Erst durch die Studie „Brain Waste“ [pdf] sei die Öffentlichkeit auf die hohe Anzahl der nicht-anerkannten akademischen Abschlüsse zugewanderter Akademiker aufmerksam geworden. Aufgrund der Nicht-Anerkennung von Abschlüssen, seien viele Akademiker angehalten Berufe auszuüben für die sie überqualifiziert sind. Im Hinblick auf den Mangel von Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Informatikern wäre dies fatal. Böhmer sieht die Lösung in einem zügigeren Anerkennungsverfahren, das den Zugewanderten den Einstieg in ihren im Herkunftsland erworbenen Berufen ermöglichen soll. Zudem soll die Möglichkeit zur Nachqualifikation angeboten werden.
Im Mai vergangenen Jahres hatten die Wissenschaftlerinnen Dr. Bettina Englmann und Dr. Martina Müller die Ergebnisse ihrer Studie „Brain Waste“ vorgestellt. Laut der Studie sei es für qualifizierte Zuwanderer oft nicht möglich ihren im Herkunftsland erworbenen Beruf auszuüben. Als Ursache dafür wurden mangelnde Anerkennungsmöglichkeiten und fehlende berufliche Integrationsprogramme aufgeführt. In der Studie wurden Lösungswege aufgezeigt wie das Potenzial der zum Teil hoch qualifizierten Zuwanderer besser genutzt werden kann. Einer Schätzung der Universität Oldenburg zufolge sollen in Deutschland 500.000 zugewanderte Akademiker leben, deren Abschluss nicht anerkannt wird.
Auch dem Lehrermangel soll mit der zügigen Einstellung von qualifizierten Migranten entgegengewirkt werden. Dies hänge jedoch ebenfalls von einem beschleunigten Anerkennungsverfahren ab. Aufgrund der Unterbesetzung der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB), die für diese Verfahren zuständig ist, setze sich Maria Böhmer nun für eine zentrale, personell gut ausgestatte Clearing-Stelle ein, die auch den nicht-akademischen Bereich berücksichtigen soll.