. Bayerns Beauftragter für Integration, Martin Neumeyer (CSU) habe Aufklärungskampagnen angekündigt.

Böhmer begrüßt Erteilung des Türkischunterrichts durch Konsulatslehrkräfte
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer, hat die Änderung der Beschäftigungsverordnung begrüßt, berichtet die ZAMAN. Dadurch können Konsulatslehrkräfte weiterhin nach Deutschland kommen, um muttersprachlichen Unterricht zu erteilen. Die HÜRRIYET berichtet in diesem Zusammenhang von einem Aufruf des türkischen Generalkonsulats in Stuttgart an die türkischen Eltern, ihre Kinder für den Türkischunterricht anzumelden.

Türkische Generalkonsulate bieten kostenlose Rechtsauskunft an
Die türkischen Generalkonsulate klären die türkischen Staatsbürger neuerdings über ihre Recht in Deutschland auf. Auf den Internetseiten der Konsulate befinde sich umfangreiches Material in türkischer Sprache. Bestimmte Konsulate bieten auch kostenlose Rechtsauskunft an. Hierüber berichtet die ZAMAN.