Türkische Presse Europa

27.06.2009 – Islamkonferenz, Erdogan, EU-Beitritt

Die türkischsprachige Presse in Europa greift die Ergebnisse der Deutschen Islam Konferenz positiv auf. Es wird aber zumindest am Rande auf manch einen Dissens verwiesen. Darüber hinaus wird auch der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten, Recep Tayyip Erdogan, in Brüssel aufgegriffen.

Respekt für Muslime – Deutsche Islam Konferenz
Breiten Raum nimmt in den türkischsprachigen Zeitungen die Deutsche Islam Konferenz des Bundesministerium des Inneren ein. In SABAH wird das Thema als Nachricht des Tages angeboten. SABAH, HÜRRIYET und TÜRKIYE geben das Thema grundsätzlich positiv wieder. Es wird auf die Errungenschaften der Konferenz und die Ergebnisse hingewiesen. Besonders die Wahrnehmung von Muslimen als Teil der Gesellschaft wird postiv wahrgenommen. Dennoch geben HÜRRIYET und TÜRKIYE auch die Feststellung Cem Özdemirs wieder, dass es an konkreten Ergebnissen fehlt.

MILLIYET gibt das Thema mit der Schlagzeile „Konferenz spaltet Türken“ wieder. Während einige türkische Vertreter begrüßt hätten, dass der Islam positiv wahrgenommen wurde, hätten andere beklagt, dass man versucht hätte, sich selbst in die Predigten einzumischen. MILLIYET weißt unter dem Gruppenbild mit Verbandsvertretern darauf hin, dass der Ditib-Vertreter es abgelehnt hätte, in dem Gruppenbild mit Ali Kizilkaya (Islamrat), Ali Ertan Toprak (AABF), Necla Kelek und Kenan Kolat (TGD) aufzutauchen.

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Europa hat seine Versprechen nicht eingehalten
TÜRKIYE und MILLIYET berichten von dem Brüssel-Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Erdogan stellt auf einer Tagung zur Zukunft der Türkei in der EU klar, dass kein Weg an einer Vollmitgliedschaft vorbeiführt. Erdogan warf dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy vor, „inkonsequent“ zu sein. Sein Auftreten hinter verschlossenen Türen und in der Öffentlichkeit seie grundverschieden.

Auch der EU-Chefunterhändler der Türkei Egemen Bağış kommt in der MILLIYET zu Wort: „Wir sind aus Zentralasien gekommen, wir sind mal bis vor Wien gezogen. Nun haben wir unseren Blick nach Brüssel gewendet. Natürlich sind unsere Ziele und Methoden diesmal andere. Wir werden unser Ziel erreichen, wir kommen.“

Ohne Migranten würde es auch kein Deutschland geben
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering stellt auf einer Veranstaltung der Türkischen Gemeinde Berlin (TGB) klar, dass Deutschland mit Migranten lebendiger geworden ist. Darüber berichten SABAH, TÜRKIYE und MILLIYET. Müntefering stellte klar, dass es ohne die sog. Gastarbeiter das Deutschland von heute nicht geben würde. „Nicht nur wirtschaftlich, die Migranten haben uns auch kulturell viel gegeben.“ Müntefering sprach sich für eine Doppelte Staatsbürgerschaft aus, wies aber darauf hin, dass sie sich in dieser Sache mit der Union einigen müssten.

Der Vorsitzende der TGB, Bekir Yilmaz, wies darauf hin, dass es nicht nur Integrationsprobleme, sondern auch massive Ausgrenzungsprobleme gibt.

Hatte der Vater psychologische Probleme?
Über den brutalen Mord an der 15-jährigen B. Ö. berichten auch heute SABAH, MILLIYET und ZAMAN. ZAMAN geht dabei insbesondere Hinweisen nach, dass der Vater unter psychischen Problemen litt. Der Täter solle demnach an Depressionen leiden und in der letzten Zeit Anti-Depressiva zu sich nehmen. Die SABAH berichtet darüber hinaus, dass es ein Imam gewesen sei, der ihn dazu überredet hätte, sich Polizei zu stellen.